Ich schlug meine Augen auf und versuchte nach meinem Handy zu greifen damit ich schnellstmöglich den Wecker ausstellte, aber ich schob es stattdessen vom Bett. Ich verdrehte die Augen, weil der Ton lauter wurde und stand nun auf, hob schnell das Handy hoch und stellte den Wecker aus.
„Ein perfekter Start in den Tag..", murmelte ich und legte das Handy auf das Bett.
Ich streckte mich und schaute mich um, etwas verwirrt zog ich die Augenbraue hoch als ich meine Klamotten von gestern sorgfältig gefaltet auf den Schreibtisch fand. Mit großen Schritten ging ich zum Schreibtisch und nahm sie hoch, sie waren weich und rochen unglaublich gut.
„Gewaschen.", stellte ich fest und ohne weiter zu überlegen zog ich das T-Shirt von Theo aus und zog meine Sachen an. Gerade als ich meine zweite Socke anzog klopfte es an der Zimmertür.
Schnell ging ich zur Zimmertür und öffnete sie. Theo stand vor mir und er hatte ein reichlich befülltes Essenstablett in der Hand.
„Äh.", kam es leise aus meinem Mund. „Guten Morgen?"
„Guten Morgen! Wie geht es dir? Hast du gut geschlafen?", fragte er, ging an mir vorbei und stellte das Essenstablett auf den Schreibtisch ab.
Ich biss mir auf die Unterlippe und war erstaunt das er so gute Laune hatte nach gestern, abgesehen davon war er einfach schon bereit für den Tag.
Er sah unglaublich attraktiv aus, seine Haare waren nach hinten gekämmt, er trug ein dunkelblaues Hemd und die ersten oberen Knöpfe waren aufgeknöpft. Ich atmete tief ein und konnte sein Parfüm riechen, wild und betörend.
Ich legte den Kopf schief und als er anfing zu Lächeln war es fast um mir geschehen.
„Ava?" „Hm?" „Hast du mir gerade zugehört?", fragte er und ich blinzelte, schüttelte den Kopf.
„Was hast du gesagt?", fragte ich schnell. „Ich habe dir eben erklärt das Judith deine Kleidung gewaschen hat und sie hat dir auch das Frühstück zubereitet."
In meinem Kopf ratterte es und ich ging all die letzten Tage durch, aber ich konnte mich nicht an den Namen erinnern. Meinte er etwa seine Mutter oder eine Freundin? Oh mein Gott! Er hat eine Freundin! Ich schluckte schwer.
„J-judith?" „Meine Haushälterin."
Obwohl ich nicht so fühlen wollte, war ich tatsächlich erleichtert darüber das es nur die Haushälterin war, aber vielleicht hatte er trotzdem eine Freundin? Ich ließ wieder die Schultern sinken, es könnte ja trotzdem sein das er eine Freundin hat und meinte es nur noch nicht erwähnen zu müssen.
„Ich benutze kurz dein Badezimmer und den fährst du mich wie abgemacht nach Hause.", sagte ich und zwang mich zu einem Lächeln. Ohne auf eine Antwort zu warten, ging ich los und suchte das Badezimmer auf.
Dort entleerte ich meine Blase, versuchte meine nicht gebürsteten Haare in einen Dutt zu bändigen und spülte den Mund aus. „Das muss erstmal reichen.", murmelte ich und trocknete meine Hände ab.
Als ich die Badezimmertür hinter mir schloss tauchte schon Theo vor mir auf. „Findest du es nicht unhöflich einfach zu gehen, ohne was zu essen? Judith hat sich wirklich Mühe gegeben, weil sie nicht wusste, was du gerne isst hat sie einfach von jedem was zubereitet.", sagte er und schon machten sich Schuldgefühle in mir breit.
„Ich bin nicht unhöflich, es war nur so nicht abgemacht und ich würde gerne nach Hause." Tatsächlich knurrte mein Magen in dem Moment und ich hatte auch Hunger, nur wollte ich nach Hause und Abstand zwischen uns schaffen. „Du hast doch Hunger?" „Es war abgemacht das du mich nach Hause fährst.", meinte ich ernst und ging an ihm vorbei.
Ich nahm mein Handy vom Bett und steckte es in die Hosentasche. „Sofort?", fragte er hinter mir und ich schloss kurz die Augen. „Sofort!"
