Ich fuhr mir mit beiden Händen übers Gesicht und holte tief Luft. Als ich wieder aufschaute stand Judith im Türrahmen und ich klappte den Laptop zu, der vor mir stand. „Was gibt es?", fragte ich sie und versuchte die Information das James nun in dem Rudel von meinem Vater war zu verdrängen.
Er hätte sich jedes andere Rudel aussuchen können immerhin hatte er jahrelang den Beta Rang und hat genug Erfahrung gesammelt, aber er hat sich ausgerechnet das von meinem Vater ausgesucht, unglaublich.
„Ich habe gehört, wie du dich mit Theo gestritten hast.", sagte sie und ich nickte langsam. „Wahrscheinlich hat jeder den Streit mitbekommen. Wir waren nicht gerade leise.", murmelte ich und trank einen Schluck Kaffee.
„Er ist immer noch unterwegs, oder?" „Ja.", antwortete ich und sie setzte sich an den Tisch. Nach unserem Streit vorhin ist Theo raus, um sich abreagieren zu können.
Sie starrte mich mit ihren grauen Augen an und ich legte den Kopf schief. „Na los. Sprich schon das aus was dir auf der Seele brennt." „Wieso willst du ihn nicht heiraten?", fragte sie mich direkt und ich runzelte die Stirn.
„Du hast den Streit mitbekommen und stellst mir trotzdem die Frage?", hakte ich nach und sie nickte. „Er ist nicht im Haus und du kannst mir die Wahrheit sagen." „Die Wahrheit ist das ich kein Interesse an einer Hochzeit und Ehe habe. Das habe ich auch Theo gesagt!"
Ich spürte wie mein Handy in der Hosentasche vibrierte und ich holte es heraus, Becka hatte mir geschrieben.
B: Theo ist bei uns und er hat eine Verletzung am Arm. Muss ich was wissen?
Ich biss mir fest auf die Lippe als ich das las. Sie und Roy wussten nichts von unserem Streit, immerhin hatte ich die beiden seit gestern nicht mehr gesehen. Ich vergaß auch immer wieder das Becka schon bei ihm eingezogen war.
A: Ich komme. Wir hatten vorhin einen Streit.
„Aber wieso nicht?", fragte Judith und ich zog die Augenbrauen zusammen. „Tut mir leid Judith, aber dafür habe ich gerade gar keinen Kopf. Ich muss los.", sagte ich zu ihr und steckte das Handy ein.
Schnell stand ich auf und ging in den Flur wo ich mir Jacke und Schuhe anzog. Judith folgte mir und ließ mich nicht aus den Augen. „Was ist los das du jetzt so hektisch bist?" „Theo.", murmelte ich und öffnete die Haustür.
Keine Minuten später hatte ich mich verwandelt und lief durch den Wald. Der Wind hatte zugenommen und die Blätter raschelte. Der Wind war so stark, dass die Äste sich hin und her bewegten, weshalb ich schneller rannte. Ich hatte gewiss keine Lust von einen Ast erschlagen zu werden.
Ich hörte kaum Vogelgezwitscher und ich sah bis jetzt auch außer einen Dachs kein weiteres Tier, wahrscheinlich spürten sie das sich ein Gewitter näherte und als ich kurz nach oben sah konnte ich einen Blick durch die Baumkronen bis hin zum Himmel erhaschen.
Der Himmel war dunkelgrau und voller Wolken, es würde nicht lange dauern, bis das Gewitter los ging und schon schlug mein Herz schneller.
Ich wollte nicht nass werden und auch bei Gewitter nicht mehr im Wald sein. Zwar war ich ein Wolf und mein Körper heilte unglaublich schnell bei Verletzungen, aber wollte auch als Wolf nicht von einem Blitz getroffen werden.
Es dauerte nicht mehr lange bis ich das Haus von Roy sah und ich versuchte meinen Puls wieder unter Kontrolle zu kriegen, jedes Mal, wenn ich ein Wolf war, hatte ich einen Adrenalinschub und mein Puls schoss wie verrückt in die Höhe.
Kurz bevor ich an der Straße war, verwandelte ich mich zurück und in dem Augenblick fiel der erste Tropfen herab, schnell überquerte ich die Straße und klopfte an der Haustür.
Ich war ein bisschen außer Atem als mir Becka die Haustür öffnete. „Hey! Komm rein.", sagte sie und ließ mich gleich vorbei. Ich zog meine Schuhe aus und hängte die Jacke auf. Schnell umarmte ich sie zur Begrüßung. „Er ist im Wohnzimmer.", flüsterte sie in mein Ohr und ich nickte.
Im Wohnzimmer traf ich Roy und Theo, als sie mich erblickten stand Roy sofort auf. „Willkommen Luna." „Danke. Würdest du uns vielleicht einen kurzen Moment geben?", fragte ich nett und schon verschwand Roy.
Mit schwerem Herzen ging ich zu Theo und setzte mich neben ihn hin. Ich blickte ihn für eine Sekunde an, seine grünen Augen ruhten auf mir, bevor ich mir seinen Arm ansah. Er wollte ihn wegziehen aber mein Griff war fest und ich ließ es nicht zu.
Ich nahm das Handtuch weg und schon sah ich die tiefe Wunde auf seinen Arm, ich schluckte schwer immerhin sah es nicht gerade gut aus und die Wunde wirkte auch tief. „Was ist passiert?", fragte ich ihn, aber meine Stimme klang sicherlich nach einen Hauch von Nichts. Ich sah das auf dem Tisch schon ein Verbandskasten lag, weshalb ich Zugriff und mich bediente.
„Ich habe schon zu Roy gesagt das ich nicht möchte das es verbunden wird." „Was ist passiert?", wiederholte ich mich und desinfizierte die Wunde. „Ich möchte nicht-„ „Was du willst interessiert mich aber nicht!", unterbrach ich ihn nun knurrend. „Ich werde das jetzt säubern und einen Verband darum machen damit es feinsäuberlich verheilt!"
„Beantworte mir nun die Frage, die ich dir schon zweimal gestellt habe!", forderte ich ihn auf und schaute in sein Gesicht. Er hatte seinen Kiefer angespannt und seine Augenfarbe wurde dunkler. Wahrscheinlich spielten gerade seine Gefühle verrückt.
„Ich bin gestolpert und tatsächlich bin ich so blöd gefallen das ein spitzer Ast für die Wunde verantwortlich ist." „Das kaufe ich dir mal so ab, immerhin braut sich da oben auch ganz schön was zusammen." „Du meinst das Gewitter?", fragte er und ich nickte.
„Du weißt das du nicht jedes Mal verschwinden kannst, wenn dir was nicht passt.", sagte ich nun und schaute in seine Augen. „Ich mache mir Sorgen um dich.", fügte ich hinzu und legte den Verbandskasten zurück.
„Ich bin erwachsen, du brauchst dir keine Sorgen um mich machen.", sagte er und strich mir über die Wange. „Aber du bist halt manchmal so stur wie ein Esel!", flüsterte er und küsste mich kurz. „Aber ich bin dein sturer Esel!"
„Und heiratet mich nun der sture Esel?", fragte er und ich seufzte. „Vielleicht in ein paar Jahren und jetzt steh auf. Es wird Zeit das wir nach Hause gehen."
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Wolfsblume
WerewolfAuf den ersten Blick sieht Ava aus wie eine normale junge Frau. Doch hinter ihren roten Haaren und braunen Augen verbirgt sich eine gebrochene Tochter, die vor kurzem ihre Eltern verloren hat. Gezwungen von der neuen Situation und auch wegen dem let...