thirty three 🌊

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"Aber wer sind Sie, wenn ich fragen darf? Sind Sie ein Freund?" Auch wenn der leicht unterschwellige, misstrauische Unterton der Frau Chan eine kleine Gänsehaut gab und er sich etwas unwillkommen fühlte, schluckte er es einfach herunter und tat so, als hätte er es einfach überhört. Etwas anderes blieb ihm auch nicht übrig. Immerhin kannte ihn Felix' Mutter nicht, noch stand er mit ihm so sehr in Kontakt, dass er zu irgendetwas berechtigt war.

"Wir haben uns in den Ferien kennengelernt. Felix war in den Zimmer von meinen Freunden und mir." Resigniert nickte sie. Eigentlich wollte sie sich zu einem Lächeln zwingen, doch gerade fehlte ihr jegliche Kraft, als dass sie es hätte tun können und lehnte sich stattdessen am Türrahmen ab.
"Er macht gerade eine schwierige Zeit durch. Am Sonntag ist sein Vater gestorben und wenn er mit etwas nicht umgehen kann, verschwindet er für ein paar Tage. Mach dir um ihn nicht allzu große Sorgen. Bisher ist er immer zurückgekommen und dieses Mal wird er das auch tun." Schon hatte sich die Tür des Hauses geschlossen und Chan starrte verwirrt auf das massive, dunkle Holz. Viel eher kam es ihm so vor, als wäre er abgewimmelt worden und somit stieg seine Angst ein klein wenig.

Natürlich redete er sich ein, dass es nicht ganz so schlimm und das alles zu einem gewissen Grad Sinn machte. Zwar verstand er nicht, wie eine Mutter so seelenruhig sein konnte, wenn das eigene Kind verschwand. Denn in seinen Augen war es nur mehr als beunruhigend, aber Felix' Mutter hatte ihm auch keine Chance gelassen weitere Fragen stellen zu können. Daher biss er sich auf die Lippe und lief ein klein wenig überfordert weiter. Der Schwarzhaarige wusste nicht, was er denken sollte. Immerhin hatte er solch eine Situation noch nie erlebt und selbst wenn es nicht das erste Mal war, dass der Junge mit den Sommersprossen einfach so verschwand, beunruhigte es ihn sehr.

Es gab Momente, da wollte er auch von seinen Elternhaus flüchten, weil er es nicht mehr aushielt mit seinen Erzeugern unter einem Dach zu leben. Seinen Drohung oder jedenfalls die Vorstellung hatte er doch nie in die Tat umgesetzt, weil er nicht wusste, was passieren würde, wenn er es wirklich tat. Chans Eltern waren sehr streng gewesen und die Strafe, die ihn dafür blühen würde, konnte er sich nicht vorstellen. Darüber machte er sich jedoch nicht mehr den Kopf, schließlich hatte er eine kleine, eigene Wohnung und sah seine Eltern, wenn es sein musste, einmal in der Woche. Oft versuchte er es sogar auszudehnen, dass er sie zweimal im Monat sehen musste.

Aus diesem Grund war die Aussage der Frau für ihn mehr als nur seltsam gewesen. Es muss mehr passiert sein, als nur die Tatsache, dass sein Vater verstorben war. Er spürte es regelrecht, als Felix sagte, dass er nicht gehen wollte. Dass er nicht nach Hause wollte. Jedes Mal erkannte er den Schmerz in seinen Augen und doch hatte es Chan aufs Neue verdrängt, weil es in seinen Augen mehr als nur falsch war, wenn er ihn bei ihn behielt. - Sie kannten sich nicht lang und das würden normale Eltern nicht einfach so auf die leichte Schulter nehmen. - Es tat ihm weh zu sehen, dass Felix litt und doch waren ihm die Hände gebunden, weil er wusste, dass er nie wirklich etwas bewirken konnte. So war es immer gewesen, da er oft blind durch die Welt ging.

Die Problem seiner Freunde konnte Chan nicht sehen, so sehr er sich auch bemühte, weil er viel zu fokussiert auf seine eigenen war.

Leicht verzweifelt griff er nach seinem Handy, obwohl er wusste, dass ihn weder Seungmin, noch Hyunjin helfen konnte. Am Ende würden sie genauso ratlos wie Chan selbst sein und doch wollte und konnte er die Hoffnung nicht zum Ersticken bringen, obwohl es das Beste für alle wäre.

"Seungmin, Felix ist seit gestern nicht mehr nach Hause aufgetaucht und ich weiß nicht, wo er sein könnte...", fiel Chan mit der Tür ins Haus, als der Rothaarige den Anruf entgegen genommen hatte. Keine Begrüßung, sondern nur Chans Angst, die in ihm herrschte. Doch diese Ruhe, die dann zwischen ihnen herrschte, machte ihn mehr als nur unruhig. Er wollte doch einfach nur wissen, wo der Brünette war. Nicht mehr und nicht weniger.

𝗗𝗿𝗼𝘄𝗻 ✧ CHANLIXWo Geschichten leben. Entdecke jetzt