Ich saß gerade am Tisch als Theo in die Küche kam. „Guten Morgen.", sagte er lächelnd und ging zur Kaffeemaschine. „Guten Morgen.", sagten Judith und ich gleichzeitig. „Gut geschlafen?", fragte ich ihn und nahm ein Brötchen aus dem Korb. „Wie ein Stein." Meine Mundwinkel zuckten und ich dachte an die letzte Nacht. Theo hatte sich irgendwann zu mir gelegt und als ich heute früh aufgewacht bin lag ich ihn seinen Armen. „Und du?" Er setzte sich auf den Stuhl gegenüber von mir und ich nickte. „Sehr gut."
„Ich habe übrigens auch gut geschlafen nachdem ich noch zwei Stunden draußen unterwegs war.", sagte Judith und lehnte sich an die Küchentheke. „Das war sicher befreiend vor dem Schlafen gehen." „Hm. Du mich auch.", murmelte sie und nahm einen Schluck aus ihrer Tasse.
„Wo sind eigentlich die Croissants?" Ich schluckte mein Brötchen herunter und schaute zu Theo. „Die habe ich wahrscheinlich schon verdrückt." „Du ganz allein?", fragte er verwundert und nahm sich eine Scheibe Brot. „Sie hat sogar den Obstsalat aufgegessen.", mischte sich Judith ein und ich warf ihr einen giftigen Blick zu. „Ich bin eine erwachsene Frau und habe nun mal Hunger."
Theo grinste. „Judith braucht immer eine ganze Weile für den Obstsalat, sie macht immer alles frisch." „Du sagst es!", sagte sie und ich verdrehte die Augen. „Tut mir leid, dass ich keinem was über gelassen habe, aber es war nun mal sehr lecker!", verteidigte ich mich und trank einen Schluck vom Tee.
„Keine Sorge. Judith isst nichts mit und so hätte es nur mich getroffen, aber das stört mich nicht. Wenn ich weiß du isst öfters mit kann ich ihr gerne Bescheid sagen das sie zwei Portionen machen soll.", meinte er und biss von seinem Brot ab. „Äh." „Das Thema könnte interessant werden.", sagte sie und setzte sich auf den freien Stuhl neben mir. „Das ist tatsächlich nur eine Ausnahme das ich hier geschlafen habe Theo." „Abwarten." Ich zog eine Augenbraue hoch. „Ich bin mir sogar sehr sicher das es eine Ausnahme war.", sagte ich nun ernst und Judith schaute immer zwischen uns hin und her.
„Du hast aber schon mal hier geschlafen und jetzt wieder, ich denke das wird jetzt öfters vorkommen." „Nein." „Und warum nicht? Du gehörst doch zu ihm?", fragte Judith und ich seufzte. „Was mischst du dich überhaupt ein?", fragte ich sie und Theo stimmte mir zu. „Du kannst dir erstmal frei nehmen bis zum Mittag." „Aber ich möchte lieber hier bleiben und euch zuhören.", murmelte sie leise und schaute zu ihm. „Judith!" , sagte er in einer tiefen Stimme die bei mir Gänsehaut auslöste.
Wortlos und ohne zu zögern stand sie auf und verschwand aus der Küche, ich konnte noch hören wie die Haustür ins Schloss fiel. „Das war wohl deine Alpha Stimme?", fragte ich ihn und legte das Besteck auf den Teller, ich war sowas von satt. „Nein die hast du noch nicht gehört und ich denke die willst du auch lieber nicht hören." Ich zuckte mit den Schultern vielleicht hatte er Recht, wer weiß.
„Du lagst in meinen Armen und ich habe deine Narbe gesehen.", sagte er plötzlich und schaute mir in die Augen. Ich war so überrascht das er das ansprach das ich mich fast an meiner eigenen Spucke verschluckte. „J-ja.", bekam ich gerade so raus und spürte wie warm mir wurde. Wenn er meine Narbe gesehen hat, hatte er sicher auch auf meinen Po geschaut.
Ich presste die Lippen aufeinander und schaute kurz auf meinen Teller. „Und?", fragte ich leise und fand das Besteck plötzlich so schön. Es war Silber und sah sehr stabil aus. Wahrscheinlich hatte er davon ein riesen Set, als Rudelanführer brauchte er bestimmt mindestens hundert Besteckteile oder? Reicht das überhaupt?
„Wolfsblume." Ich blickte kurz auf. „Was ist?" „Du hast meine Frage nicht beantwortet.", sagte er. „Ich habe auch nichts gehört." „Woher hast du die Narbe?", fragte er nun lauter und ich schloss kurz die Augen.
„Hast du auf meinen Po geschaut?", stellte ich eine Gegenfrage und er bekam große Augen. „Ich habe zuerst gefragt!" „Deine Frage interessiert mich aber nicht.", sagte ich ehrlich und lehnte mich zurück in den Stuhl. „Hast du?", hakte ich nach und er nickte geschlagen. „Perverser!"
„Es war unvermeidbar!", verteidigte er sich schnell. „Bekomme ich nun auch eine Antwort?" „Nein.", sagte ich ernst und stand auf. „Aber du kannst jetzt mit Judith grübeln, sie hat die Narbe gestern schon gesehen." „Sie wusste es vor mir?", fragte er und klang fassungslos. „Leider war das auch unvermeidbar.", murmelte ich und stellte das benutzte Geschirr in die Spüle.
