𝗗𝗿𝗼𝘄𝗻 ✧ CHANLIX

twenty eight 🌊

Der erste Schultag verging ziemlich schnell. Schneller, als es Felix eigentlich gewohnt war. Dagegen hatte er jedoch nichts. Das letzte Schuljahr würde er auch noch hinter sich bringen können und dann wäre er wohl ziemlich schnell weg. Weg von seinen Eltern, weg von Seoul, weg von Südkorea. Wo es ihn am Ende hinziehen würde, wusste er noch nicht, aber das war auch nicht wirklich schlimm gewesen.

"Wieso seid ihr eigentlich umgezogen?" Felix schien über seine Frage nicht wirklich darüber nachgedacht zu haben. Es wunderte ihn einfach, immerhin waren sie in seinem Alter gewesen und seine Eltern würden ihn auf den Mond schießen, wenn er mit so einer Idee um die Ecke kommen würde. Nie im Leben würden sie ihn einfach so allein wohnen lassen, denn dann würde seine Mutter seinen eigenen, persönlichen Stressball gehen lassen, wie er sich selbst oft nannte.

"Es ist viel in der Vergangenheit passiert und meine Eltern hielten es für eine gute Idee, wenn ich mir eine eigene Wohnung suche, die sie bezahlen.", gab ihm Hyunjin als Antwort. Somit war das Thema vom Tisch. Der Australier wollte einfach nicht zu sehr in irgendetwas herumstochern, was ihn nichts angeht. Dafür kannten sie sich zu wenig, zugleich würde er wohl auch nie in der Position sein, dass man ihm den wahren Grund anvertraute. Er kannte es. Er würde genauso niemanden von seiner Vergangenheit erzählen, denn dann würden seine Mitmenschen wissen, was für ein schlechter Mensch Felix in Wirklichkeit war.

"Verstehe..." Dabei ließ er seinen Blick über das Paar gleiten, die überraschenderweise nicht Händchen haltend umherliefen, sondern auf eine gewisse Distanz aus waren. Das verwunderte ihn, denn Paare wollten oft zeigen, dass sie zueinander gehören, in einer Beziehung waren. Doch von dem, ist bei Seungmin und Hyunjin nichts zu sehen. Schon im Urlaub gab es keine richtigen Anzeichen. Manchmal saßen sie nahe beieinander, sahen sich tief in die Augen, küssten sich in den seltensten Fällen, aber das typische Pärchengehabe, legten sie nicht an den Tag. Das war keineswegs schlecht, nein. Nur war der Brünette sichtlich verwirrt darüber gewesen.

Es wird bestimmt seine Gründe haben, wieso sie es nicht taten.

"Wir gehen jeden Montag, Donnerstag und Samstag zu Chan. Wenn du willst, kannst du immer mitkommen!", meinte Seungmin mit einem verschmilzten Grinsen. Leicht abwesend nickte Felix, obwohl er nicht einmal richtig zugehört hatte. Aber als er realisierte, was der Rothaarige gesagt hatte, wollte er keineswegs aufdringlich herüberkommen. Immerhin war es eine Sache, die die Drei immer machten, sich miteinander treffen und wenn er nun auch noch dort aufkreuzten würde, würden sie mitbekommen, dass Felix keine Freunde hatte. In seinen Augen erschien das ziemlich armselig und ganz egal, ob sie beteuern würden, dass es für sie okay war, war es für Felix nicht okay. Er wollte sich nicht wie das Ersatzrad vorkommen, was sie sowieso nicht brauchten.

"Sehr gut! Scheu dich nicht, dich einfach bei uns anzuschließen. Es tut immer gut neue Menschen kennenzulernen und irgendwann muss Chan auch mal begreifen, dass Einsamkeit nicht immer das Richtige ist und ihm eine Bezugsperson gut tun wird."

In Felix' Ohren hatte das einen ziemlich faden Beigeschmack, als wollte der Jüngere ihm damit sagen wollen, dass Chan endlich jemanden brauchte, zu dem er gehören und mit dem er vielleicht sogar eine Beziehung führen konnte. Dabei konnte Felix ihm nichts davon dem Lockenkopf geben. Zwar konnte er anderen bei deren Problemen zuhören, doch nie konnte er jemanden einen wirklich Ratschlag geben und vor allem war er kein Beziehungsmensch.

In seinen Augen war eine Beziehung etwas, was einen schwächte und von jemanden anderen abhängig machen konnte. Er wollte nicht wegen einem unnötigen Gefühl wie Liebe verloren sein. Seine zig anderen Gefühle, brachten ihn schon genug dazu, dass er verloren war und das reichte ihm völlig.

"Das klingt ja so, als würdest du verzweifelt nach jemanden für Chan suchen.", lachte Hyunjin, was Felix nur mehr als unangenehm war. Er wollte nicht mit irgendjemanden verkuppelt werden. Das taten vielleicht Teenager in der Mittelstufe, aber nicht fast Erwachsene. Jedenfalls war das seine Ansicht.
"So sollte das keinesfalls klingen! Das tut mir leid..."
"Schon gut"