𝒞𝒽𝒶𝓅𝓉𝑒𝓇 𝒻𝑜𝓊𝓇𝓉𝓎𝑜𝓃𝑒

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"Stop your crying. Baby, it'll be alrigh" Sign of the Times - Harry Styles


Mit verheulten Augen starrte ich auf das Plastik in meiner Hand. Zwei rote Striche. Immer mehr Tränen rannten meine Wangen hinunter und tropften auf den Fliesenboden. Schluchzend zog ich das Badehandtuch enger um meinen nackten Körper.

"Lou, bist du fertig mit duschen? Wir müssen gleich los."

Ohne auf eine Antwort von mir zu warten, drückte Harry die Türklinke hinunter und kam ins Badezimmer.

"Hey, was ist passiert?", fragte er besorgt und schloss schnell die Tür hinter sich, bevor er zu mir kam und sich neben mich auf den Boden setzte. Liebevoll legte er einen Arm um meine Schultern und wischte mir mit der anderen Hand die Tränen von den Wangen. "Shh, Lou. Was ist los?"

"Ich bin so falsch", wimmerte ich leise und lehnte meine Stirn zitternd gegen seine Wange. "Hast du mich überhaupt mal angesehen?"

"Ja, oft", lächelte er warm, "Und jedes Mal wieder werde ich davon verzaubert, was für ein wunderschöner junger Mann du doch bist."

"Ich meine es ernst, Harry", schluchzte ich leise, wobei ich das kleine Lächeln, das auf meinen Lippen erschien nicht verhindern konnte.

"Ich auch, Lou", brummte er sanft und vergrub seine Nase in meinen noch leicht feuchten Haaren. "Was hast du da?"

Sofort spürte ich, wie die Tränen, die gerade wieder weniger geworden waren, erneut über mein Gesicht liefen und ein lautes Schluchzen ließ meinen gesamten Körper beben. Vorsichtig legte Harry seine warmen Hände auf meine geballten Fäuste und löste einen meiner Finger nach dem anderen. Wimmernd schloss ich die Augen, während ich zitternd den Griff um das kalte Plastik lockerte.

Ich hörte, wie er laut schluckte, bevor er mir einen zärtlichen Kuss auf die Stirn hauchte.

"Wo hast du den her?", fragte er dann leise.

"Schrank", schniefte ich zitternd und deutete in Richtung Waschbecken unter dem ein kleiner Schrank war in dem sich, wie ich vorhin herausgefunden hatte, jede Menge Hygieneartikel befanden. Unter anderem auch Schwangerschaftstests.

"Komm mal her", murmelte er sanft und breitete seine Arme aus.

"Ich bin nackt, Harry", erwiderte ich schluchzend und zog den dünnen Stoff des Handtuchs fester um meinen Körper.

"Ich hab dich schon mit weniger gesehen", lächelte er schwach, "Komm her, ich schau auch nicht hin. Versprochen."

Langsam robbte ich näher an ihn, bevor ich mich scheu auf seinen Schoß setzte und die Beine um seinen Rücken klammerte. Vorsichtig schlang ich meine Arme um seine Taille und schmiegte mein Gesicht gegen seinen weichen Pullover, der so schön nach ihm roch.

"Besser?", fragte er, während er mir das Handtuch wieder um legte, sodass es meinen Rücken und meine Schultern bedeckte. Stumm nickte ich und kuschelte mich noch ein wenig mehr an ihn. In diesem Moment wünschte ich mir nichts sehnlicher, als dass wir einfach für den Rest aller Tage hier so sitzen könnten.

-

"So Mr. Tomlinson", lächelte der Arzt, der soeben in den Raum kam, warm, "Sie sind hier weil...", prüfend warf er einen Blick auf seine Unterlagen, "Sie denken, sie seien eventuell schwanger?"

Mit rasendem Herzen nickte ich und umklammerte Harrys Hand noch ein wenig fester.

"Nun, ich denke, da könnten wir glatt auf einen Test verzichten. Ich meine..."