„Hast du Angst es mir zu sagen oder wieso stellst du dich so quer?" Ich schluckte schwer und drehte mich wieder zu ihm. „Wenn ich es dir jetzt erzähle, würde es mich nur verletzten.", sagte ich ehrlich und verschränkte die Arme vor mir. „Ich bin einfach noch nicht bereit dazu.", fügte ich hinzu und zwang mich zu einem Lächeln. Theo nickte verständnisvoll und doch erkannte ich an seinem Gesichtsausdruck das er damit nicht zufrieden war. „Ich verstehe.", murmelte er und stand auf.
Er räumte das Geschirr weg und ich half ihm die restlichen Sachen wieder in den Kühlschrank zu räumen. „Ava?" „Ja?" Ich schaute auf und blickte in seine grünen Augen. Ich war jedes Mal aufs Neue überrascht was sie doch für einen intensiven Farbton hatten. „Ich würde dir gerne jemanden vorstellen." Oh scheiße. „Du hast ein Kind?", fragte ich und bekam schon schwitzige Hände, ich konnte tatsächlich überhaupt nicht mit Kindern. Sie waren laut, frech, nervten und fassten einfach alles an. „So ungefähr." Ich atmete tief ein und aus. „Okay."
„Komm mit." Er hielt mir seine Hand hin und ich zögerte. Mein Herz schlug schneller und etwas in mir sträubte sich dagegen, aber trotzdem nahm ich seine Hand. Er lächelte und ich folgte ihm dicht, wir gingen durch den Flur bis hin zur Terassentür. Er ließ meine Hand kurz los als er mir Clocks gab, leicht grinsend zog ich sie an. „Süß." Er grinste kurz und wir gingen nach draußen, nach ein paar Schritten blieb er stehen und Pfiff laut.
„Erschreck dich nicht.", murmelte er und zog mich ein wenig hinter sich. Ich war ein bisschen verwirrt aber blieb hinter ihm stehen. Es dauerte einen Moment, bis ich etwas hörte und tatsächlich konnte ich es auch nicht richtig zuordnen, aber es kam näher und zwar unglaublich schnell. Mein Griff wurde fester und Theo schaute kurz zu mir. „Es ist alles in Ordnung.", sagte er mit ruhiger Stimme.
Kurz darauf sprang etwas über den Gartenzaun und ich zuckte zusammen als der Boden unter meinen Füßen bebte. Tatsächlich sprang nicht nur ein Tier über den Zaun, sondern mehrere. „Na da soll mal keiner Angst kriegen.", meinte ich leise und schaute mir die großen Wölfe an, die vor uns standen. Es war genau vier Wölfe in den unterschiedlichsten Farben und in der Mitte stand ein Hund. Ich erinnerte mich an ihn, er hatte mich angebellt als ich Theo zum ersten Mal verarztete.
„Danke Leute.", sagte Theo. Bis auf einen Wolf und der Hund verschwanden gleich wieder alle. Ich legte den Kopf schief und schaute mir den Wolf genauer an. Er hatte dunkelgraues Fell und verdammt schöne hellblaue Augen. Er blickte mich an und es dauerte einen Moment. „James?", fragte ich und der Wolf spitzte seine Ohren. „Das ist er.", sagte Theo und ich lächelte leicht. Ich wollte noch etwas sagen, aber da drehte er sich schon um und sprang wieder über den Gartenzaun.
Als wir allein waren rannte der Hund sofort zu Theo und sprang ihn an. „Das ist also dein Kind?", fragte ich grinsend und er nickte. „Das ist Leo und er ist tatsächlich überall. Jeder kennt ihn hier und er rennt ständig den Wölfen hinterher." „Er liebt wohl die Freiheit." „Das kannst du laut sagen.", kam es von Theo und ich hielt Leo meine Hand hin damit er erstmal schnupperte.
Er schleckte sie ab und ich nahm es als Einladung an damit ich ihn streicheln konnte. „Du hast aber ganz schön weiches Fell dafür das du immer den Wölfen folgst.", murmelte ich grinsend. In dem Moment ertönte ein lautes Wolfsheulen, ich schaute zu Theo, um seinen Gesichtsausdruck deuten zu können, aber ich konnte es nicht. Leo ging von mir weg und knurrte, im nächsten Augenblick rannte er los.
„Theo?", fragte ich, aber er reagierte gar nicht. Er starrte in die Luft und ich nahm wieder seine Hand. „Theo?", fragte ich erneut und stellte mich vor ihm. „Sie haben den Barkeeper.", sagte er nun und mein Mund wurde ganz trocken.
Frage: Was haltet ihr bis jetzt von den beiden und was denkt ihr, woher Ava ihre große Narbe am Rücken herhat?
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Wolfsblume
WerewolfAuf den ersten Blick sieht Ava aus wie eine normale junge Frau. Doch hinter ihren roten Haaren und braunen Augen verbirgt sich eine gebrochene Tochter, die vor kurzem ihre Eltern verloren hat. Gezwungen von der neuen Situation und auch wegen dem let...