Mit gemischten Gefühlen schaute ich zu Theo und schluckte schwer. Ich wusste nicht, ob das alles hier eine gute Idee war.
Ich hatte ihn damals gerettet und nicht nur einmal, er war aber der hartnäckigere von uns beiden und hat damals nicht lockergelassen. Er wollte mich von Anfang an und ich hatte ihn lange Zeit zappeln lassen.
Setzte ich jetzt alles aufs Spiel? War es all das Wert?
„Du musst dich schon abschnallen Wolfsblume."
Ich lächelte leicht und tat es, ein kurzer Blick nach hinten verriet mir das James auch nicht so erfreut war wie sonst immer.
Mittlerweile hatte er sich damit abgefunden das er und ich keine Zukunft haben würden und ich war ihm dankbar dafür das er mir all das verzeihen konnte, aber trotzdem war es komisch das wir drei hier zusammensaßen.
„Du wolltest es doch, oder?" James seine Stimme erklang und ich nickte. „Den mach es uns nicht schwer und steig aus!" Es klang hart.
Ich seufzte und stieg aus dem Auto aus.
Kalte Luft kam mir entgegen und ich machte den Reißverschluss der Jacke zu. Ein ungewöhnlicher Schauer überkam mich und als würde es Theo spüren nahm er meine Hand.
Die Stimmung war seitdem Lyra da war, angespannt und obwohl ich Theo und James mehrmals versichert hatte das ich dem Rudel niemals den Rücken kehren würde waren beide nicht überzeugt.
Theo meinte ich wüsste nicht was auf mich zukommen würde, ich sollte das nicht so auf die leichte Schulter nehmen, aber was sollte bitte schön passieren?
Er war mittlerweile mein Leben, meine Liebe und meine Welt. Das Rudel und er waren meine Familie und sie stärkten mir jederzeit den Rücken.
Und trotzdem hatte er Angst das ich ihn verlassen würde und das Rudel aufgab.
„Kommt schon!" James war angespannt und ich versuchte es zu ignorieren. Theo nickte mir zu und wir liefen langsam los. „Ich habe keine Lust das uns das Gewitter erwischt!"
Ein kurzer Blick nach oben verriet mir das James nicht unrecht hatte. Der Himmel war bedeckt und grau.
Nach ein paar Minuten erreichten wir das Grundstück was Alpha Levin gehörte. Es war durch eine riesige Mauer eingezäunt und zwei Wachen standen davor. „Nicht schlecht.", murmelte ich und war erstaunt, aber Theo sein Griff um meine Hand wurde fester.
Ihm passte das hier ganz und gar nicht.
Ich wollte aber die Einladung nicht abschlagen, weshalb wir hier alle drei standen, damit ich meinen leiblichen Vater kennenlernen konnte.
Die Wachen beobachteten uns und dadurch ich nun ein Wolf war erkannte ich von hier ihre Pistolen. War es hier so gefährlich, dass sie, obwohl sie Wölfe waren auch Waffen bei sich trugen?
„Guten Tag! Haben Sie einen Termin und können Sie sich Ausweisen?"
Perplex wollte ich schon mein Portemonnaie aus der Taschen holen, als Theo mich stoppte.
„Alpha Biedermann und Beta Lolen. Das ist Luna Ilers und die Nachfolgerin von Alpha Levin."
Sie bekamen große Augen und entschuldigten sich sofort. „Nur zu.", sagte der eine und wir gingen durch das Tor.
„Ich bin immer wieder erstaunt was Namen alles ausrichten können." „Es ist nur die Geschichte, die man mit den Namen in Verbindung bringt."
„Du meinst wohl Ruf!", sagte James grinsend und wollte wohl Theo verbessern. „Dich kann halt keiner toppen, du hast zwei Wolfsformen.", fügte er hinzu. „Und trotzdem könnte ich heute alles verlieren."
Ich presste die Lippen fest aufeinander und verkniff mir mein Kommentar dazu.
Bevor wir überhaupt die ersten Stufen erreichten, wurde uns schon die Haustür geöffnet. Lyra erschien vor uns und lächelte breit. „Herzlich Willkommen zu Hause!"
Es war komisch das zu hören und ich bedankte mich, umarmte sie kurz. „Es freut mich das du gekommen bist!"
