„Ich und das Rudel danken dir von ganzem Herzen. Alpha Biedermann hätte uns sicher bestraft."
Vermutlich hätte er das.
„Kein Problem.", sagte ich lächelnd und als Theo neben mir auftauchte suchte die Dame schnell das weite.
„Ich hätte nicht so entschieden." Seine Stimme war laut und der knurrende Unterton entging mir nicht. „Ich weiß."
Mit ernster Miene schaute ich ihn an. „Deshalb habe ich dich unterbrochen." „Sie haben unser Rudel und dich in Gefahr gebracht! Eine Entschuldigung reicht nicht." „In dem Fall aber schon!" Meine Stimme war nun kräftiger.
Ich drehte mich zu ihm und legte die Hand auf seine Brust. „Ihr Ehemann ist im Krankenhaus und der Beta des Rudels ist verstorben. Wäre ich an ihrer Stelle gewesen wäre ich hier erst gar nicht aufgetaucht. Ich wäre die ganze Zeit bei dir gewesen." Sein Blick wurde weicher. „Du weißt das uns das niemals passieren wird. Wir sind ein starkes Rudel."
„Genau wir sind ein starkes Rudel aber die anderen vielleicht nicht, also hab etwas Nachsicht und sei nicht so schroff." „Sie müssen aber Respekt vor ihn haben.", mischte sich James ein und ich schaute ihn schräg an.
„Sie haben nicht nur Respekt vor ihn sondern auch Angst. Wahrscheinlich würden sie ihn noch Honig ums Maul schmieren, wenn es sein muss. Hauptsache er reißt keinen von denen den Kopf ab." James zuckte mit den Schultern und ich schaute wieder zu Theo.
„Du bist total angespannt.", sagte ich ehrlich und gab ihn einen Wangenkuss. „Entspann dich." „Das geht nicht wenn der Raum voller Alphas ist, die dich mit ihren Blicken ausziehen." „Du weißt das ich nur dir gehöre. Mein Herz schlägt nur für dich!"
Er lächelte nun und gab mir einen flüchtigen Kuss. „Ich liebe dich!" „Ich dich auch!"
„Wir sollten uns langsam in den Wintergarten begeben. Die anderen warten sicher schon auf uns." James schaute bedrückt und ging an uns vorbei.
„Dort findet die andere Hälfte der Sitzung statt?", fragte ich Theo und er nickte. „Tatsächlich wird es dort etwas lockerer. Es gibt etwas zu Essen und Trinken." Er nahm meine Hand und wir beide gingen los.
„Essen ist immer gut." „Hast du wieder Hunger?" Ich schob die Unterlippe vor. „Was soll das heißen? Ich habe heute noch gar nichts gegessen."
„Judith stand vorhin am Küchenfenster und meinte du hättest was gegessen. Sie war ganz komisch." Ich zog die Augenbrauen zusammen. „Ich habe nichts gegessen!" „Ach ist ja auch egal." Im Wintergarten angekommen setzten wir uns sofort hin und die Dienstmädchen packten jeden Teller reichlich voll.
Ich blickte kurz zu James und in dem Moment fiel es mir auf. Theo sagte Judith stand vorhin am Küchenfenster, was wenn sie uns gesehen?
„Oh mein Gott." Wenn sie es Theo sagt, wird er James zu Kleinholz verarbeiten. James bemerkte meinen Blick und schaute mich komisch an. „Was ist?" „Nichts.", sagte ich schnell und trank etwas. Konnte sie uns überhaupt reden hören vorhin? Immerhin war sie im Haus und wir draußen.
„Du siehst aus als hättest du eben ein Gespenst gesehen. Ist wirklich alles gut?", fragte nun Theo und ich nickte. „Ja." Ich lächelte ihn kurz an und schnitt danach das Steak klein.
„Alpha Biedermann wir würden gerne beginnen." „Bitte.", sagte Theo und der Mann, der mir vorhin die Hand geben wollte, stand auf.
„Laut meiner Quelle bahnt sich eine größeres Rudel an und will uns aus dem Revier drängen. Ich spreche hier nicht von zehn oder zwanzig Rudelmitglieder, sondern von mindestens vierzig. Das Rudel ist riesig und ihr Anführer will alles erobern."
Ich schluckte schwer.
„Ist deine Quelle sicher?", fragte Theo und er nickte. „Hundertprozentig." „Um welches Revier geht es?", mischte sich ein anderer ein.
