five 🌊

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Stillschweigend sah Felix dem Wasser zu, wie es auf ihn immer wieder zu kam, doch wenige Zentimeter vor ihm stehen blieb. So ein Anblick war nichts Neues für ihn gewesen, denn in seinen Ferien war er mit seinen Eltern oft an den Strand gefahren, auch wenn er oft umgezogen war. Das Schauspiel zog ihn allerdings aufs Neue in seinen Bann und ein wenig vermisste er den Kontinent, in dem die Jahreszeiten vertauscht waren im Gegensatz zum Rest der Welt.

Ein leises Seufzen entkam ihm, als er merkte, dass der Lockenkopf sich neben ihn gesetzt hatte und er nun seine Aufmerksamkeit bekam, während die anderen über irgendetwas anderes redeten, was Felix so gar nicht interessierte. Allgemein wollte er nicht hier sein und sein Kopf war eher bei sich zu Hause oder bei den Gedanken, wie er von hier flüchten konnte. Auch wenn er nach wenigen Tagen sowieso von hier verschwinden würde. Bis dahin musste er trotzdem die restlichen vier Tage herumbekommen und das war seiner Meinung nach nicht so einfach, wenn man sich ein Zimmer mit wildfremden Menschen teilte, während die eigenen Eltern die schönsten Tage ihres Lebens hatten.

"Geht's dir auch so, wenn du auf das Meer schaust, dass du zurück nach Australien willst?" Ein zögerndes Nicken von Felix, der sich auf die Lippe biss und dann die Luft aus seinen Lungen stieß. Eigentlich sollte er sich freuen, dass es Chan genauso ging, wie ihm. Doch in ihm tat sich nichts, außer dass er eben seine Worte gehört und hingenommen hatte. Es bewegte ihn nicht. Er lächelte nicht und genauso wenig gab er sonst etwas von sich und das verunsicherte den Älteren, weil er nichts aus seiner Mimik herauslesen konnte. Es war nicht einfach gewesen mit ihm ein Gespräch zu führen und doch versuchte er es immer wieder aufs Neue, weil er ihn nicht allein lassen wollte. Es fühlte sich falsch an, denn Jeongin, der vor Felix in ihrem Zimmer geschlafen hatte, hatten sie auch bei sich aufgenommen, als wäre er ein Teil ihrer kleiner Gruppe gewesen und am Ende hatten sie auch Nummern ausgetauscht gehabt. Felix war aber anders. Er war viel verschlossener, mehr in sich gekehrt. Absolut nicht vergleichbar mit Jeongin.

Jeder Mensch war anders gewesen, das wusste Chan. Doch hinter diesem ständigen Schweigen und dieser Ablehnung musste ein wenig mehr stecken, als nur sein Charakter. Davon wollte er allerdings auch nicht sonderlich viel mitbekommen. Schließlich kannten sie sich nicht und genauso wenig dachte er, dass sich etwas daran ändern würde, in den Tagen, wo Felix hier sein würde. Irgendwann könnten sie bestimmt etwas mehr reden, aber am Ende würden sie wohl eher Bekannte bleiben, als Freunde. Und irgendwann würden sie einander in Vergessenheit geraten.

"Du scheinst nicht sonderlich gesprächig zu sein, oder?", meinte Chan irgendwann und sah zu, wie der Mond hell am Himmel das Licht der Sonne reflektierte und dieses weiter auf die Erde übertrug, sodass sich dies im Wasser des Meeres spiegelte und es ein ziemlich schöner Anblick war in seinen Augen. Es wirkte beruhigend, sodass seine Mundwinkel nach oben zuckten. Sein Lächeln verblasste jedoch schnell wieder, als Felix ansetzte, umzureden.

"Ich hab' gelernt zu schweigen und Dinge hinzunehmen, wie sie kommen, da ich sie eh nicht ändern kann." Damit stand der Brünette auf und verließ Chan. Anstatt er zurück ins Hotel ging, lief er noch ein wenig auf dem Sand herum, spürte wie die warme Abendluft ihm durch sein Haar blies. Allmählich war ihm nicht mehr allzu warm gewesen in dem dicken Pullover. Oft hatte er sich von seinen Eltern anhören müssen, dass er sich doch ein Shirt anziehen sollte. Doch nie hatten sie hinterfragt warum Felix lieber nach etwas Langärmligen griff, als nach kurzen Sachen. Die Aussage, dass ihm kalt war, hatten sie einfach hingenommen, als wäre es nie auffällig gewesen, bei über dreißig Grad in einem Hoodie durch die Gegend zu schlendern.

Eigentlich sollte sich Felix über den Anblick freuen, der ihm hier geboten wurde. Immerhin erinnerte es ihn an seine alte Heimat. Doch irgendwie spürte er nichts, wieder einmal. Es war schön hier, keine Frage. Aber es fühlte sich dennoch falsch an hier zu sein. Und dass seine Schuhe den halben Sandstrand in sich trugen, wodurch ihm die einzelnen Körner höllisch an dem Füßen wehtaten, brachte ihn zu der Entscheidung seinen kurzen Ausflug zu beenden. Nur, damit ihm dann im selben Moment einfiel, dass er seinen Schlüssel im Zimmer vergessen hatte, weil ihn Chan so sehr unter Druck setzte und er gar nicht an alles gedacht hatte.

Also musste Felix erneut mit dem Jungen aus seinem Zimmer reden und bestimmt würde er von ihm verurteilt werden, wie er es so oft wurde.

𝗗𝗿𝗼𝘄𝗻 ✧ CHANLIXWo Geschichten leben. Entdecke jetzt