Tor 3.4

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"Drei!", rief der Eiszombie, rannte los und warf sich gegen die Tür. Es war immer wieder erstaunlich, was für eine Kraft in dem Kerl steckte. Er war eben einfach kein Mensch. Das Metall der Tür verbog sich quietschend an den Aufhängepunkten, flog zusammen mit ihm in den Raum und wir folgten ihm.

Grelles Licht blendete mich und ich riss instinktiv den Stanzer beiseite und vergrub mein Gesicht in meiner rechten Armbeuge. Trotzdem durchstieß ein rot glühender Glanz die Haut an den Rändern meines Arms. Die blöde Skibrille hatte ich natürlich im Raum mit den Tanks zurückgelassen.

Ich ließ den Stanzer mit der rechten Hand los und bewegte meinen Arm so, dass schließlich meine Hand die Augen bedeckte. Dann öffnete ich einen winzigen Spalt zwischen Mittelfinger und Ringfinger und wagte einen Blick.

Mitten im Raum schwebte eine pulsierende Kugel, nur etwa so groß wie ein Fußball. Mit jedem Pulsschlag stieß sie kleine Blitze aus, die Richtung Decke und Boden schossen. Mit jedem weiteren kleine Flammen, die hungrig nach dem frischen Sauerstoff leckten, den wir hineingelassen hatten.

Die Helligkeit der Kugel steigerte sich zu einem gleißenden Weiß.

"Schaut auf die Wände!", schrie Dr. Pfaff. "Sonst erblindet ihr!"

Ich schloss die Augen und drehte mich zur Wand. Ein weißer Streifen brannte auf dem Hintergrund meiner geschlossenen Augenlider, durch die rosa das Licht des Raums schimmerte. Ich öffnete die Augen und blinzelte. Der Streifen verschwand nicht.

"Mist!", fluchte ich. "Hätten Sie das nicht früher sagen können?"

"Selbst schuld, wer schaut denn schon freiwillig in so helles Licht?"

Ich natürlich, ich Idiot.

Die Wand, auf die ich jetzt blickte, war nicht nur von einzelnen Lichtbahnen durchzogen, wie die in den vorigen Etagen. Sie war komplett bedeckt mit Strömen in Rot, Orange, Gelb und glühendem Weiß. Der Ursprung der Ströme schien die Mitte des Raums zu sein. Denn von Boden und Decke flossen diese, pulsierend wie die Kugel, auf die Wand zu. Dort vereinigten sich die sich auf halber Höhe in einer Furche.

Gut, dass ich nicht empfindlich auf bunte Lichter reagierte, aber in Kombination mit den Hintergrundgeräuschen konnte das einen schon wahnsinnig machen. Ein Rauschen begleitete die pulsierenden Farben. Es hätte mich an Wellen erinnert, die an einen Strand geschwemmt wurden, nur, dass diese Wellen in vierfacher Geschwindigkeit heranschwappten und drohten, mein idyllisches kleines Strandhäuschen fortzureißen.

Dazu kam noch, dass es verdammt heiß war. Ich schaute auf meine Hand und konnte förmlich sehen, wie die Hitze kleine Schweißperlen aus meinem Handrücken sog. Hier gab es keine Verteidigungssysteme. Dieses Ding war Verteidigungssystem genug. Wer hier lang genug blieb, war selbst schuld und wurde über kurz oder lang einfach gekocht. Oder sofort gebraten, wenn er sich näher an die Kugel heranwagte.

So, wie der Eiszombie, dessen Bewegung ich aus dem Augenwinkel heraus wahrnahm. Ein Schritt, dann fluchte er, machte kehrt und kam neben mir an der Wand zum Stehen. Sein Gesicht hatte Blasen geschlagen.

"Ist das wirklich der Terraformer?", fragte ich ihn.

"Ich ... ich weiß nicht, was das ist. Ich habe etwas ganz anderes hier unten erwartet."

Großartig!

"Ich glaube, das ist die wahre Energiequelle des Schiffes", kam es von der Ärztin. "Die Solarzellen dienen nur zur Notstromerzeugung. Aber dieses Ding braucht das Schiff, um den Terraformer zu betreiben."

"Aber wo ist dann der Terraformer?", rief ich über das Rauschen hinweg.

"Der Terraformer ist ..." Sie machte eine Pause, in der sie wahrscheinlich die Daten des Analysators auslas. "Nein, wir befinden uns im Terraformer!"

HypothermieWo Geschichten leben. Entdecke jetzt