"What the hell I'm supposed to do?" The Night We Met - Lord Huron
Bevor ich irgendetwas sagen oder tun konnte, hatte Harry bereits den Schrank über dem Waschbecken aufgerissen und kramte darin herum, bis er ein erste-Hilfe-Päckchen heraus zog und einen Verband daraus holte. Vorsichtig nahm er meine blutverschmierte Hand, die ich noch immer auf die Wunde, die einfach nicht aufhören wollte zu bluten, hielt und legte eine Wundauflage auf den Schnitt, ehe er sie mit dem Verband befestigte.
Die Tränen liefen mir noch immer über die Wangen und meine Unterlippe zitterte leicht.
Liebevoll nahm Harry nun meine Hände in seine und strich sanft mit den Daumen über meine Handrücken, während er meine Arme dabei ein wenig hin und her drehte. Er wollte herausfinden, ob ich noch mehr Wunden hatte. Ob ich Narben hatte. Ob ich mich ritzte.
"Ich.. ich wollte nicht, dass es so sehr blutet...", schluchzte ich leise während ich mit meinen Augen nach dem Blick des Lockenkopfes suchte.
Grün traf auf blau.
"Shh...", murmelte Harry nur und drückte mich dann an sich.
Schluchzend schlang ich meine Arme um seinen Hals und legte meinen Kopf auf seiner Schulter ab. Erschöpft schloss ich die Augen und atmete für einen Moment lang seinen lieblichen Duft ein. Er roch so gut. Ein wenig nach Aftershave, aber vor allem nach Harry. Einfach nur nach Harry.
Noch nie in meinem Leben war ich einem fremden Menschen so nahe gewesen, wie Harry. Irgendetwas war an ihm, das mir das Gefühl gab, ich könnte ihm vertrauen. Das mir das Gefühl gab, er könnte mich vielleicht mögen.
Als ich spürte, wie er seinen Griff langsam lockerte und diese wunderbare Umarmung beenden wollte, schmiegte ich mich noch ein wenig mehr an ihn, in der Hoffnung, er könnte mich vielleicht noch ein wenig länger so halten. Und tatsächlich legte er seine Arme wieder fester um mich, liebevoller, beschützerischer. Müde ließ ich mich einfach von ihm halten und hätte er mich losgelassen, wäre ich vermutlich hingefallen, so sehr gab ich mich ihm in diesem Moment hin.
Und ich wusste noch nicht einmal, warum ich das tat. Vielleicht, weil ich mich so sehr nach Liebe sehnte.
Auch wenn ich am liebsten bis zum Ende meines Lebens hier so mit Harry gestanden hätte, löste ich mich nach einer Weile von ihm. Obwohl es jetzt wahrscheinlich schon längst zu spät war, sollte er mich nicht für eine emotionale Heulsuse halten. Das war unmännlich oder nicht?
"Wow", hauchte der Lockenkopf leise und strich mir liebevoll über die Wange, "Die Umarmung hast du wirklich mal gebraucht oder?"
"Tu.. tut mir leid...", murmelte ich und sah betreten auf meine nackten Füße.
"Nein", widersprach er sofort, "Hey, sieh mich an."
Unsicher hob ich den Blick und suchte in seinem Gesicht nach einer Reaktion. Nach Hass. Nach Anzeichen dafür, dass er mich jetzt auslachen würde. Doch alles was ich sah, war pure Liebe... und Besorgnis.
"Sag das nicht. Bitte. Sag das nicht", bat er leise, "Ich bin für dich da, okay? Ich bin immer für dich da."
Ein unsicheres Lächeln stahl sich auf meine Lippen. So etwas hatte noch nie jemand zu mir gesagt. Und alles in Harrys Blick sagte mir, dass er es vollkommen ernst meinte. Würde er das auch zu mir sagen, wenn er wüsste, was ich war? Nein. Vermutlich nicht.
