Zwischenspiel 7

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Die Medienpanels, die sich dicht an dicht quetschten und um jeden verfügbaren Zentimeter der Wände kämpften, zeigten den Schauplatz aus jeder erdenklichen Perspektive. Gemeinsam setzten sie ein trauriges Bild von Trümmern in Szene, und reglosen Körpern, die dazwischen verteilt lagen. Die meisten dieser Körper lebten noch, obwohl sie das im Angesicht ihres Versagens nicht verdient hatten.

"Auf Anfang!", wies Majorin Katharina Melnikowa einen Sik an, der sich mit zittrig schmierigen Händen bemühte, ihre Befehle so schnell wie möglich an das Anzeigesystem weiterzugeben. Dabei vertippte er sich zweimal und schielte zu ihr herüber, ob sie es gemerkt hatte. Es herrschte eine kühle Stille im Raum, weil sonst niemand etwas zu sagen wagte, und sie ordnete ihre Gedanken, damit sie sich nicht versehentlich zu einem Schneesturm entwickelte. Dann begann die Szene das zweite Mal abzulaufen.

Im überwachten Raum warteten fünf Männer, bewaffnet mit der neuesten Ausrüstung des Sicherheitskorps, auf die Ankunft ihrer Handelspartner. Ausrüstung und Waffen hatte die Majorin ihnen zukommen lassen, damit aus dem Handel eine Hinrichtung wurde. Es war nicht schwierig gewesen, diesen Technikfreaks eine Nachricht über das Netzwerk zukommen zu lassen und sie, mit dem Versprechen auf noch mehr Spielzeug, zum Handeln zu bewegen. Diese zweite Lieferung wollte sie zwar nie schicken, aber im Idealfall hätten sich beide Gruppen sowieso ausgelöscht.

Die Handelspartner, die auftauchten, kannte sie alle. Hätte sie nur früher gewusst, um wen, genauer gesagt, um was es sich bei ihnen handelte, hätte sie sie direkt in einem Sarg nach U4 verfrachtet. Leider war das Zeitreisen eine Disziplin, die bisher noch niemand von ihnen gemeistert hatte. Vier der Personen, die da ins Bild liefen, hatte sie nämlich erst vor Kurzem festgenommen und in den Ring schaffen lassen. Eigentlich als Bauernopfer, um das Desaster mit den Reformern abzuschwächen.

Bei der Sezierung des Körpers von Annadora und der ihrer Minenarbeiter hatte sich Beunruhigendes gezeigt. Sie war eine Angehörige der Thages gewesen und die Minenarbeiter allesamt Roboter. Ihre Körper wurden momentan von ausgewählten Wissenschaftlern untersucht. Wenn sie die Essenz extrahieren konnten, die sich im Körper der Frau befand, konnte man der Sache vielleicht noch etwas Gutes abgewinnen. Die Essenz konnte sich als der letzte Baustein herausstellen, den sie benötigten, um diesen verdammten Planeten endlich zu verlassen. Bis dahin würde die Zitadelle fest in ihren Händen bleiben, wie es seit dem Tag der Fall war, an dem sie ihren Fuß in dieses unsägliche Gebilde gesetzt hatten.

In der Gruppe, die sie verbannt hatten, hatte sie mindestens noch zwei weitere Thages entdeckt. Klara Kudyan, das Mädchen mit den Tieren und Daniel Adler, der Mann, der beinahe verbrannt war. Diese beiden wurden von Sergej Bolschakow alias Eisenarm, Thulius kleinem Bruder Moritz, seiner Freundin Cassandra und dem Roboter Brutus begleitet. Brutus, war eine hilfreiche Informationsquelle gewesen und ohne seine Hilfe, wären ihr wichtige Details entgangen. Eigentlich hatte erst er den entscheidenden Hinweis geliefert, dass sich unter dieser Gruppe ebenfalls Mitglieder der Thages befinden könnten.

Wie für die Thages typisch, spielten sie sich als Helden auf. Sie strahlten eine Dokumentation über sich selbst aus, wie sie an ihren Fähigkeiten feilten und wie sie den Abschaum im Ring zur Strecke brachten. Die Sendung war sogar bis in die Zitadelle geschwappt und ließ erneut Aufmerksamkeit für diese Leute aufkommen, nachdem sie mit ihrer Verbannung in den Ring bereits verebbt war.

Das Mädchen mit der Tierkontrolle nannten sie 'Die Schafsflüsterin'. Die Majorin schnaubte beim Gedanken an diesen lächerlichen Namen. Ihre Fähigkeit hatte sie entweder von den Thages erhalten oder sie war selbst eine von ihnen.

Den Mann mit der Prothese war schon vor seiner Verbannung als 'Eisenarm' bekannt gewesen, als er noch Einbrüche in der Zitadelle verübte. Bei ihm deutete nichts direkt auf einen Eingriff dieser schleimigen Universumsverbesserer hin. Er war nicht der Einzige, der so eine Prothese trug, auch in den Reihen des Sicherheitskorps gab es einige wie ihn.

HypothermieWo Geschichten leben. Entdecke jetzt