Obwohl das Haus von außen schon sehr prachtvoll wirkte, war ich trotzdem erstaunt über diesen riesigen Foyer. Alles war in einem zarten Grau- und Goldton eingerichtet, es wirkte fast als sollte man wissen das hier Geld ein Machtmittel war.
„Miss, darf ich?" Ich blickte mich um und sah plötzlich eine Angestellte neben mir stehen. Ich hatte keine Ahnung, woher sie plötzlich kam. „Was?" „Ich fragte, ob ich ihre Schuhe und Jacke abnehmen darf?"
Ich zog eine Augenbraue hoch. „Eh ja." Schnell schlüpfte ich aus meine Schuhe und aus der Jacke, sie nahm die Sachen an sich und verschwand. Als ich zu Theo und James blickte sah ich das es bei den beiden auch so war.
„Ihr habt Angestellte, die eure Klamotten wegbringen?", fragte ich sie. „Ab sofort hast du auch Personal." „Personal.", murmelte ich und dachte kurz an Judith. Sie war zwar die Haushälterin von Theo, aber ich zählte sie eher zu meiner Familie, sie war mir ans Herz gewachsen.
Theo spannte sich neben mir an und ergriff wieder meine Hand. „Das brauchst du alles nicht!", flüsterte er in mein Ohr und meine Mundwinkel zogen sich nach oben. „Ich weiß."
„Aber weißt du eigentlich was das bedeutet? Dir werden deine Füße massiert, deine Kleidung gewaschen, dein Bett gemacht, du musst nicht einkaufen oder was wegräumen. Es wird geputzt bis alles glänzt und du musst nie wieder einen Finger krumm machen." Sie zwinkerte mir zu und ich wusste das sie mich damit locken wollte und gewiss konnte ich nicht abstreiten das es verlockend klang.
„Wo ist Alpha Levin?" „Dein Vater erwartet uns im Esszimmer." „Im Esszimmer?", fragte ich nach und sie lächelte wieder. „Wir speisen nicht in der Küche, sondern im Esszimmer."
Wir folgten ihr und als wir die graue Treppe hochgingen schaute ich mir jedes Gemälde und jede Skulptur an die hier waren. Darunter erkannte ich auch eine Skulptur meiner Mutter. „Die hat Mia gemacht.", sagte Lyra als hätte sie meine Gedanken gelesen. „Ich weiß."
Als wir vor dem Esszimmer ankamen rutschte mein Herz doch in die Hose, ich hatte mir Gedanken gemacht wie das alles ablaufen würde und doch wurde ich nervös. Theo hatte mir erzählt, wie er war und anscheinend war er ein guter Wolf und ein noch großzügiger Mensch, aber doch kannte ich ihn nicht.
Personal öffnete uns die Tür und Lyra ging voraus. Das Esszimmer glich von der Größe dem Foyer und auch hier hingen etliche Gemälde. Das Esszimmer hatte einen Holzboden und rote Wände mit goldenen Verzierungen. Mitten im Raum stand ein langer Holztisch, dieser war reichlich mit leckerem Essen bedeckt und vorne an der Spitze saß ein Mann.
Theo ließ meine Hand los und platzierte sie stattdessen auf meinen Rücken, schob mich langsam voran. „Ich bin jederzeit bei dir.", flüsterte er und küsste meine Wange.
„Oh ein Beschützer. Amüsant!" Das war das erste Mal, dass ich die Stimme meines leiblichen Vaters hörte und in dem Augenblick stand er auf und kam auf uns zu. Sein Erscheinungsbild war ehrfürchtig und doch ging ich ihm langsam entgegen.
„Gewiss brauche ich keinen Beschützer.", sagte ich nun und blickte meinen Vater an. Er hatte genau wie ich braune Augen und lächelte nun. „Ich habe schon gehört das du gut allein auf dich aufpassen kannst Ava."
Ich stand nun vor ihm und hatte überhaupt keine Ahnung wie ich mich verhalten sollte. Er fuhr sich über seinen Bart und legte den Kopf leicht schief, beugte mich. Kurz darauf zog er mich in eine Umarmung und ich ließ es geschehen. „Schön dich kennenzulernen mein Kind!"
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Wolfsblume
WerewolfAuf den ersten Blick sieht Ava aus wie eine normale junge Frau. Doch hinter ihren roten Haaren und braunen Augen verbirgt sich eine gebrochene Tochter, die vor kurzem ihre Eltern verloren hat. Gezwungen von der neuen Situation und auch wegen dem let...