"Komm, lass uns die Sauerei beheben", lächelte er und nahm meine blutverschmierte Hand, um sie unter dem Wasserhahn sauber zu waschen, bevor er auch die Klinge säuberte.
Gedankenverloren ließ ich meinen Blick über seinen nackten Oberkörper wandern. Die leichten Muskeln, die reine Haut. Alles an diesem Jungen schien so perfekt zu sein. Warum konnte ich nicht so einen Körper haben? Warum konnte ich nicht oberkörperfrei durch unser Zimmer laufen? Warum musste ich dieses verdammte Ding tragen, um meine Brüste zu verstecken? Warum war ich nicht einfach normal?
"Du machst es schon wieder", schmunzelte Harry, während er mit einem Lappen über den Boden wischte.
"Was?"
"Mich angaffen, du Creep", grinste er verschmitzt.
"Tschuldigung", murmelte ich leise und senkte ertappt den Blick. "Du Harry?"
"Mhm."
"Ich... ich muss dir noch was sagen... was du vielleicht wissen solltest, wenn wir in Zukunft zusammen wohnen... und so..."
"Ja?"
"Ich... ich... ich bin schwul."
"Okay."
Okay? Okay? Das war alles? Okay?
"Ich kann das voll verstehen, wenn du möchtest, dass ich in einem anderen Zimmer wohne oder so. Ich mein ich..."
"Louis", unterbrach Harry mich und stoppte seine Wischaktion, um mich ansehen zu können, "Warum sollte ich nicht mit dir zusammen wohnen wollen? Weil du schwul bist? Das ändert doch nichts und ich werde ganz bestimmt nicht dabei zusehen, wie du vielleicht zu einem homophoben Arschloch ins Zimmer gestopft wirst. Du bleibst hier bei mir okay?"
"Gibt es die hier?", fragte ich panisch, "Homophobe Arschlöcher meine ich..."
"Solange du bei Zayn, Niall, Liam, Eleanor, Taylor oder mir bleibst nicht", lächelte der Lockenkopf, "Für den Rest kann ich nicht garantieren, die kenne ich nicht ganz so gut. Aber solange du bei uns bleibst, werden wir dich mit Händen und Füßen verteidigen, wenn dir irgendjemand blöd kommt."
"Danke", schmunzelte ich vorsichtig und erwischte mich selbst wieder dabei, auf Harrys definierten Oberkörper zu gaffen. "Tschuldigung", murmelte ich leise und spürte, wie ich rot anlief.
"Kannst ja nichts dafür, dass ich so umwerfend aussehe", grinste der Lockenkopf amüsiert und ging dann aus dem Badezimmer, um sich ein Handtuch aus dem Schrank zu nehmen. "Kommst du mit mir duschen?"
"Nein ich... dusche lieber abends...", stotterte ich überrumpelt.
Die Gemeinschaftsduschen. Da war ja was.
"Kann ich dich denn alleine lassen?", fragte er besorgt und sein Blick wanderte auf meinen verbundenen Unterarm.
Stumm nickte ich.
Harry wollte gerade raus gehen, doch dann drehte er sich noch einmal um und schloss mich in eine liebevolle Umarmung. "Bitte rede das nächste Mal mit mir, bevor... bevor du... so etwas tust. Kannst du mir das versprechen?"
"Ja, versprochen", flüsterte ich leise in seine Locken, bevor er mich wieder losließ.
"Du musst definitiv mehr geknuddelt werden", stellte er fest und streichelte mir vorsichtig über meinen unverletzten Unterarm, "Ist es okay für dich, wenn ich dich ab jetzt öfter umarme?"
"Ja. Ja das... ist okay."
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1020 Wörter - Ivy
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Sweet Creature - Larry Stylinson
Fiksi Penggemar"Warum vertraust du mir nicht Louis?" "Weil du mich dann vielleicht nicht mehr so ansehen würdest" Louis ist Transgender. An seiner Schule und in seiner Stadt wird er täglich gemobbt und hat keinen einzigen Freund. Als er es irgendwann nicht mehr au...