Als wir unten ankamen traf ich auf Judith, sie hatte lange schwarze Haare und war unglaublich groß und definitiv nicht alt. Ich hatte mit einer älteren Frau gerechnet und naja sie war das Gegenteil von meiner Vorstellung, außerdem könnte sie sogar in meinem Alter sein.
„Guten Morgen! Sind Sie zufrieden mit ihrer Kleidung und dem Frühstück Frau Ilers?" Ich war überrascht das sie mich mit meinem Nachnamen ansprach und nicht duzte.
„Die Klamotten sind super!", sagte ich und rieb mir die Finger. „Nur habe ich leider keine Zeit, um das Frühstück zu essen, aber es sieht unglaublich gut aus und Ava reicht." Als ich das aussprach veränderte sich ihr Gesichtsausdruck und sie wirkte angespannt. „Es tut mir äußerst leid, aber du kannst es ja essen?", fügte ich schnell hinzu und fühlte mich wieder schlecht, anscheinend hatte ich sie verletzt, weil ich ihr Essen nicht anrührte.
Sie schaute Theo an und es schien mir als wartete sie auf eine Reaktion von ihm. „Eine Ausnahme!", sagte er und ihre Augen fingen plötzlich an zu funkeln, als hätte sie ein Geschenk überreicht bekommen.
„Danke A-„ „Biedermann.", unterbrach er sie schnell und schon senkte sie wieder ihren Blick. „Natürlich Herr Biedermann." Verwirrt über die gesamte Situation runzelte ich die Stirn. Was war das bitte?
„Sollte ich dich nicht nach Hause bringen?", fragte er mich jetzt und ich nickte schnell. Ich ging in den Flur und zog schnell meine Schuhe an, ich winkte nochmal Judith zu, bevor ich durch die Haustür ging.
„Das war komisch.", meinte ich als wir zu seinem Auto gingen. „Was meinst du?" „Sie hat dich angeschaut als hättest du ihr ein Geschenk überreicht.", sagte ich ehrlich und er hielt mir die Autotür auf. „Danke.", fügte ich hinzu und stieg ein.
„So ungefähr kann man es auch umschreiben.", sagte er als er einstieg und ich schaute ihn an. „Wie meinst du das?" „Ach vergiss es!"
„Ist das dein Ernst?", fuhr ich ihn an und plötzlich hatte ich das Gefühl, das mir der Kragen platzte. „Wir haben uns gestern gestritten und heute ist anscheinend alles wieder gut? Meine Klamotten wurden gewaschen, du bringst mir Frühstück und du hast vergessen zu erwähnen das du eine Haushälterin hast!"
„Ich glaube ich verstehe nicht ganz wo das Problem ist?" „Das Problem ist, dass du mich wahnsinnig machst! Wir haben gestern ausgemacht das du mich Frühs sofort nach Hause fährst und trotzdem hast du mir vorhin Frühstück gebracht und hast mir das Gefühl vermittelt, das ich noch nicht gehen sollte. Ständig laufen wir uns über den Weg und kommen ins Gespräch, du hast es nicht mal geschafft mir zu sagen das du eine Haushälterin hast! Ich dachte, ach keine Ahnung Judith hätte auch deine Freundin sein können!", beendete ich meine Ansprache und hatte gar nicht mitbekommen das ich mich zu ihm gebeugt hatte. Ich war so im Rausch das ich sogar mit meinem Zeigefinger auf seinen Oberköper tippte.
„Du dachtest sie sei meine Freundin!", sagte er und lächelte. „Das habe ich weder gesagt oder gedacht!" „Du sagtest: Ich dachte, ach keine Ahnung Judith hätte auch deine Freundin sein können!", wiederholte er mich und ich verdrehte die Augen.
„Meinst du ich hätte dich in meinem Bett schlafen lassen, wenn ich eine Freundin hätte?", fragte er und ich zuckte mit den Schultern. „Keine Ahnung."
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Wolfsblume
WerewolfAuf den ersten Blick sieht Ava aus wie eine normale junge Frau. Doch hinter ihren roten Haaren und braunen Augen verbirgt sich eine gebrochene Tochter, die vor kurzem ihre Eltern verloren hat. Gezwungen von der neuen Situation und auch wegen dem let...