𝒞𝒽𝒶𝓅𝓉𝑒𝓇 𝒻𝑜𝓊𝓇

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"Komm, wir sind spät dran", drängelte Harry, während er mich an meiner Hand durch lange Flure, ein paar Treppen hinunter, um ein paar Ecken und wieder durch ein paar Flure hinter sich her zog.

"Hättest du dich nicht in meiner Bettwäsche verfangen wären wir pünktlich gewesen und jetzt hör auf so zu drängeln", nörgelte ich und stolperte beinahe über meine eigenen Füße.

"Ich habe mich aber auch nur verfangen, weil du die Knöpfe von außen zu gemacht hast, während ich gerade im Bettbezug war", verteidigte er sich grinsend und blieb vor einer großen Glastür stehen.

"Warum auch immer du in den Bettbezug kriechen musstest", seufzte ich und musste mir bei dem Gedanken daran zurück das Grinsen verkneifen.

"Neue Perspektiven erforschen", antwortete Harry knapp und ich zog skeptisch eine Augenbraue hoch. Aha.

Doch als der Lockenkopf mit Schwung die Tür zur Kantine öffnete und mir lautes Stimmengewirr entgegen hallte, war die Unterhaltung längst vergessen. Irgendwie hatte ich das Gefühl, dass alle Augen auf mir lagen und ich versuchte mich so gut es ging hinter Harry, der um einiges größer war als ich, zu verstecken, während wir die Tischreihen entlang gingen. Ich hatte es noch nie besonders gemocht, im Mittelpunkt zu stehen.

"Komm, die Essensausgabe ist dahinten", sagte Harry sanft und deutete mit dem Kopf zu einem kleinen Fenster hinter dem sich anscheinend die Küche befand.

"Du brauchst nicht nervös sein, niemand hier beißt, auch wenn manche vielleicht so aussehen", scherzte er und drückte mir einen Teller mitsamt Besteck in die Hände, bevor er sich selbst von dem kleinen Wägelchen mit dem Geschirr, das vor der Essensausgabe stand, bediente.

Gemeinsam gingen wir zu dem Fenster, hinter dem eine nett aussehende Frau unsere Teller mit irgendeiner grünen Pampe befüllte. Ein wenig angeekelt verzog ich das Gesicht, was Harry mit einem wissenden Grinsen kommentierte. "An den Mensafraß gewöhnt man sich mit der Zeit, vertrau mir."

"Wenn du meinst...", murmelte ich leise und betrachtete skeptisch die Pampe.

"Mach während des Essens einfach die Augen zu, schmecken tut es eigentlich ganz gut", schmunzelte der Lockenkopf, während er auf einen der vielen runden Tische zusteuerte.

"Hazza!", rief ein blonder Junge freudig und grinste Harry breit an, während ein schwarzhaariger mir neugierige Blicke zuwarf.

Außer den zwei saßen auch noch ein blondes und ein braun haariges Mädchen mit am Tisch, die mich nun ebenfalls interessiert betrachteten.

"Hey, Darling", lächelte Harry sanft und drückte der Blondine einen liebevollen Kuss auf die Lippen, bevor er sich neben ihr nieder ließ.

Ein wenig überrumpelt stand ich da. Harry hatte eine Freundin?

Natürlich hatte Harry eine Freundin. Am liebsten hätte ich mich gerade für meine Dummheit geohrfeigt. Wenn irgendwer eine Freundin hatte dann ja wohl Harry. Ich meine, er sah gut aus, war super nett und total einfühlsam. Da war es mehr als logisch, dass er eine Freundin hatte.

"Hey!", holte mich plötzlich eine tiefe Stimme zurück in die Gegenwart, "Alles okay Louis? Du warst gerade total weggetreten."

"Ja... ja.. ich... ja", stotterte ich.

Warum hatte mich die Tatsache, dass Harry eine Freundin hatte so aus der Bahn geworfen? Was interessierte es mich, ob er eine Freundin hatte oder nicht?

"Also das sind Zayn, Niall, Eleanor und Taylor", stellte er seine Freunde vor und zeigte der Reihe nach auf sie. "Setz dich doch."

Mit etwas zittrigen Händen stellte ich den Teller mit der grünen Pampe auf den Tisch und nahm dann zwischen Harry und dem blonden Jungen, bei dem es sich offenbar um Niall handelte, Platz.

