"Schläft er?", fragte mich Eleanor, als sie das Zimmer betrat.
Ich warf einen verträumten Blick auf Harry, der seine Arme um meine Taille geschlungen hatte, den Kopf auf meiner Schulter gebettet und leise ein und ausatmete. Leicht nickte ich. Wie es ihm wohl ging? Warum hatte er mich geküsst? Warum war er hier bei mir und nicht bei Taylor, die draußen auf ihn wartete? Warum wollte er mit ihr reden?
Empfand er womöglich auch etwas für mich?
"Gut. Wie geht es dir Lou?", fragte sie besorgt und setzte sich auf die Bettkante, ehe sie eine Hand auf meine Stirn legte und mir liebevoll über die Wange streichelte.
"Ganz okay denke ich", erwiderte ich leise.
"Das ist schön", lächelte sie ehrlich, bevor sich ihr Gesichtsausdruck blitzartig veränderte, "Und wie lange trägst du das Ding jetzt schon? Weißt du, wie schädlich das für deine Lungen ist?"
"El, beruhige dich", versuchte ich sie zu beschwichtigen, obwohl ich selbst gerade unruhig wurde, "Wer weiß es noch?"
"Niemand und jetzt antworte auf meine Frage."
"Nur ein paar Tage... Was meinst du mit niemand? Irgendwer hat es mir doch ausgezogen und untersucht wurde ich sicherlich auch oder nicht?"
"Ein paar Tage? Louis, bist du lebensmüde?", rief sie so laut, dass Harry leise etwas unverständliches grummelte.
"Tschuldigung", murmelte sie dann etwas leiser, "Ich war das Lou, ich bin Schülersanitäterin und konnte gerade noch einmal dafür sorgen, dass die Krankenschwester nur einen kurzen Blick auf dich geworfen hat und nichts mitbekommen hat. Aber das ist jetzt nicht so wichtig. Bitte versprich mir, dass du in Zukunft auf dich aufpasst. Du kannst das nicht über Nacht tragen, das ist Warnsinn und wenn du mir das nicht versprichst, muss ich dich verpfeifen."
"Nein!", flehte ich und spürte, wie mir Tränen in die Augen stiegen, "Bitte El, das kannst du mir nicht antun. Du weißt nicht, wie es war... an meiner alten Schule..."
"Lou, ich mache mir Sorgen um dich", murmelte sie leise und nahm vorsichtig meine Hand in ihre, "Versprich mir einfach, dass du ihn nachts ablegst, okay?"
"Okay..."
-
Natürlich legte ich den Binder die nächsten Nächte nicht ab, ich hatte einfach viel zu viel Angst davor, dass Harry etwas merkte, auch wenn wir in unterschiedlichen Betten schliefen. Apropos Harry... Er hatte nicht mit Taylor geredet. Nicht an diesem Abend und auch nicht an den darauf folgenden.
Eigentlich war alles genauso wie zuvor. Er unternahm Sachen mit Taylor und ich war das dritte Rad am Wagen. Es war fast so, als hätte es diesen Kuss niemals gegeben. Und langsam glaubte ich, dass es vielleicht nur ein wundervoller Traum oder einfach Einbildung gewesen war.
Mit Gigi und Kendall verstand ich mich inzwischen richtig gut und unternahm auch nach der Schule mit ihnen manchmal etwas. Das einzig blöde daran war Kendalls Freund. Ich glaubte, er mochte mich nicht besonders, was allerdings auf Gegenseitigkeit beruhte. Mir gefiel es nicht, wie er Kendall behandelte wie den letzten Fußabtreter und einmal hatte ich mitbekommen, wie er vor seinen Kumpels über sie geredet hatte, wie über einen billigen Gegenstand, der es nicht Wert war, geliebt zu werden.
