Dem Brünetten wurde unglaublich schlecht, als er vor seinem Elternhaus stand und nicht so recht wusste, ob er seiner Mutter begegnen würde oder ob das Haus vollends leer und tot war. Vielleicht erwarteten ihn auch weitere, schlimme Dinge, mit denen er nicht gerechnet hatte und er würde einen weiteren Grund bekommen, wieso sein Leben umso mehr aus den Fugen gerät und er immer mehr ertrank. Mit einem leisen, beinahe tonlosen Atemzug drehte er den Schlüssel im Schloss um und spürte sein Blut in ihm aufsteigen. Ihm wurde kalt und heiß zeitgleich, Schwindel überkam ihm auch und für einen Sekundenbruchteil wurde ihm sogar schwarz vor Augen, als würde er hier und jetzt auf dem Boden zusammenkrachen, während Chan dem zusehen musste. Doch spürte er, wie dieser ihn reinschob und obwohl ein Teil sich mit Händen und Füßen wehren wollte, das Haus zu betreten, tat Felix genau das und sah sich erst einmal verwirrt um. Als würde er an der Umgebung erahnen wollen, ob er in Sicherheit war oder nicht. Da brachte ihm selbst die Anwesenheit des Älteren nichts, um ihm ein Gefühl der Sicherheit zu geben.
„Alles okay?", schien der Schwarzhaarige besorgt, bekam aber ein leises Zischen, welches ihm signalisierte, dass er ruhig sein sollte. Natürlich tat er das, war aber umso verwirrter, weil Felix ganz normal mit ihm hätte reden können. Recht schnell hatte er sich aber dann aus seiner Starre befreien können und atmete beruhigt aus.
„Sie ist nicht da. Keine Ahnung, wo sie ist, aber sie ist nicht da..." Ein erleichtertes, doch auch verletztes Lächeln legte sich auf seine Lippen. Auch wenn er kein sonderlich gutes Verhältnis zu seiner Mutter hatte, vermisste er sie auf eine gewisse Art und Weise. Dabei erschien es vollkommen falsch zu sein, dies zu tun. Immerhin hatte sie ihn verletzte, quält und ihm das Leben zur Hölle gemacht. Aber sie war eben immer noch seine Mutter und auch wenn sich das Verhältnis seit Rachels Tod verändert hatte, vermisste er wenigstens die liebevolle Frau, die sie gewesen war. Und die Erinnerungen, die er an sie hatte, taten zu einem gewissen Teil sogar weh. Sie umarmten ihn, als wäre es eine ganz normale Umarmung und erdrückte ihn sobald er sich viel länger mit ihnen beschäftigte. Sie erdrückte ihn und nahm ihm die Luft. Und ja, Felix vermisste seine Familie, sehr sogar, aber in den wenigen Jahren hatte er lernen müssen, das nichts für die Ewigkeit hielt und vieles sich sehr schnell ändern konnte. Die Umgebung. Die Menschen. Aber vor allem man selbst.„Ich dachte, sie würde sich freuen mich zusehen... wenigsten an meinem Geburtstag...", hauchte der Brünette und versuchte sich ein leises Wimmern zu verkneifen. Aus seinen Augen stießen sofort die Tränen hervor, flossen seine Wangen hinab, die er sich versuchte sofort wegzuwischen, damit es nicht auffiel. Doch wie sollte es keinem auffallen, wenn die Stimme noch so dünn wurde und jedes kleinste Wort noch so viel Kraft erforderte, dass man denken konnte, einem würde kein einziger Ton mehr entkommen?
„Es tut mir leid, Felix..."
Doch gab es keinerlei Gründe, dass Chan sowas sagte. Er hatte nichts getan, außer ihm aus dem Gefängnis zu holen und ihm zu helfen und doch fühlte er sich schlecht, dass sein Freund nun litt. Es fühlte sich auf einmal falsch an, dass er ihm geholfen hatte, obwohl es logischerweise das Richtige war. Doch wie konnte sich etwas falsch anfühlen, was doch vollkommen richtig war? Wieso waren Gefühle manchmal so etwas kompliziertes?
„Macht es dir etwas aus, wenn ich dich in den Arm nehme?", ging der Ältere auf Nummer sich, doch schien Felix noch so sehr in seiner eigenen Welt gefangen zu sein, dass er auf die Frage nicht erwiderte. Keine Worte, keine Geräusche, die dafür oder dagegen sprachen und auch keine Bewegung, dass Felix weder dafür noch dagegen war. Und irgendwie wusste Chan nicht, was er tun oder besser lassen sollte. Alles hätte in diesem Moment falsch sein können. Doch hielt er es nicht mehr aus, seinen Freund so zu sehen und nahm ihn einfach in den Arm, um ihn Trost zu schenken. Felix sollte sich keinesfalls allein fühlen. Das war das Letzte, was er wollte.
„Es ist okay... Ich bin hier und pass jetzt auf dich auf. Besser, als es deine Mutter jemals tun würde..."
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𝗗𝗿𝗼𝘄𝗻 ✧ CHANLIX
Fanfiction"Stille Wasser sind tief." - Doch Felix ertrinkt an seinen Gefühlen, während Chan von all dem nichts mitbekommt. Ein einfacher Strandurlaub sorgt dafür, dass Felix seine erste, richtige Freundschaft nach langer Zeit aufbaut. Doch, dass diese Freunds...