𝒞𝒽𝒶𝓅𝓉𝑒𝓇 𝓃𝒾𝓃𝑒𝓉𝑒𝑒𝓃

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"Isst du das nicht mehr?", fragte Niall während ich geistesabwesend in meinem Essen herum stocherte.

Seufzend ließ ich meine Gabel sinken und schob meinen Teller zu ihm hinüber. Plötzlich spürte ich eine warme Hand auf meiner und sah in Taylors besorgte Augen.

"Hey Lou, geht es dir gut?"

"Er hatte einen anstrengenden Tag", antwortete Harry, der neben mir saß an meiner Stelle.

Er und Taylor kamen inzwischen wieder gut miteinander aus. Auch wenn er mir erzählte, dass es manchmal etwas komisch war, fühlte er sich in ihrer Nähe längst nicht mehr so unwohl wie anfangs.

Betrübt ließ ich meine Stirn gegen seine Schulter sinken und sah zu Kendall, Gigi und Zayn am Nachbarstisch hinüber. Von David fehlte jede Spur. Lächelnd stellte ich fest, dass Zayn Gigigs Hand fest mit seiner umschlossen hatte und sie verliebt lachte, als er ihr etwas ins Ohr flüsterte. Kendall hingegen starrte betrübt in ihr essen und ab und zu spürte ich ihren Blick auf mir, wenn ich gerade nicht hinüber sah.

Wusste sie es? Warum hatte sie das getan? Warum hatte sie jemand anderen als mich eingespeichert? Und warum schickte dieser jemand ihr Nudes, wenn sie doch ganz offensichtlich mit David zusammen war? Denn mit David legte sich eigentlich niemand an. David und seine Gefolgschaft. Ich spürte wie mir bei dem Gedanken an sie zurück ganz unwohl wurde und ich schloss für einen Moment lang die Augen, während ich Harrys vertrauten Geruch förmlich inhalierte. Er tat mir so gut.

"Komm, wir sollten langsam los", flüsterte er irgendwann leise in mein Ohr und griff unter dem Tisch nach meiner Hand.

Seufzend öffnete ich die Augen wieder, lächelte einmal kurz in die Runde und stand dann auf.

"Louis", rief Liam mir zu, als wir gerade gehen wollten, "Du kannst immer mit mir reden, egal, was heute passiert, das weißt du oder?"

Stumm nickte ich. Was meinte er mit egal, was heute passiert? Was wollte der Direktor von mir? Wollte er mich jetzt von der Schule werfen oder was? Als ich spürte, wie Harry mir mit dem Daumen sanft über den Handrücken strich, merkte ich erst, wie sehr ich mich plötzlich verkrampft hatte. Dankbar lächelte ich ihm zu, während wir langsam den Weg zum Sekretariat einschlugen. Es war so gut, ihn an meiner Seite du wissen.

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"So Louis", lächelte der Direktor freundlich, als ich mich auf dem Stuhl vor seinem Schreibtisch niederließ.

"Kannst du vielleicht erklären, warum hier niemand darüber informiert wurde, dass du...", er machte eine ausladende Handbewegung über meinen Körper, "Nun ja... offensichtlich..."

"Ein Mädchen bin?", schnauzte ich genervt.

"Das behauptet hier keiner", erwiderte der Direktor und sah mich warm an, "Niemand möchte dir etwas böses. Wir wollen, dass sich unsere Schüler auf unserer Schule wohlfühlen, jeder einzelne."

Unsicher sah ich ihn an. "Und jetzt?", fragte ich zögerlich.

"Erzähl mir ein bisschen über dich, nur das, was du möchtest. Wir haben jede Menge Zeit."

Nervös sah ich in seine vertrauenswürdigen Augen.

"Ich ähh...", stotterte ich leise, "Ich bin Transgender. Das heißt ich identifiziere mich als männlich, obwohl ich in einem Körper mit äußeren weiblichen Geschlechtsmerkmalen geboren wurde." Prüfend sah ich ihn an. "Und ich möchte bitte auch so behandelt werden..."

"Selbstverständlich", lächelte er warm, "Und warum hast du oder viel mehr deine Erziehungsberechtigten das verheimlicht?"

"An... an meiner alten Schule in Deutschland wurde ich stark gemobbt und...", murmelte ich unsicher, "Ich hatte Angst, dass es hier wieder so werden würde, wenn jemand Bescheid wüsste. Ich wollte einen Neuanfang... weg von alldem... einfach normal sein..."