Ich wusste, dass sie enorm unter ihm litt, aber sie hatte zu sehr Angst vor seiner Reaktion, wenn sie mit ihm Schluss machen würde, dass sie das alles hin nahm. Ich hatte ihr oft angeboten, mal mit ihm zu reden, aber sie meinte daraufhin nur, dass sie das selbst machen müsste und ich mich da nicht einmischen sollte. Ich hoffte einfach nur, dass sie ihm irgendwann endlich mal ordentlich die Meinung geigen konnte und von ihm los kam.
"Ich sterbe, es war so anstrengend heute", seufzte ich, während ich unser Zimmer betrat und meine Sporttasche in irgendeine Ecke warf.
Leises Schluchzen aus der Richtung von Harrys Bett.
Mit einem Mal war meine gute Laune verflogen und ich lief auf das zusammengerollte Knäuel, das sich unter der Bettdecke versteckte zu, bevor ich mich vorsichtig auf die Bettkante setzte.
"Harry, hey, was ist passiert?", fragte ich besorgt und legte sanft meine Hand auf eine Stelle der Decke, wo ich seine Schulter vermutete. Erneutes Schluchzen.
"Shhh", murmelte ich leise, während ich vorsichtig seine Decke hoch schob und die Arme ausbreitete. "Komm her, großer."
Aus geröteten und verheulten Augen sah er unsicher zu mir hoch, bevor er langsam zu mir robbte und sich schließlich in meine Arme warf. Beruhigend kraulte ich ihm über den Rücken, während seine Locken leicht an meinem Kinn kitzelten. "Möchtest du mir erzählen, was passiert ist?"
"Ich... hab... mit... Taylor... Schluss... gemacht...", schniefte er leise in meine Halsbeuge und krallte sich mit den Fingern in meinem verschwitzten T-Shirt fest, "Ich... wollte... ihr... doch... nie... wehtun..."
"Ich weiß Harry, ich weiß", flüsterte ich leise und drückte seinen bebenden Körper zaghaft gegen meinen, "Aber so tust du ihr weniger weh, als wenn du ihr noch weiterhin etwas vorgespielt hättest. Es ist besser so, glaub mir."
Was war er nur für ein lieber Mensch? Es gab nicht viele wie ihn, vor allem nicht in dem Alter, die eine Trennung so mit nahm und das nicht aus dem Grund, dass sie verletzt wurden, sondern, dass sie Angst hatten, den anderen zu sehr verletzt zu haben.
"Sie wird glücklich, okay? Das verspreche ich dir..."
Und vielleicht werde ich das jetzt auch... mit dir.
"Lou?", er löste sich aus der Umarmung und sah unsicher zu mir hinauf, "K-Kannst du bei mir schlafen?"
Liebevoll strich ich ihm eine Locke hinters Ohr. "Klar, aber erst müssen wir zum Abendessen, okay? Ich möchte nicht, dass du mir verhungerst..."
Zögerlich nickte er, bevor er plötzlich seine Lippen auf meine drückte. Ein wenig überrascht erwiderte ich den Kuss, schmeckte seine salzigen Tränen und spürte die Unsicherheit, die auf seinem gesamten Körper lag, als er plötzlich den Kopf wieder abwandte und schluchzend gegen meine Brust lehnte.
"Ich... ich... kann das noch nicht", schluchzte er leise und ein Zittern durchfuhr seinen Körper.
"Shh", murmelte ich besorgt und legte meine Arme fest um seinen bebenden Körper. Er war so verwirrt, so unsicher und wirkte mit einem mal so zerbrechlich, fast, als würde er durch eine falsche Berührung kaputt gehen.
"Wir haben alle Zeit der Welt, okay?"
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Heyy, weil ich heute Geburtstag habe, ziehe ich das Updaten mal ein wenig vor xD
Finally fifteen :)
1035 Wörter - Ivy
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Sweet Creature - Larry Stylinson
Fanfiction"Warum vertraust du mir nicht Louis?" "Weil du mich dann vielleicht nicht mehr so ansehen würdest" Louis ist Transgender. An seiner Schule und in seiner Stadt wird er täglich gemobbt und hat keinen einzigen Freund. Als er es irgendwann nicht mehr au...