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⚠️ Triggerwarnung: Todeswunsch ⚠️

„Es tut so weh", wimmerte Felix. Noch nie hatte er sich so sehr gewünscht Erinnerungen wieder loszuwerden und ebenso wenig dachte er, dass sie ihn so sehr zerstören konnten, wie in diesem Moment. Dabei war er sich nicht einmal sicher, ob es das war oder noch viel mehr auf ihn lauerte. Immerhin fehlten ihm die Bilder, was Tage später passiert war, wieso es Chan so schlecht ging und wie er Australien verlassen hatte. Aber wollte er das alles auch noch wissen? Er kannte nun den Grund, wieso er den Älteren kannte und das sollte reichen. Es war keine schöne Erkenntnis gewesen und doch war er dankbar dafür, dass seine Psyche das zeigte, wovor sie ihm eigentlich schützen wollte. Er wusste nicht, was er fühlen sollte, außer eine extreme Leere, die nicht einmal vergleichbar war, wie die, die er sonst in sich trug, aber langsam zerbrach. Doch schien sie nun wesentlich intensiver zu sein und viel lieber wäre er sie wieder losgeworden.

„Es tut so weh Rachel auf dem Boden liegen zu sein, während du alles tust, um ihr Leben zu retten... Ich konnte nichts machen... Ich konnte mein Körper nicht bewegen... Es ist alles meine Schuld, Chan." Und da waren sie schon wieder, die immer wiederkehrenden Schuldgefühle, die wohl nie von dem jüngeren Australier ablassen würden. Dabei hätte er in seiner Verfassung nicht einmal etwas anrichten können. Sein Körper war schwach gewesen, kurz davor das Bewusstsein zu verlieren und doch passierte es auf mysteriöse Art und Weise nicht. Er blieb wach, selbst im Krankenwagen, als man ihm sagte, dass sie auf ihn aufpassen würden, war er wachgeblieben, weil er wissen wollte, wie es seiner Schwester ging. Die Tage danach schienen allerdings wieder vollkommen verschwommen zu sein. So, als hätte es diese niemals gegeben.

„Es ist nicht deine Schuld...", wollte Chan ihm ausreden. Nur wusste er nicht, wie er das jemals konnte, ob man dies überhaupt jemals konnte oder ob es viel eher ein kläglicher Versuch war, der am Ende nie etwas bewirken würde. Vor allem weil dem Älteren die Erinnerungen fehlten, nicht wusste, was passiert war, fühlte er sich aus diesem Grund hilflos Felix überhaupt helfen zu können, außer ihm leere Worte zu geben, die am Ende keinerlei Bezug zu irgendetwas hatten. „...Aber ich weiß nicht, wie ich dir diesen Schmerz abnehmen kann, Felix..." Dabei konnte Chan dies nie. Auch wenn er sich in naher Zukunft an alles erinnern konnte und wusste, wie sich der Brünette ungefähr fühlte, war in den vergangenen Jahren zu viel passiert, als dass er ihm irgendetwas hätte abnehmen können. Irgendeine Last, einen Gedanken oder auch nur eine Entscheidung hatte heutzutage keinerlei Bedeutung mehr gehabt. Felix' Leben schien zerstört und auch wenn er Hyunjin das Versprechen gegeben hatte, dass er versuchte durchzuhalten, wusste er selbst nicht einmal mehr, ob er das ertragen konnte. Ob ihn der Schmerz nicht bei lebendigem Leib endgültig auffraß.

„Ich will nicht mehr Leben, Chan... Ich kann das alles nicht mehr. Kann ich nicht endlich gehen? Könnt ihr mich nicht alle loslassen und mich einfach vergessen?" Felix' Worte waren ein Flehen. Flehen aus Verzweiflung, aus Hilfslosigkeit. Und ja, es war egoistisch gewesen. Nur hatte er jahrelang wegen seinen Eltern gelebt, weil er es ihnen nicht antun konnte, noch ein zweites Kind zu verlieren und nun hatte er seinen Vater verloren, seine Mutter war spurlos verschwunden. Vielleicht lebte sie nicht mehr und nun hatte er die hässlichen Bilder in seinem Kopf, wie Rachel dabei war vor seinen eigenen Augen zu sterben und Chans Hilfe rein gar nichts gebracht hatte. Wieso sollte er noch weitermachen?

„Wir werden dich niemals wieder vergessen, Felix... Ich kann dich nie wieder vergessen, weil du tiefe Spuren in mir hinterlassen hast. Ganz egal, ob ich mich an dich erinnern kann oder nicht... Am Ende sind wir immer miteinander verbunden. Und ich möchte dich nicht verlieren... nicht schon wieder."

𝗗𝗿𝗼𝘄𝗻 ✧ CHANLIXWo Geschichten leben. Entdecke jetzt