𝒞𝒽𝒶𝓅𝓉𝑒𝓇 𝓉𝒽𝒾𝓇𝓉𝓎𝓃𝒾𝓃𝑒

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Plötzlich wurde mir mit einem Mal total übel und ich spürte ein ziehendes Stechen in meiner Magengegend.

"Hey, geht es dir gut? Du bist mit einem Mal so blass", murmelte Gemma besorgt und legte sanft eine Hand auf meinen Rücken, während ich mich an der Boxentür abstützte, um nicht umzukippen.

"Ja, geht schon", antwortete ich leise, "Mir ist nur ein wenig schlecht."

"Warte kurz, ich hole dir einen Eimer."

"Ich kotze schon nicht", knurrte ich schmerzerfüllt und spürte noch im selben Moment, wie es langsam in mir hoch kam.

Nur einen Moment später hielt mir Gemma einen Eimer entgegen, den ich dankbar annahm, ehe ich ein wenig die Stallgasse hinauf lief, um mich röchelnd darein zu übergeben. Mit zittrigen Fingern fummelte ich nach der Packung Taschentücher von Liam und wischte mir damit über den Mund.

"Geht's?", fragte sie fürsorglich und strich mir vorsichtig über den Rücken. Ich hatte gar nicht gemerkt, dass sie mir nachgegangen war. "Ich hole kurz Troy, der kann dir vielleicht einen Tee kochen. Hast du irgendetwas schlechtes gegessen?"

"Nein!", rief ich panisch, "Es geht schon wieder. Ich möchte einfach nur nach Hause."

"Du bist krank, Louis", murmelte sie sanft, "Komm, wir gehen erst einmal ins Haus."

Sanft legte sie einen Arm um meine Hüfte und stützte mich so ein wenig, während wir über den Hof hinüber zum Haupthaus gingen. Ich fühlte mich mit einem Mal unglaublich erschöpft und schläfrig und versuchte daher auch nicht, mich zu wehren. Vielleicht würde er mich ja gar nicht erkennen. Es waren schließlich sieben Jahre vergangen und ich hatte mich ziemlich verändert.

Mit einer Hand drückte Gemma die Türklinke hinunter und als wir eintraten und der mir so vertraute Geruch in meine Nase stieg, kamen auf einmal tausende Erinnerungen in meinen Kopf. Ich hatte hier eine so schöne Kindheit verbracht. Und dann hatte ich meine Familie auseinander gerissen. Aber ich bereute nichts, überhaupt nichts. Alles was passiert war, sollte so passieren und ich liebte meine Familie genauso, wie sie jetzt war. Ich liebte meine Stiefschwestern, meinen Stiefbruder und meinen Stiefvater.

"Troy?", rief Gemma laut, während sie mich ins Wohnzimmer brachte und ich mich dort auf die Couch setzte, den Kopf in die Hände gebettet.

Plötzlich spürte ich etwas, das gegen mein Knie stupste und als ich den Blick hob, sah ich direkt in zwei schwarze Knopfaugen.

"Clifford", strahlte ich glücklich und kniete mich auf den Boden, um den zotteligen Hund, der aufgeregt mit dem Schwanz wedelte, in meine Arme zu schließen. "Wie groß du geworden bist. Das letzte mal, als ich dich gesehen habe, warst du noch ein kleiner Zwerg."

"Du auch", hörte ich auf einmal eine tiefe Stimme direkt hinter mir.

Als ich mich umdrehte, sah ich einen Mann mit Halbglatze, er war älter geworden, auf seinem Gesicht waren ein paar Falten erschienen und die leichten Bartstoppeln hatten sich inzwischen gräulich verfärbt. Ich schluckte schwer.

"Hey", stammelte ich scheu, ehe ich mit zittrigen Knien wieder aufstand.

"Gut siehst du aus", lächelte er sanft und streckte vorsichtig eine Hand aus, um mir über die Wange zu streichen. "Es tut mir so leid. Ich... ich wollte anrufen oder vorbei kommen... aber ich wusste nicht, ob du meine Stimme noch hören wolltest... oder mich sehen... ich..."

Vorsichtig trat ich einen Schritt nach vorne und überwand dadurch den Abstand zwischen uns, um meinen Vater in die Arme zu schließen. "Ich auch... ich wollte auch anrufen..."

"Es tut mir so leid, Louis."

Obwohl ich vielleicht wütend sein sollte oder traurig oder verletzt, war ich in diesem Moment einfach nur glücklich. Er hatte mich Louis genannt. Er hatte mich akzeptiert. Und nach all den Jahren liebte er mich immer noch.

Sweet Creature - Larry StylinsonWo Geschichten leben. Entdecke jetzt