Kapitel 17

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Ich starrte gerade die Wanddecke an als es klingelte. Etwas langsam und mürrisch stand ich auf und verließ mein geliebtes Bett, kurz darauf tapste ich schon durch das Haus. „Ich komme!", rief ich laut, bevor die Person meinte ein zweites Mal klingeln zu müssen.

Ich schaute kurz durch den Spion an der Haustür und zog die Augenbrauen zusammen. „Becka?", kam es aus meinem Mund, während ich die Haustür öffnete. „Was machst du hier?" Ich staunte nicht schlecht als sie sich einfach an mir vorbeidrückte und reinkam.

Sie trug ein schwarzes Cocktailkleid und ab der Taille war es mit Pailletten versehen, außerdem hatte es ein tiefen V-Ausschnitt. Dazu trug sie schwarze Glitzerpumps und ihre langen dunkelblonden Haare waren offen. Ich pfiff einmal und schloss die Haustür wieder. „Heiß.", sagte ich ehrlich und sie lächelte. „Ich weiß aber weißt du auch was mir aufgefallen ist?" Ich zuckte mit den Schultern. „Du hast meine Einladung strikt ignoriert!", sagte sie ein wenig empört.

„Ich bin nicht so der Partygänger.", murmelte ich und lächelte sie an. „Ich bin lieber für mich und lese gerne Bücher oder sitze auf der Terrasse und genieße die Stille." Sie atmete lautstark aus und spielte mit dem schwarzen Ring an ihrem Finger. „Das kannst du morgen auch wieder machen, aber heute ist Party angesagt." „Ich habe doch nicht mal ein Kleid dafür!", versuchte ich sie zu überzeugen mich hier zurückzulassen, aber sie schüttelte mit dem Kopf. „In der aller größten Not schleife ich dich dort in deinem Pyjama hin." Sie blickte an mir herunter und grinste kurz.

Ich biss mir kurz auf die Unterlippe und ging gedanklich meine Klamotten durch. „Ich habe ein Kleid.", meinte ich und gab mich geschlagen. „Gut wo ist dein Schlafzimmer?", fragte sie und klatschte in die Hände. „Folge mir.", sagte ich leise und ging voraus. Tatsächlich passte es mir nicht, dass sie in meinem Haus war, dieser Ort war mein Reich und vor allem auch mein Rückzugsort.

„Bitte fass nichts an." Ich blickte kurz zu den Skulpturen, die meine Mutter und ich damals zusammen gemacht hatten. „Keine Sorge, ich Schnüffel schon nicht herum.", kam es von ihr und tatsächlich fiel mir ein kleiner Stein vom Herzen und sie nahm es mir wohl auch nicht übel. „Es ist nur so, dass alles was hier in dem Haus ist Erinnerungen sind." „Konnte ich mir denken.", sagte sie und ich blickte kurz zu ihr, sie lächelte.

„Hast du eigentlich auch passende Schuhe zu deinem Kleid?", fragte sie mich und wir gingen ins Schlafzimmer. „Ja.", antwortete ich ihr und öffnete den Kleiderschrank. Ich holte tief Luft und schob meine ganzen Klamotten beiseite damit ich an das Kleid kam und an den Karton, der darunter war. „Hier." Ich legte das Kleid was in der schwarzen Plastikfolie eingehüllt war auf das Bett und den Karton dazu.

„Ein eingepacktes Kleid?", kam es aus ihren Mund und mir schlug plötzlich das Herz bis zum Hals. Die Luft, die ich einatmete, wurde knapp und ich hielt mich am Bettpfosten fest. „Alles in Ordnung?", fragte sie fürsorglich und hielt mich fest. Mein Mund wurde trocken und ich spürte wie schwitzig meine Hände wurden. „Panikattacke.", brachte ich gerade so heraus und versuchte an mein Nachttisch zu kommen. „Oh scheiße!", sagte sie nun panisch und ihre Augen weiteten sich.

„Wo sind deine Tabletten?" „N-nachttisch." Sie ließ mich kurz los und holte mir die Tabletten, sie drückte mir eine in die Hand und schon schluckte ich sie herunter. „Brauchst du noch Wasser oder so?" Ich schüttelte den Kopf. „Gib mir nur ein paar Sekunden.", meinte ich leise und schloss die Augen, um mich wieder zu sammeln.

