Tor 3.3

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Mit den Waffen im Anschlag stürzten wir uns aus dem Schacht, hinein in die vorletzte Etage des Raumschiffs und gingen hinter Tonnen und Kisten in Deckung.

Ein ähnliches Bild wie auf der vorigen Etage. Ersatzteile, Flüssigstoffe, Serviceroboter. Nur, dass diese hier anders waren.

Ein Pfeil bohrte sich neben meinem Kopf in eine der Tonnen.

"Achtung, sie haben Betäubungspfeile!", warnte ich die anderen und zog den Kopf ein.

"Sonst nur Reparaturlaser." Dr. Pfaff hielt den Analysator aus ihrer Deckung heraus, schwenkte ihn herum und las dann die Daten aus. "Sollte kein Problem sein."

"Also gut, Mr. Eiszombie lenkt das Feuer auf sich, Obergefreiter Müller und ich gehen über die Flanken und räumen mit den Robotern und den Wänden auf. Einwände?"

Ich blickte in die Runde.

"Na dann auf zum Touchdown, Jungs", feuerte die Ärztin uns trocken an. "Wir folgen euch, wenn die Luft rein ist."

Der Eiszombie preschte los, der Soldat und ich folgten im Schutz seines Körpers. Zischlaute markierten die ersten Treffer, die er einstecken musste. Doch ihm machte das nichts aus. Als er zwischen zwei Pfeilern hindurch rannte, die die obere Etage stützten, warf ich mich in die Deckung des rechten. Das sah in meiner Vorstellung cooler aus, als es sich jetzt anfühlte.

Ich spähte um die Ecke des Pfeilers und sah den Bereich der Wand, durch den sich die blinkenden Daten- und Energiekanäle zogen. Und einen Serviceroboter, der sie bewachte.

Etwas kleiner als ich selbst, abgerundete Formen in Weiß und Grün. Er bewegte sich auf Rädern auf mich zu, über denen ein Kunststoffrock zu einem geschlechtsneutralen Oberkörper führte. Er besaß Arme mit Händen und menschlichen wirkenden Fingern. Ein Zeigefinger war auf mich gerichtet und ich machte instinktiv einen Schritt zurück. Keinen Moment zu früh. Ein Streifen wurde zischend aus der Kante des Pfeilers geschnitten. In Kopfhöhe.

"Nur Reparaturlaser, ja?", rief ich zurück zur Ärztin. "Sollte das witzig sein?"

Ich stellte den Stanzer auf mittlere Streuung und ging in die Hocke. Ich hüpfte aus der Deckung, feuerte und sprang zurück. Wenn sich ein gebündelter Schuss wie eine extreme Version eines Zahnarztbohrers anhörte, dann konnte ich mir jetzt vorstellen, wie alle Zahnärzte der Stadt gemeinsam eine Party feierten und dabei im Takt ihre Folterwerkzeuge ein- und ausschalteten.

Ich wagte mich erneut hinter dem Pfeiler hervor und da lag der Roboter, so durchsiebt, dass er im besten Fall noch als Nudelsieb verwendet werden konnte. Die Wand im Hintergrund flackerte und versprühte Funken in den Raum.

Mit einem Knall von der gegenüberliegenden Wand gingen die Lichter komplett aus.

Monotones Klatschen erklang hinter mir, sicher Dr. Pfaff, dann huschte der Schein der alten Taschenlampe, die ich Klara anvertraut hatte, über den Boden neben mir.

"Gut gemacht!", flüsterte sie und Fipsi fiepste zustimmend.

"Warum flüsterst du?"

"Weil es dunkel ist und man im Dunkeln eben flüstert. Mensch, du weißt auch gar nichts."

"Gut zu wissen", flüsterte ich zurück.

Dr. Pfaff atmete neben Klara tief ein. Ich konnte mir vorstellen, wie sie im Dunkeln die Augen verdrehte.

Auf Zehenspitzen schlichen Klara und ich an Robotern vorbei, die wie Schaufensterpuppen in ihren letzten Bewegungen erstarrt waren. Vor einer Tür am Ende des Raums schlossen wir zum Obergefreiten Müller und Mr. Eiszombie auf.

HypothermieWo Geschichten leben. Entdecke jetzt