6. Zum Scheitern verurteilt

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Worlds change when eyes meet.
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Shy

Zügig zog ich mich um, so wie auch die anderen in der Umkleide. Heute habe ich nach einigen Ausfällen wieder Ballettunterricht.

Eigentlich hätte ich schon längst mit dieser Sportart, die meinen Körper bis auf das Maximum reizt, aufgegeben. Nur für meine Eltern habe ich damit weitergemacht und sie hätten mich niemals aus diesem Unterricht herausgeholt. Ganz besondern meine Mutter könnte ich niemals davon überzeugen, dass ich kein Ballett mehr machen möchte.

In der großen Halle zog ich mich allein in eine Ecke zurück und schlüpfte in meine Spitzenschuhe. Schon jetzt spürte ich, wie sie an meinen Zehen drücken, doch dieses Gefühl versuchte ich best möglich zu verdrängen. Das Gefühl von Schmerz beim Ballett versuche ich immer zu unterdrücken, denn sonst wäre ich nur halb so gut wie alle immer behaupten.

Als ich fertig war, stellte ich mich gemeinsam mit den anderen Schülern an eine der Stangen und wir wärmten uns auf.

In meinem Ballettkurs gibt es keine einzige Seele die mich leiden konnte. Dies liegt nur daran, weil unser Lehrer mich öfters bevorzugt, da er der alte Tanzlehrer meiner Mutter ist und er potenzial in mir sieht. Viele Mädchen haben wegen mir ihre Chances auf große Auftritte verpasst und deshalb schauen sie mich immer verhasst an.

Ein klatschen brachte mich aus meinen Gedanken und ich starrte zu der Person von welcher dies kam.

Mein Tanzlehrer Mr. Roberts stand in der Mitte von dem Saal und sah uns mit einem Lächeln auf den Lippen an.

„Ihr seid alle da und das ist super. Ab heute fangen wir an für die Auswahl im Februar zu üben..." ich hörte meinem Lehrer kaum noch zu, da es mich nicht wirklich interessiert, welche Sachen er über die Auswahl für das Ballettinternat erzählt.

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Frustriert lag ich auf meinem Bett, weil das Training katastrophal abgelaufen ist. Mein Handy gab ein leises „Bing" von sich. Genervt nahm ich es in die Hand und lugte hinauf. Avery hat mir eine Nachricht geschrieben.

A: Ich hole dich in fünf Minuten ab.

S: Wohin willst du?

Doch auf meine Frage bekam ich keine Antwort mehr. Seufzend stand ich auf und begutachtete mich kurz im Spiegel um zu checken ob ich ganz in Ordnung aussah, damit ich in die Welt hinausgehen kann.

Meine kurze, blaue Hose ist nicht zu kurz sondern geht bis in die Mitte meiner Oberschenkel, sonst würde meine Mutter durchdrehen. Das Shirt welches ich anhabe ist schlicht in weiß gehalten und darüber habe ich eine Strickjacke angezogen. Heute ist es nach längerer Zeit mal wieder richtig warm, doch wohl fühlen werde ich mich in Sommerklamotten nie. Sie geben zu viel Preis von mir und ich möchte nicht, dass mich andere Menschen so sehen.

Plötzlich klopfte es an meiner Zimmertür und Lilly linste hinein.
„Unten wartet so ein Mädchen mit blauen Haaren auf dich," meinte sie und ich nickte. Schnell schnappte ich mir mein Hand und machte mich auf den Weg die Treppen nach unten.

„Seit wann hängst du mit so einer Person rum?" Fragte Lilly und lehnte sich mit ihrer Schulter an die Wand. Kritisch zog sie ihre Augenbrauen nach unten als ich sie ansah.

Geschickt schlüpfte ich in meine Schuhe und sah noch einmal zu meiner Schwester auf.

„Gibt es damit ein Problem?" Fragte ich und hob meine Augenbrauen abwartend.

Shy. So wie schüchternWo Geschichten leben. Entdecke jetzt