Ich hielt kurz an, streckte mich und holte tief Luft. Innerlich klopfte ich mir auf die Schulter, es war wirklich eine gute Idee abends joggen zu gehen. Es war sehr ruhig und mir lief kaum jemand über dem Weg, so dass ich wirklich meine Ruhe hatte.
Zufrieden lief ich wieder los und versuchte mein Tempo zu halten. Immerhin wollte ich mich nicht auspowern.
Es dauerte nicht lange bis ich die Hälfte der Runde um den See geschafft hatte.
Ich stoppte und lächelte, der Ausblick, der sich vor mir bot, war der reinste Wahnsinn.
Die Sonne ging unter und der Himmel war in den verschiedensten Rottönen getränkt. Das Wasser schimmerte noch und da zückte ich auch schon das Handy, um ein Foto zu machen.
Gerade als ich das Handy entsperrte erkannte ich im Display eine Spiegelung und sah nicht nur mich sondern auch noch jemanden neben mir stehen.
Sofort fing mein Herz an zu rasen und ich drehte mich herum.
„Du hast mich erschreckt!", sagte ich und schon schlug meine Laune um. „Hast du mich verfolgt?"
„Das habe ich sicherlich nicht nötig!"
„Na ich weiß ja nicht.", murmelte ich hin und her gerissen und ging vorsichtshalber einen Schritt zurück.
„Hast du etwa Angst vor mir?", fragte er und ich dachte für einen kurzen Moment seine Augen wurden heller. „Ich bin nur vorsichtig."
„Außerdem bin ich hier extra allein unterwegs damit ich meine Ruhe habe, also bitte.", fügte ich schnell hinzu und winkte ab.
Ich weiß nicht warum, aber er fing an zu grinsen.
„Mir wurde schon berichtet das du Menschen hasst."
„Du hast also dein Hörvermögen wiedergefunden, fehlt ja nur noch der Verstand. Verstehst du das?", fragte ich langsam und deutlich.
„Ich hasse Menschen also was lungerst du hier noch herum?"
Anscheinend ging ich einen Schritt zu weit mit meinen Sticheleien, er machte einen großen Schritt auf mich zu und sein Gesichtsausdruck veränderte sich. Er spannte seinen Kiefer an und presste seine Lippen aufeinander.
Bevor er überhaupt was sagen konnte, machte ich mich schon vom Acker.
Sicher ist sicher!
„Ein drittes Mal entkommt du mir nicht Ava!", brüllte er mir hinterher und mein Herz rutschte mir in die Hose.
**********
Schweigebadet wachte ich auf und rieb mir die Augen. Ich hatte von unserem Unfall geträumt und erlebte ihn so erneut.
In meinen Augen bildeten sich Tränen und es dauerte gar nicht lange bis ich hysterisch anfing zu weinen. Mein Körper fing an zu zittern und ich rieb mir fest die Finger.
„Tief ein und ausatmen!" Immer wieder wiederholte ich den Satz, bis ich mich irgendwann beruhigt hatte.
Ich warf die Bettdecke beiseite, stand auf und ging ins Bad, um mich frisch zu machen.
Außerdem cremte ich noch meine Hände ein, sie litten immer unter den Panikattacken.
Ich schaute sie mir an und seufzte, sie waren schon rot und leicht geschwollen.
Daher ich jetzt schon auf war entschied ich mich dafür kurz in die Küche zu gehen, um mir ein Glas Milch zu gönnen.
Gerade als ich um die Ecke bog und in die Küche ging blieb ich wie angewurzelt stehen.
Ich blinzelte mehrmals und kniff mir auch in den Arm, aber der riesige schwarze Wolf, der vor meiner Terrassentür stand verschwand nicht.
Ein tiefes Knurren ertönte und meine Nackenhaare stellen sich auf. In dem Moment nahm ich meine Beine in die Hand und rannte wieder ins Schlafzimmer.
Schnell verschloss ich die Schlafzimmertür und verkrochen mich ins Bett.
Ich wusste das es Wölfe in der Region gab und auch nicht wenige nur dachte ich nie daran das ich je einen sehen würde, geschweige daran das einer mal vor meiner Terrassentür stand.
Immerhin sind es Rudeltiere, sie bleiben doch lieber für sich und tief im Wald.
Da fiel mir plötzlich die Geschichte von meiner Mutter ein.
Es war ein wunderschöner reicher Mann. Er hatte alles was er wollte, Juwelen, Goldmünzen, Kronen, Ketten und vieles mehr. Ihm war aber all das noch nicht genug, er gierte nach Gegenständen die andere Besaßen und stiehl sie. Eines Tages brach er in einen Palast ein, wo ein alter Mann wohnte und stiehl viele wertvolle Gegenstände, darunter war auch ein seltenes verfluchtes Relikt. Es dauerte nur einen halben Tag, bis ihm auffiel das etwas nicht stimmte. Seine Haare wurden länger und auch seine Zähne. Am nächsten Tag lag im Bett kein Mann mehr, sondern ein gefährliches Monster, ein Werwolf.
Ich schüttelte den Kopf, meine Mutter liebte die Geschichte und erzählte sie mir jedes Mal, wenn ich immer aus der Reihe tanzte.
Tatsächlich holte mich aber die Geschichte immer wieder auf den Boden der Tatsachen zurück.
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Wolfsblume
WerewolfAuf den ersten Blick sieht Ava aus wie eine normale junge Frau. Doch hinter ihren roten Haaren und braunen Augen verbirgt sich eine gebrochene Tochter, die vor kurzem ihre Eltern verloren hat. Gezwungen von der neuen Situation und auch wegen dem let...