„Welcher Alpha?" „Art?" „Wen greifen sie zuerst an?" „Ruhe!", knurrte Theo und ich zuckte tatsächlich zusammen. Er hatte auf den Tisch gehauen und ich schluckte schleunigst mein Fleisch herunter damit ich nicht noch daran erstickte, falls ich mich erneut erschreckte.
„Ich weiß nicht um welche Art es sich handelt, weil meine Quelle sich nicht mehr meldet, aber es ist ein großes Rudel und der Alpha wird jedes Revier an sich reißen.", sagte er und ich erkannte die ersten Schweißperlen auf seiner Stirn. Er schien mir nervös und aufgeregt, wahrscheinlich mochte er es nicht vor anderen zu sprechen.
Ich legte das Besteck hin, weil ich spürte, wie sich Theo und James neben mir anspannten. Wahrscheinlich spielten sich gerade etliche Szenarien in ihren Köpfen ab und sie versuchten nicht auszuflippen, weil wieder Gefahr drohte. Mir ging es nicht anders, ich spürte wie mein Augenlied zuckte.
„Tatsächlich weiß ich um wen es sich hier handelt." Mein Kopf schoss in Theo seine Richtung und ich dachte ich hätte mich verhört. „Es geht um Acco."
Ich überlegte gründlich, aber ich konnte mit dem Namen nichts anfangen.
„Er ist genau wie wir ein Wolf und ich hatte ihn damals verbannt, weil er Menschen grundlos angriff. Ich nehme an das er Rachen üben will und wahrscheinlich wird er zuerst bei meinem Rudel anfangen."
In dem Augenblick verschluckte ich mich an mein Wasser. „W-was?", stotterte ich und hustete mehrmals. „Er wird uns zuerst angreifen und er weiß von dir, weshalb er dich zuerst aus den Weg schaffen wird, um mir und unserem Rudel zu schaden."
Jetzt spürte ich wie mein Herz schneller schlug und wie unkontrolliert meine Atmung war. Ein Schauer überkam mich und meine Finger verkrampften mich. Es war keine Panikattacke, aber es glich einer und ich fuhr mir über die Stirn, schloss kurz die Augen.
„Warum haben alle in dem Raum Angst vor ihm? Ich habe gesehen, wie einige zusammengezuckt sind als du seinen Namen ausgesprochen hast.", sagte ich leise, aber ich wusste das er mich hörte.
„Acco wurde in den letzten Jahren verrückt und metzelte jeden nieder. Er kennt kein erbarmen und er wird auch nicht vor einer Luna halt machen, dieser Wolf hat kein Gewissen!", knurrte er und mir wurde mulmig.
„Wir werden euch unterstützen!" „Genau!" „Jederzeit!"
Die anderen stimmten mit ein und es wurde laut, aber mir wurde nur schlecht und ich stand auf, entschuldigte mich.
Schnell lief ich auf die Toilette und übergab mich dort. Mein Hals brannte und in meinen Augen sammelten sich Tränen.
„Warum?" Es dauerte nicht lange bis ich mich erneut übergab und spülte. Ich biss mir auf die Unterlippe und holte tief Luft. „Warum kann nicht mal was gut laufen?"
Ich stand auf und wusch mir die Hände, spülte mir mit Wasser den Mund aus und fuhr mir mit beiden Händen über das Gesicht.
„Ich kann nicht mehr ertragen.", sagte ich zu mir selbst und blickte kurz zur Decke und hoffte ich wurde damit die Tränen aufhalten, die sich erneut in meinen Augen sammelten.
Die Tür ging auf und Theo erschien in meinem Blickfeld. Erneut wischte ich mir über das Gesicht und versuchte ihn anzulächeln. „Es tut mir leid, aber ich musste da raus." Meine Stimme bebte und er presste seine Lippen aufeinander.
Mit großen Schritten kam er auf mich zu und drückte mich an sich, er strich mir über den Rücken und in den Moment brach ich in Tränen aus. „Wieso trifft es immer uns?"
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Wolfsblume
WerewolfAuf den ersten Blick sieht Ava aus wie eine normale junge Frau. Doch hinter ihren roten Haaren und braunen Augen verbirgt sich eine gebrochene Tochter, die vor kurzem ihre Eltern verloren hat. Gezwungen von der neuen Situation und auch wegen dem let...