"Endlich bist du da", seufzte der schwarzhaarige Zayn, der mir gegenüber saß grinsend, "Harry redet seit einer Woche von nichts anderem mehr, als von seinem neuen Mitbewohner. Das war ja kaum auszuhalten."

"Stimmt gar nicht", protestierte Harry sofort und warf seine Scheibe Brot, die er sich zu der Pampe genommen hatte, nach Zayn.

"Ganz ruhig, Kiddis, mit essen spielt man nicht", meldete sich plötzlich eine mir bekannte Stimme zu Wort und Liam nahm am Tisch zwischen Niall und Zayn Platz. 

"Er hat mich geärgert", verteidigte sich Harry und holte sich sein Brot, das halb in Zayns Pampe gelandet war, zurück.

"Wie alt seit ihr, fünf?", fragte nun die braunhaarige Eleanor und verdrehte kopfschüttelnd die Augen.

"Sagt die, die mit Zayn eine Wasserschlacht im Flur veranstaltet hat", grinste Harry herausfordernd.

"Touché."

Neugierig betrachtete ich die Truppe und folgte aufmerksam ihren Gesprächen, während ich die Pampe, die tatsächlich gar nicht so schlimm schmeckte wie sie aussah, löffelte. Ich beteiligte mich eigentlich gar nicht an den Gesprächen, aus Angst irgendwie missverstanden oder ausgelacht zu werden. An meiner alten Schule hatte nie jemand besonders viel Wert auf meine Meinung gegeben und ich war es gewohnt, wie Luft behandelt zu werden. Ich kam damit klar.

"Und bei dir so Louis?", fragte Nial mich plötzlich und mit einem Mal waren alle Augen auf mich gerichtet.

"W-was?", hakte ich nervös nach, denn ich war so in Gedanken gewesen, dass ich für einen Moment nicht zugehört hatte.

"Wir haben gerade über die AG's geredet", erklärte der Blonde lachend, "Wie sieht es bei dir aus? Hast du irgendwelche Hobbys oder Freizeitbeschäftigungen? Wir könnten nachher zusammen zum schwarzen Brett gehen, dann kannst du dich eintragen. Natürlich nur, wenn du möchtest."

"Ich... ähh...", stammelte ich unsicher, "Also ich spiele ab und zu ganz gerne Fußball... oder so..."

"Echt?", stieß Eleanor begeistert aus, "Ich auch, vielleicht kommst du ja in mein Team wenn du Glück hast, dann kennst du schon jemanden und bist nicht so alleine."

"Das wäre cool", erwiderte ich ehrlich und strahlte sie dankbar an.

"Na dann wäre das ja geklärt", grinste Niall stolz, "Und sonst so? Erzähl mal etwas über dich Louis, wir wissen ja kaum etwas."

"Dränge ihn doch nicht so", seufzte Harry, "Er ist vor zwei Stunden angekommen, lass ihn sich doch erst einmal einleben, bevor du damit anfängst, den armen Jungen auseinander zu nehmen."

Den armen Jungen. Jungen. Das war das erste mal, dass ich von jemanden, abgesehen von meiner Familie, als das akzeptiert wurde, was ich war und es fühlte sich ungemein gut an. Ich spürte, wie mir ein breites Grinsen ins Gesicht stieg und mir ganz warm ums Herz wurde. Ich war ein Junge.

"Hey, alles klar Kumpel?", fragte Zayn plötzlich an mich gewandt, "Du grinst ja wie ein Honigkuchenpferd."

"Ja", lächelte ich, "Ich war nur gerade so überwältigt davon, so tolle Menschen wie euch getroffen zu haben..."

"Gott bist du niedlich!", seufzte Niall gerührt, legte einen Arm um meine Schulter und zog mich an sich, während er liebevoll meine Frisur zerstörte.

Vielleicht hatte ich das erste mal in meinem Leben die Chance, echte Freunde zu finden. Menschen, denen ich vertrauen konnte. Menschen, die für mich da waren und mit denen ich herum albern konnte. Freunde.

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Ich hab ab heute Ferien :)

1111 Wörter - Ivy


Sweet Creature - Larry StylinsonWo Geschichten leben. Entdecke jetzt