𝒞𝒽𝒶𝓅𝓉𝑒𝓇 𝒻𝒾𝓋𝑒

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"Ich hab Hunger", quengelte Niall, der es sich im Schneidersitz auf meinem Bett gemütlich gemacht hatte, während ich damit beschäftigt war, meine Kleidung in meine Hälfte des Kleiderschrankes zu verstauen.

"Du hattest drei Portionen", lachte Eleanor kopfschüttelnd, bevor sie dem Blondhaarigen einen Müsliriegel an den Kopf warf.

"Danke", grinste dieser glücklich und seine Augen leuchteten wie die eines kleinen Kindes. "Louis, was ist das?"

Als ich mich umdrehte, sah ich, dass er skeptisch in meinen Koffer starrte. Und als mein Blick darein fiel, lief mir ein eiskalter Schauer über den Rücken. Mein Ersatzbrustbinder.

Fuck.

"Gib das wieder her!", rief ich panisch, als er ihn heraus nahm und sich anguckte.

"Ist das ein Sport-BH?", fragte Eleanor nun interessiert und nahm ihn Niall aus der Hand.

"Was machst du denn mit einem Sport-BH?", grinste Zayn amüsiert und sah in meinen Koffer, auf der Suche nach weiteren außergewöhnlichen Gegenständen.

"Hey, gib ihn mir sofort zurück!", befahl ich Taylor, der Eleanor das Ding zugeworfen hatte und spürte, wie mir Tränen in die Augen stiegen.

"Ist der von deiner Freundin?", grinste Taylor nun und wippte vielsagend mit den Augenbrauen, während sie den Binder hoch hielt, damit ich nicht daran kam. "Warte El, das ist kein BH, das sieht irgendwie anders aus."

"Hergeben hab ich gesagt", schrie ich nun wütend und schnappte mit zittrigen Fingern danach.

"Das muss dir doch nicht peinlich sein", schmunzelte Taylor und drehte das Ding in ihren Händen, um heraus zu finden, was es wirklich war.

"Taylor, das reicht!", mischte sich nun Harry ein, nahm ihr den Binder aus der Hand und verstaute ihn bei meinen anderen Sachen im Kleiderschrank, "Was auch immer es ist, es geht uns nichts an."

"Wir haben doch nur Spaß gemacht...", murmelte Taylor leise und senkte bedrückt den Blick.

"Es war aber nicht lustig", erwiderte der Lockenkopf trocken und schenkte mir einen prüfenden Blick, bevor er mit einer Kopfbewegung zur Tür deutete, "Ihr solltet gehen, es ist schon spät und Louis ist sicher noch müde vom langen Flug. Außerdem ist morgen Unterricht."

"Jaja Mutti", schmunzelte Zayn und wuschelte mir kurz durch die Haare, bevor er sich zum Gehen wandte, "Gute Nacht Louis bis morgen."

"Nacht", murmelte ich abwesend und packte mein restliches Zeug in den Schrank, während sich der Raum nach und nach leerte.

"Schlaf gut, Schatz", hörte ich es von Richtung Tür und nahm aus dem Augenwinkel wahr, wie Taylor Harry einen liebevollen Gute-Nacht-Kuss auf die Lippen drückte.

Ew.

"Willst du drüber reden?", fragte der Lockenkopf plötzlich und setzte sich neben mich aufs Bett, während seine smaragdgrünen Augen meinen Blick suchten.

"Nope."

"Schwester oder Freundin?"

Überrascht sah ich ihn an.

"Schwester."

War es okay, ihn an zu lügen? Vielleicht würde er mich nicht verurteilen... vielleicht. Vielleicht würde er es auch jedem an dieser Schule erzählen und dann war es das mit dem Neuanfang. Dann wäre ich geliefert. Dann würde es genauso sein, wie vorher. Und noch schlimmer: Dann würden mich meine fast-Freunde vermutlich hassen, mich verachten und das, wo sie gerade anfingen, mich vielleicht zu mögen.

"Dann bist du Single?", schlussfolgerte Harry und sah mich fragend an.

Ich nickte. Warum interessierte ihn das?

"Gut."

Gut?

"Und du und Taylor...?"

"Sie ist meine Freundin...", murmelte er leise, "Und sie ist echt cool. Das eben... nimm es ihr bitte nicht übel und den anderen auch nicht. Die können manchmal ein wenig unsensibel und echte Idioten sein, aber eigentlich sind sie ganz in Ordnung."

"Okay", lächelte ich und unterdrückte ein müdes Gähnen. "Tschuldigung..."

"Alles gut", lachte der Lockenkopf, "Komm, wir machen uns fertig, ist ja auch schon spät."

"Geh du zuerst ins Bad, ich muss noch bei meiner Mum anrufen und ihr sagen, dass ich gut angekommen bin."

"Tu das", erwiderte Harry leise und verschwand dann im Badezimmer.

-

Erleichtert atmete ich aus, als ich endlich alleine im Bad war und meinen Binder ausziehen konnte. Skeptisch betrachtete ich meine Brüste im Spiegel über dem Waschbecken. Warum waren sie bloß da? Und warum hatte gerade ich sie bekommen?

Seufzend stellte ich meinen Kulturbeutel auf die Ablage über der Toilette und fischte sowohl Zahnbürste als auch Zahnpasta heraus, bevor ich anfing, mir meine Zähne zu putzen.

Als ich fertig war, wusch ich mir noch einmal das Gesicht, bevor ich mir eine kurze Shorts anzog und den Binder wieder anlegte, darüber ein T-Shirt. Eigentlich sollte ich ihn nicht über Nacht tragen, weil das auf Dauer nicht gut für meine Lungen war, aber die Tatsache, dass Harry und ich im selben Raum schliefen, war deutlich kritischer, also beschloss ich, ihn in der Nacht an zu lassen.

Als ich aus dem Bad kam, lag Harry bereits im Bett, die Decke bis zur Nasenspitze hochgezogen und döste friedlich vor sich hin. Ich schlüpfte ebenfalls unter meine Bettdecke und öffnete das Fenster einen Spalt breit. Ich war es gewöhnt mit offenem Fenster zu schlafen und bekam ohne den kleinen Luftzug kein Auge zu.

"Nacht", murmelte Harry leise, als ich das Nachttischlicht auf meiner kleinen Kommode neben dem Bett ausschaltete.

"Du bist noch wach?", fragte ich überrascht.

"Ich wollte noch warten, bis du wieder da bist, damit ich dir eine gute Nacht wünschen kann", erwiderte er und ich konnte aus seiner Stimme heraus hören, dass er zu lächeln schien.

"Das ist lieb von dir", antwortete ich gerührt.

"Schlaf schön, Louis."

"Du auch Harry."

-

Happy 11th anniversary everyone <3

885 Wörter - Ivy


Sweet Creature - Larry StylinsonWo Geschichten leben. Entdecke jetzt