Epilog

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Shy

Behutsam stellte ich den braunen Karton auf den weißen Teppich, welchen ich zuvor provisorisch in das Wohnzimmer gelegt hatte. Ich drehte mich einmal um die eigene Achse und begutachtete, ob ich nun all meine Taschen, Kartons und Koffer nach oben geschleppt hatte.

Ich hörte Schritte auf dem Laminat und drehte mich um. Vor mir stand Elaine mit einem breiten Grinsen im Gesicht. Neben ihr kam Avery zum Vorschein. Avery und Ethan halfen bei meinem Umzug nach London und weil ich mit Elaine zusammenzog, halfen sie ihr natürlich auch.

Gemeinsam haben wir uns vor ein paar Monaten zusammengeschlossen und nach einer kleinen Wohnung, welche sich zwei Studenten leisten konnte, gesucht. Nach zehn Wohnungen, in denen wir eine bekiffte Untermieterin oder einen perversen Vermieter gehabt hätten, fanden wir vor ein paar Wochen dieses Prachtstück, in das wir nun zogen.

„Helft ihr noch beim Auspacken?" Hackte ich bei Avery nach und nun erschien auch Ethan, welcher wie wild mit seinem Kopf nickte. Somit machten wir uns daran, die Wohnung einzurichten und Möbel aufzubauen. Dabei schaltete ich an meinem Laptop meine Lieblingsplaylist ein, damit wir uns auch mit Musik beschäftigen konnten.

In meinem Zimmer versuchte ich alles allein zu dekorieren, da ich nicht wollte, dass mir hier irgendjemand half. Vorsichtig stellte ich einen Bilderrahmen auf mein Nachtkästchen und ich musste lächeln als ich mir das Bild genauer ansah. Vor einer Woche hatte mir Ophelia, Aiden seine Mutter, mir diese Fotographie geschenkt. Avery hatte das Foto irgendwann einmal geschossen und Aiden hat es ausgedruckt und seiner Mutter geschenkt. Darauf zu sehen waren Aiden und ich. Er hatte seinen Arm um meinen Bauch geschlungen und ich lachte von ganzem Herzen auf dem Bild.

Langsam strich ich mit meinem Finger über unsere glücklichen Gesichter und ich spürte augenblicklich, dass ich noch immer an Aiden hing, denn in meinen Augen sammelten sich die Tränen erneut, welche seit Wochen schon nicht mehr flossen. Mittlerweile tat es nicht mehr ganz so weh, wie am Anfang, denn ich hatte mit unzähligen Personen darüber gesprochen.

Anfangs, nachdem er einfach verschwunden war, bettelte ich Kyle an, ob er wüsste, wo Aiden sich befand, doch egal wie sehr ich ihn anschrie, er rückte nicht damit raus. Auch Elijah und Logan waren keine große Hilfe, denn Elijah hatte nur noch Augen für seine neue Freundin, die er über das Internet kennengelernt hatte und Logan war genauso verschwiegen wie Kyle. Avery und Ethan wussten wirklich nicht, wo Aiden sich befand und zu meiner größten Verwunderung hatte Aiden nicht einmal seiner Mutter bescheid gesagt, wo er nun hingehen würde.

Selbst mit Ophelia war ich Nächtelang wach und wir unterhielten uns. Dabei tranken wir heiße Schokolade und mir wurde bewusst, dass es nicht nur mich schmerzte, dass er aus meinem Leben getreten war. Auch Ophelia konnte oft ihre Tränen nicht mehr zurückhalten und brach regelrecht vor mir zusammen. Sie war der Meinung, dass Aiden nun endgültig weg war und sie hatte schon immer die Befürchtung, dass dieser Tag irgendwann kommen würde, und dann würde er nicht mehr nach Roseville zurückkehren.

Seufzend ließ ich das Bild in Ruhe. Ich konnte seine Entscheidung mittlerweile verstehen. Wie hätte ich es ihm auch verübeln sollen, denn er wollte schon immer weg von diesem Ort. Zwar hatte ich ihm einst versprochen, dass ich ihn nicht allein lassen würde und er mit mir an jeden Ort dieser Welt kommen dürfte, doch er hat seine Entscheidung, allein zu reisen, getroffen. Deswegen war ich ihm nicht böse, denn er hätte immer wieder zu mir zurückkehren können. Für ihn hielt ich immer einen Platz frei. Egal ob in meinem Herzen oder hier in dieser Wohnung. Das schrieb ich ihm auch täglich und seit letzter Woche war ich schon nicht mehr blockiert, denn die zwei blauen Hacken erinnerten mich daran, dass er online war und gelesen hatte, was ich ihm schrieb. Natürlich antwortete er nicht, doch ich machte mir daraus nicht viel, denn ich wollte ihm und besonders mir Zeit lassen.

Ich kehrte zu meinen Freunden in das Wohnzimmer zurück und half Ethan dabei, einen der Regale aufzubauen. Elaine liebte Bücher genauso sehr, wie ich und aus diesem Grund, weil wir Beide all unsere Bücher mitnahmen, brauchten wir viele Regale.

Plötzlich vibrierte mein Handy in meiner Hosentasche und ich zog mich in den Flur zurück als ich den Namen auf dem Bildschirm las.

Die Nachricht ließ mein Herz höherschlagen und ein zufriedenes Lächeln erhellte mein Gesicht.

Aiden: Lass uns irgendwann noch einmal anfangen und ich verspreche dir, dann werde ich alles richtig machen.

Ende

Ende

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Shy. So wie schüchternWo Geschichten leben. Entdecke jetzt