seventy four 🌊

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⚠️ Triggerwarnung: Erwähnung von Selbstmord ⚠️

Sieben ganze Tage hatte Felix im Krankenhaus bleiben müssen, weil er zwangsernährt werden musste. Seine körperliche Gesundheit war lebensbedrohlich geworden. Tagelang nichts zu essen hatte dazu gesorgt und in Kombination, dass er auch sonst nur mäßig bis kaum aß, hatte sich seine Gesundheit massiv über die wenigen Tage verschlechtert. Und doch war das nicht der Auslöser gewesen, dass Felix ins Krankenhaus musste. Den wahren Grund hatte Chan einen Tag später erfahren, als Seungmin bei ihm geklingelt hatte. Vollkommen verheult, von Schuldgefühlen zerfressen. Eigentlich hatte er nicht damit gerechnet, dass so etwas möglich war, als er seinem Freund zuhörte. Dieser hatte ihm nämlich Hyunjins komplette Vergangenheit unter Tränen erzählt, genauso wie, dass sie sich täglich gestritten hatten und auch, dass Hyunjin und Felix sich ein Versprechen gegeben hatten. Natürlich hatte es sich falsch angefühlt, einfach so darüber zu reden, immerhin hatte der Blonde nur Seungmin und Felix davon erzählt. Vielleicht hatte er auch nie gewollt, dass Chan davon wusste. Aber der Kopf des Brünetten war kurz vor dem Platzen gewesen. Wenn er nicht über all das sprach, denn wüsste er nicht, was mit ihm passieren würde.

Denn Hyunjin hatte sich an denselben Tag, als Felix seine Panikattacke bekommen hatte, das Leben genommen. Still und heimlich. Erst einen Tag darauf war Seungmin in ihre Wohnung gegangen, um die restlichen Sachen aus seiner Wohnung zu holen. Was er allerdings gesehen hatte, würde er wohl nie so einfach vergessen. Immerhin war Hyunjin seine erste, richtige Liebe gewesen, die er leblos, ohne jegliche Atmung auf dem Bett liegen sah. Im ersten Moment hatte er sich nicht groß etwas dabei gedacht, aber als er einfach auf Nummer sicher gehen wollte, konnte er nicht glauben, was passiert war. Immerhin schien es eindeutig zu sein. Die Hautfarbe war bleich, gar weiß gewesen, seine Haut war total kalt und eigentlich ein klares Zeichen dafür, dass jegliche Hilfe zu spät gekommen war.

Auch wenn niemand genau sagen konnte, was in der Zeit passiert war, in der Hyunjin allein war mit seinen Gedanken, war sich Seungmin mehr als nur sich er gewesen, dass ihn seine Vergangenheit eingeholt hatte und somit am Ende auch eines der Gründe, vielleicht auch der Grund war, dass er sich das Leben nahm. Wobei auch die Trennung und der daraufhin folgende Liebeskummer einen wichtigen Teil spielten und dazu vertrug. Das wusste er und deswegen würde er auch keineswegs abstreiten, dass es nicht seine Schuld war, dass sein Ex-Freund sich das Leben nahm. Nur was hätte er tun sollten? Es hätte ihn psychisch nur noch mehr zerstört mit Hyunjin zusammenzubleiben, auch wenn er dann die Gewissheit hatte, dass er sich womöglich nicht das Leben genommen hätte. Nur war es wirklich so oder einfach nur ein Wunschgedanke?

Am Ende konnte niemand etwas daran rückgängig machen und das war das eigentliche Problem: Wie sollte Chan seinem australischen Freund erklären, dass Hyunjin gestorben war? Immerhin hatte er seine Trauer für ihn die ganze Zeit irgendwie unterdrücken können, als er Felix oder Hannah besuchte. Nur konnte er sie nicht permanent verdrängen, weil er genau wusste, was passieren würde, wenn er dies noch einmal tat. Im Allgemeinen hatte er Felix einiges schonend beizubringen. Nicht nur den Tod ihres Freundes, sondern auch den Fakt, dass er sich an den Brand erinnern konnte und auch noch an einiges mehr.

Felix ließ seinen Blick durch den Raum schweifen, als er frisch vom Krankenhaus zurückgekommen war. Natürlich hatte ihn der Ältere abgeholt, keine Frage. Aber etwas schien doch irgendwie anders, gar beklemmend zu sein. Und ja, das ließ erneut Panik in ihm aufkommen, dass etwas passiert war in der einen Woche, wo er im Krankenhaus war. Aber was es genau sein könnte, wusste er noch nicht ganz genau. Sein Kopf war im generellen vollgewesen mit Gedanken, die er sich nicht erklären konnte. Er wusste nicht, woher sie kamen und wohin er mit ihnen sollte. Einerseits war er dankbar gewesen am Leben zu sein und andererseits hatte er eine riesige Angst davor, dass der Tod viel zu schnell auf ihn zu kam und ihn aus dem Leben riss. Dabei hatte er schon oft darüber nachgedacht und auch den Wunsch gehabt, einfach zu sterben. In dem Sinne hatte der Krankenhausaufenthalt etwas mit ihm gemacht, was er nicht erklären konnte und er wusste auch nicht, ob er glücklich darüber sein sollte. Glücklich darüber, dass er in seinem Leben viel lieber einen Neustart machen wollte, als es vollkommen herunterzufahren.

„Vielleicht sollten wir über etwas reden, Felix..."

𝗗𝗿𝗼𝘄𝗻 ✧ CHANLIXWo Geschichten leben. Entdecke jetzt