46. Du hast es verkackt

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No calls, no texts, nothing. But here I am thinking about you
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Shy

Die Woche verging im Flug und Aiden hatte sich bei keinem von uns gemeldet. Anscheinend hielt er es nicht für nötig, einer Person bescheid zu geben und ich war es mir leid, ihm noch immer hinterher zu rennen. Wenn er wirklich mit mir sprechen wollte, dann hätte er mir schon längst ein Lebenszeichen geschenkt, doch da war nichts. Keine Nachricht und auch kein Anruf.

In den vergangenen Tagen dachte ich, dass wir mittlerweile so weit waren, dass wir mit dem Anderen über unsere Probleme sprechen konnten, doch Aiden wird für solch einen großen Schritt niemals bereit sein. Diese Realität traf mich ziemlich stark und der innerliche Frust darüber schien mich zu zerfressen, doch dieser Frust würde mich nicht unterkriegen. In den letzten Monaten hatte ich schon viel lästigere Gefühle erlebt und diese konnte ich auch bezwingen.

Vor zwei Tagen hat sogar der Trainer von Kyle bei Joe angerufen und wollte den Kampf zwischen Kyle und Aiden absagen. Joe seine einzige Möglichkeit war, dem Angebot zuzustimmen, denn er wusste nicht, wann Aiden wieder auftauchte und somit konnte er ihn auch nicht fragen, ob er diesen Kampf weiterhin wollte. Avery vermutete sogar, dass Aiden und Kyle gesprochen hätten, denn es war auffällig, dass Aiden abhaute und Kyle diesen Kampf plötzlich nicht mehr wollte.

Mit einem genervten Seufzer legte ich mir das Buch auf mein Gesicht und lehnte mich in meinen bequemen Kissen zurück. Aiden war eine komplizierte Person und wird es auf ewig bleiben. Zu meinem Leid werde ich nie hinter seine eiserne Fassade blicken können, denn er versteckte sich mit aller Kraft vor mir. Selbst meine Angst, das er eine andere Person finden würde, wo auch immer er war, bereitete mir eine menge Sorgen. Dieser Gedanke verfolgte mich diese Woche von Morgens bis Abends und in der Nacht schlug alles nochmals richtig auf mich ein. Mitten in mein Gesicht und ich konnte nichts dagegen tun. Dementsprechend schlief ich nicht mehr besonders viel, doch noch nie habe ich ausreichend Schlaf abbekommen, also warum sollte ich jetzt meine Genugtuung bekommen? Gerade jetzt, wo mein Leben wieder total verrückt spielte.

Das Klingeln von meinem Handy riss mich aus der Tiefe meiner Gedanken und ich schmiss das Buch, welches auf meinem Gesicht lag, regelrecht neben mich. Dabei hatte es solch eine starke Geschwindigkeit, das es mit einem lauten Knall auf dem Fußboden landete, doch alles was mich interessierte war mein klingelndes Telefon. Denn ich hatte die Hoffnung, dass sein Name auf dem Bildschirm erschien.

Schnell griff ich danach, doch auf dem Display erschien nur der Name von meinem Ballettlehrer. Augenverrollend hob ich ab und musste tief einatmen, bevor ich zu sprechen begann.

„Hallo, hier ist Shy."

„Shy, du kommst heute bitte in das normale Ballett. Blaine, Anastasia und du müssen euch ein wenig absprechen bezüglich euren Solo Auftritten. Noch dazu möchte ich, dass du natürlich bei eurem gemeinsamen Auftritt als Gruppe mitmachst. Diese Chance ist wirklich wichtig für dich, also vermassle es bitte nicht," mein Lehrer legte auf und mit einem lauten Ausatmer stand ich von meinem Bett auf. Ich holte meine Ballettklamotten aus meinem Schrank und schlüpfte in die enge Kleidung.

Jedes Mal fühlte ich mich darin so unwohl, denn ich fand meine zierliche Figur nicht besonders schön. Alles an meinem Körper ist zu knochig und meine Brüste waren schon zu groß für eine Ballerina, so war es zumindest die Intuition meiner Mutter, doch diesen Satz musste ich mir lang nicht mehr anhören. Generell hat meine Mum mich lang nicht mehr auf mein Ballett angesprochen und ich hatte schon die Hoffnung, dass sie mich jetzt endlich leben ließ.

Diese Hoffnung platzte in mehrere Einzelteile als ich die Küche betrat und meine Mutter mich kritisch musterte. Sie fing an mich zu kritisieren, doch ich setzte mich einfach auf einen der Stühle und band mir einen Dutt. Zwar saß dieser viel zu locker, doch mir war es egal. Heute ist nur eine Übung und dieser Tag war nicht mein großer Auftritt.

Shy. So wie schüchternWo Geschichten leben. Entdecke jetzt