one 🌊

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Es war ein heißer Sommertag gewesen, an denen sich Felix' Eltern gedacht hatten, dass es eine gute Idee war, einen Kurztrip ans Meer zu machen. Wie so oft, war der Junge genau derjenige gewesen, der am liebsten zu Hause bleiben und die Zeit in seinem Bett verbringen wollte. Besonders bei so einen Wetter hasste er es nach draußen zu gehen, wenn seine Mutter ihn wieder einmal dazu beauftragt hatte, einen kleinen Einkauf für sie zu erledigen. Schließlich hatte sie auch zwei gesunde Beine, um zum nächsten Laden zu gehen. Das konnte er ihr aber nicht auf die Nase binden. Da konnte er sich eine heftige Standpauke von ihr anhören und darauf hatte er noch viel weniger Lust.

"Was ziehst du für ein Gesicht? Damals mochtest du es doch auch, wenn wir in Australien ans Meer gefahren sind.", lachte sein Vater auf, legte seinen Arm um ihn. Felix' Gesicht behielt jedoch den gleichen, ausdruckslosen Ausdruck bei. Bis heute hasste er den Vergleich zur Vergangenheit und heute. Sie lebten nicht mehr in Australien, sondern in Südkorea, besser gesagt in Seoul, der Hauptstadt des Landes und mit jedem Tag hasste er es umso mehr hier. Und seine Eltern taten so, als würden sie schon immer hier leben. Ja, sie waren hier groß geworden, aber irgendwann hatten sie in Australien gelebt, Felix ist dort groß geworden und dass er nun in diesem kontroversen Land seinen Alltag bewältigte, war für ihn nie einfach gewesen. Die Menschen hier waren alle so grundverschieden, dass er sich nie einbringen konnte. Weder in der Schule, noch in seiner Freizeit, bis er es nach dem dritten Jahr in Seoul dabei beließ und sich seinem Schicksal - dem Alleinsein - stellte und sich mit diesem mehr als nur angefreundet hatte.

"Spätestens wenn wir dort sind, geht ihm das Herz auf. Du kennst ihn doch.", sprach seine Mutter und am liebsten hätte er es verneint. Doch er schluckte es herunter, schmiss seine Sachen auf den Rücksitz des Autos und ließ sich auf den freien, hinteren Platz nieder. Er konnte sagen, was er wollte. Seine Eltern wollten ihm so oder so nicht glauben. Deswegen ließ er den Urlaub über sich ergehen und wenn er sich krank stellte, konnte er wenigstens im Bett bleiben. Zu etwas anderem war er sowieso nicht zu gebrauchen.

"Das hoffe ich. Wir fahren ja nur wegen Felix dorthin, damit er mal was anderes sieht, außer sein Zimmer.", konnte er von draußen seinen Vater hören, was in ihm die Anspannung steigen ließ. Er hatte nie danach gefragt und doch gab man ihm indirekt die Schuld dafür und dann musste er so tun, als hätte er den Spaß seines Lebens. Und das war etwas, was er nicht konnte. Er konnte nicht auf Zwang glücklich sein, so wie man es von ihm verlangte. Das konnte er schon seit langer Zeit nicht mehr.

Die Autotüren schwang auf und somit war der Wagen vollbesetzt. Hinten war das ganze Reisegepäck, wo man denken konnte, dass die kleine Familie für zwei Wochen wegfuhr, anstatt nur für ein verlängertes Wochenende, und zwischen drinnen Felix. Vorn saßen seine Eltern, die sich über die irrelevantesten Themen unterhalten würden, sodass Felix schon aus Reflex sein Handy griff und seine Kopfhörer in den Anschluss steckte, damit er Musik hören und seine verhasste Welt für einen Moment ausblenden konnte.

Eines wusste er, am meisten würde er sich nämlich freuen, wenn er wieder hier war, in seinen Zimmer verschwinden konnte und sein bisher langweiliges Leben einfach so weiterführen konnte. Und bis dahin würde er die Zeit irgendwie herumschlagen können. So gut es eben ging.

Was er aber nicht wusste, war, dass es ein unvergesslicher Urlaub werden würde, der ihn erwartete und ihn veränderte.

𝗗𝗿𝗼𝘄𝗻 ✧ CHANLIXWo Geschichten leben. Entdecke jetzt