"Das kann ich gut verstehen", erwiderte der Direktor, "Von mir und auch von Mr. Payne wird niemand etwas erfahren, das verspreche ich dir."

"U-und David?", stotterte ich nervös.

"Wir haben seine Eltern und auch die der anderen Mitstreiter über den Vorfall informiert. Selbstverständlich wird derartige Art von Mobbing gerecht bestraft werden und die Schüler werden für zwei Wochen vom Internat suspendiert werden. Deine Erziehungsberechtigten werden auch informiert werden müssen..."

Stumm nickte ich. Mum wird krank vor Sorge sein und sich Vorwürfe darüber machen, dass sie mich überredet hat, hierher zu kommen.

"Außerdem...", setzte er an, "Werden wir dich wohl in ein anderes Zimmer verfrachten müssen..."

"Was warum?", fragte ich überrascht.

"Mr. Payne hat mir berichtet, dass du eine Liebes-Beziehung mit deinem Mitbewohner führst und..."

"Oh Gott, wollen Sie mit mir jetzt ein Aufklärungsgespräch führen? Ich bitte Sie, ich lasse mich schon nicht schwängern."

Überrascht sah er mich an.

"Das wollte ich damit nicht gesagt haben... ich wollte nur... vielleicht wäre es besser, wenn du vielleicht bei einem der Mädchen wohnst? Mit denen bist du doch auch befreundet oder?", fragte er vorsichtig, doch mir reichte es jetzt.

"Wie sieht das denn dann aus? So viel zu von Ihnen erfährt niemand etwas, haha."

"Louis, ich verstehe ja, dass dich das aufwühlt, aber unsere Schule hat nun einmal eine gewisse Verantwortung gegenüber den Schülern", erklärte er ruhig.

"Aber er ist der einzige, der mich so nimmt, wie ich bin", wimmerte ich leise.

"Er... weiß Bescheid?"

Stumm nickte ich.

Ein aufmunterndes Lächeln erschien auf seinem Gesicht. "Ich denke, ich rede noch einmal mit Mr. Payne, es ist schließlich seine Aufgabe, auf euch aufzupassen, aber ich kann dir nichts versprechen... Außerdem werde ich dann ein Telefonat mit deinen und seinen Erziehungsberechtigten führen müssen. Das heißt ich werde seiner Familie über dich berichten müssen, über alles... willst du das?"

Stumm nickte ich erneut.

"Okay, aber heute Nacht wirst du trotzdem erst einmal in einem Mädchenzimmer untergebracht werden müssen... möchtest du dir eins aussuchen oder ist dir das egal?"

"K-kann ich zu Eleanor und Taylor in meinem Flügel?", fragte ich stotternd.

"Natürlich, ich werde Mr. Payne gleich informieren."

"Danke."

"Dann kannst du jetzt gehen, vielen Dank für deine Zeit, Louis."

Ich nickte ihm noch einmal zu, bevor ich mich erhob und das Sekretariat verließ. Draußen lehnte Harry an einer Wand und nahm gerade sein Handy vom Ohr. Offenbar hatte er telefoniert. Mit seinen Eltern? Müde lächelte er mich an, als er mich an den Hüften zu sich zog und mir einen Kuss auf die Stirn hauchte.

"Alles okay?", fragte er dann und strich mir sanft über die Wange.

"Ich darf nicht mehr mit dir zusammen wohnen, erst einmal...", murmelte ich leise.

"Was wieso?"

"Du könntest mich schwängern", brummte ich, woraufhin er schnaubend mit den Augen rollte.

"Was ein Bullshit."

"Du sagst es", grinste ich, "Aber der Direktor will mit unseren Eltern telefonieren und dann... kann ich vielleicht wieder zurück zu dir..."

"Wo schläfst du bis dahin?"

"Bei El und Taylor..."

"Kannst du dann noch bei mir bleiben, bis ich eingeschlafen bin?", fragte er verlegen und lächelte mich mit seinen strahlenden Augen an.

"Klar", stimmte ich zu und küsste ihn liebevoll.

"Ihh, kitschiges Pärchen am rumknutschen", hörte ich plötzlich eine lachende Stimme hinter uns.

"Halt die Klappe, Niall", grinste Harry gegen meine Lippen und küsste mich absichtlich noch ein wenig leidenschaftlicher, während er meinen Körper ganz dicht an seinen zog.

"Fuck, ich lieb' dich so, Lou."

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1100 Wörter - Ivy

Sweet Creature - Larry StylinsonWo Geschichten leben. Entdecke jetzt