"Ich bin Transgender", unterbrach ich ihn und starrte betreten auf meine Füße.

Schweigen.

"Das... macht dann schon eher Sinn", schmunzelte er freundlich, ehe er auf die Liege im Raum deutete, "Dann bitte ich Sie, einmal dort Platz zu nehmen und ihren Bauch frei zu machen, damit wir einen Ultraschall durchführen können."

Brav gehorchte ich und löste meine Hand aus Harrys, der sich derweilen auf einen kleinen Hocker im Raum niederließ.

"Nehmen Sie Hormone, Mr. Tomlinson?", fragte der Arzt, während er irgendetwas in seinen Computer eintippte.

"Ja", murmelte ich leise, "Seit einem halben Jahr ungefähr."

"Und warum denken Sie, dass Sie schwanger sein könnten?"

"Mir war sehr übel in den letzten Tagen und ich hatte starke Magenkrämpfe... Außerdem ist meine Regel längst überfällig und ich hatte vor zwei Wochen ungeschützten Geschlechtsverkehr..."

"Geplant?", fragte der Arzt, während er auf seinem Hocker langsam zu mir hinüber rollte und ich mein Sweatshirt hoch schob, "Sie scheinen mir noch sehr jung zu sein und ihr Freund da drüben erst recht... Vorsicht, das könnte jetzt kalt werden."

Im selben Augenblick, in dem er das kühle Gel auf meinem Bauch verteilte und mit seinem Gerät darüber fuhr, bildete sich auf meinem gesamten Körper eine Gänsehaut. Mit rasendem Herzen blickte ich zu Harry, dessen Blick aufmerksam auf den kleinen Monitor, der das Innere meines Körpers wieder spiegelte, gerichtet war.

"Nein", erwiderte ich zitternd, "Ungeplant."

"Dann dürfte ich Sie wohl beruhigen können", lächelte er sanft und hob sein Gerät an, bevor er mir ein Papiertaschentuch reichte, mit dem ich das Gel von meinem Bauch wischte, "Sie sind nicht schwanger."

Ich spürte, wie mir augenblicklich ein riesiger Stein vom Herzen fiel und all die Anspannung der letzten Stunden plötzlich wie weggeblasen schien.

"A-aber wie?", stotterte ich unsicher, "Ich habe Zuhause einen Test gemacht und der war positiv..."

"Das kann schon mal vorkommen", erwiderte der Arzt freundlich, "Die Wahrscheinlichkeit, dass solche Selbsttests fälschlicherweise positiv ausfallen ist zwar wirklich sehr gering, aber es ist dennoch möglich. Zur Sicherheit würde ich Ihnen allerdings noch Blut abnehmen wollen, um wirklich sicher zu gehen."

Zustimmend nickte ich.

"Dann schieben Sie sich bitte den Ärmel ein wenig hoch. Meine Kollegin wird gleich kommen und die Blutabnahme durchführen. Die Ergebnisse werden morgen vermutlich da sein, ich werde Sie dann anrufen", er erhob sich von seinem Hocker und warf Harry noch einen prüfenden Blick zu, bevor er in Richtung Tür ging, "Und in Zukunft wird immer brav verhütet."

-

Lächelnd schmiegte ich mich an Harry, während Liam die nächste Ausfahrt in Richtung Internat abfuhr. Das ganze Drama war nun endlich vorbei und wir konnten unseren Neuanfang genießen. Ohne Lügen.

"Möchtest du denn irgendwann einmal Kinder bekommen?", fragte er interessiert und strich liebevoll über meinen Unterarm.

"Nein", erwiderte ich sofort und glaubte sogar, dass sich seine Miene dabei ein wenig verdunkelte. "Nicht bekommen, adoptieren."

Sofort wanderten seine Mundwinkel wieder ein wenig nach oben und er lächelte mich sanft an, bevor er mir einen zaghaften Kuss auf die Stirn hauchte.

"Das finde ich schön."

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1028 Wörter - Ivy

Sweet Creature - Larry StylinsonWo Geschichten leben. Entdecke jetzt