Ich hatte keine Ahnung wie viel Zeit vergangen war, ob es nur Sekunden oder doch Minuten waren aber als ich meine Augen wieder öffnete stand Becka nach wie vor neben mir und hielt mich fest. Sie hatte mich anscheinend keine Sekunde aus den Augen gelassen. „Alles wieder gut?", fragte sie und schaute mir in die Augen. „Alles bestens." „Alles bestens sagst du. Mir ist eben mein Herz in die Hose gerutscht!" Meine Mundwinkel zuckten. „Du trägst aber ein Kleid." „Ach du weißt doch was ich meine!"

„Warum hast du eine Panikattacke bekommen?", fragte sie nun und ich packte das Kleid aus. „Deswegen.", antwortete ich ihr und schaute mir das Kleid an. Ich hatte ganz vergessen, wie schön es war, aber leider verband ich auch mit dem Kleid schlechte Erinnerungen. „Aber das ist doch wunderschön!"

„Das Kleid trug ich auf der Beerdigung meiner Eltern." Ihr wich plötzlich die Farbe aus dem Gesicht. „Du musst natürlich kein Kleid tragen! Ich wollte dich vorhin nur aufziehen mit dem Pyjama!", sagte sie schnell, aber ich schüttelte den Kopf. „Ist schon in Ordnung Becka. Es würde eh nur in dem Kleiderschrank verrotten." Sie setzte sich nun auf den Bett und schaute ein wenig mitleidig. „Es ist wirklich alles okay, zieh jetzt nicht so ein Gesicht!", sagte ich und wollte ernst klingen, aber das gelang mir auch nicht so ganz. „Ich ziehe mich jetzt um. Danach gehen wir auf deine Party und haben ganz viel Spaß." „Hmm."

Ich lächelte ihr nochmal zu und ging den ins Badezimmer. Dort angekommen legte ich das Kleid über den Badewannenrand und stütze mich erstmal am Waschbecken ab. Ich spürte wie sich meine Augen mit Tränen füllten und fuhr mir mit beiden Händen über das Gesicht. „Es ist alles in Ordnung.", flüsterte ich leise und atmete tief ein und aus. „Mir geht es gut." Ich verdrängte die aufkommenden Erinnerungen an die Beerdigung und blickte kurz in den Spiegel. „Du kannst das!"

Ich zog mich um und schminkte mich, vor allem meine braunen Augen betonte ich durch den Eyeliner sehr. Ich machte meinen Dutt raus und schon fielen mir meine Haare wie Locken über die Schultern, ich kämmte sie kurz mit einem breiten Kamm durch. Noch ein wenig Parfüm von La vie est belle von Lancôme und schon setzte ich mein bestes Lächeln auf und verließ das Badezimmer. „Du siehst wunderschön aus.", sagte Becka lächelnd und steckte schnell ihr Handy weg. „Danke." Ich ging zum Bett, nahm die schwarzen schlichten Pumps aus dem Karton und zog sie an.

„Hast du noch eine kleine Tasche? Eine Clutch oder so?" Ich schüttelte den Kopf. „Die brauche ich aber auch nicht. Ich lasse mein Handy hier, ich nehme nur meinen Ausweis und meinen Hausschlüssel mit." „Und wo steckst du das hin?", fragte sie mich verwirrt und stand auf.

„Na in meinen BH." „Dein Ernst jetzt?", fragte sie und schaute mich an als sei ich eine Außerirdische. „Ja warum auch nicht? Ich habe in meinen BH einen kleine extra Naht, wo ich das reinstecke. Du kannst dir das ungefähr vorstellen, wie bei dieser Leggings wo man an der Seite sein Handy reinstecken kann, so am Oberschenkel." „So etwas gibt es?", fragte sie verblüfft und ich grinste. „Ja und das gibt es sicher schon Jahre."

„Was ich dir jetzt sage darfst du mir nicht böse nehmen, ich möchte dir lediglich einen Tipp geben.", fing sie an und ich schaute wieder zu ihr. Sie schien etwas bedrückt und ich legte den Kopf schief. „Spuck es doch schon aus!" „Wölfe haben einen besseren Hörsinn als normale Menschen.", sagte sie schnell und innerlich klatschte ihr mir gerade gegen die Stirn. Sie hatte jedes einzelne Wort verstanden was ich im Badezimmer gesagt hatte!  

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