34. Kleine Gespräche

5.1K 136 12
                                    

I hope you understand how much our little talks mean to me.
~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~

Shy

      Vorsichtig öffnete ich meine Augen und klimperte ein paar Mal mit ihnen, damit ich wacher werde. Sofort flog mein Blick zu der großen Uhr an der Wand. Halb acht, doch es fühlt sich viel später an. Die letzte Nacht war selbst für mich etwas zu viel und hat ihre Spuren hinterlassen, da mich ein beißender Schmerz im Hinterkopf verfolgte.

      Mein Blick wanderte neben mich und ich musste feststellen, dass Aiden verschwunden war. Ich riss meinen Kopf von der einen Seite zur anderen herum, nur um zu prüfen ob er hier irgendwo steht. Erst das öffnen der Balkontür ließ mich wissen, wo er sich befand. Vermutlich hat er seine morgendliche Zigarette geraucht um seine Sucht zu stillen.

      Aiden lief Oberkörperfrei und mit einem Kaffee in der Hand in das geräumige Wohnzimmer. Seine Jogginghose sah eine Größe zu groß aus. Dies ließ mich vermuten, dass es eine Hose von Joe sein muss. Die braunen Haare von ihm liegen wirr auf seinem Kopf, wie ich es am liebsten an ihm sehe.

      „Mach ein Foto, das hält länger," scherzte Aiden und zwinkerte mir dabei zu. Er stellte sich vor das Sofa um mich anzuschauen. Langsam richtete ich mich auf und verdrehte deutlich die Augen, damit er merkt, was für einen dummen Spruch er gerade ausgesprochen hat.

      „Habe ich dir schon mal gesagt, wie dumm so ein Spruch eigentlich ist?"

      „Nein, aber du starrst immer so. Das kann ich einfach nicht leiden," mit diesen Worten verließ er den Raum und lief in die Küche. Dafür, dass er eigentlich einen dröhnenden Schädel haben sollte, ist er viel zu gut gelaunt. Tatsächlich habe ich mir erhofft, dass sein Kopf explodiert vor Schmerz, doch das tat anscheinend bloß meiner.

      Frustiert schubste ich die Decke von meinem Körper und schleppte mich hinter ihm in die Küche. Als ich an einem Spiegel vorbei lief musste ich grinsen, denn auch ich trug eine übergroße Jogginghose von Joe, welche ich mir so fest um den Bauch schnürren musste, damit sie keinen Zentimeter rutschen konnte und ein weißes Shirt. In der Küche angekommen musterte ich die Tasse in der Hand von Aiden.

      „So einen nehme ich auch," gab ich von mir und zeigte auf den Kaffee in seiner Hand. Ich setzte mich auf einen der Stühle und starrte Aiden an. Mit einem Grinsen auf den Lippen beobachtete er mich, doch ich sah ihn auffordernd an. Normalerweise lasse ich mich nicht bedienen, sondern hole mir alles selbst, doch ich habe keine Ahnung wie die Maschine von Joe funktionierte und kaputt machen wollte ich auch nichts.

      „Da ist die Kaffeemaschine. Mach ihn dir selbst."

      „Du kannst das aber so gut."

      Mit einem langen Seufzer stand er wiederwillig auf und machte mir tatsächlich auch etwas zum Trinken.

      „Das bist du mir nach dem Abend gestern schuldig," flüsterte ich in der Hoffnung, er hätte diese Worte nicht verstanden. Vielleicht kann er sich an Gestern gar nicht mehr erinnern und ist deshalb so gut gelaunt.

      „Gar nichts bin ich dir schuldig," er stellte eine Tasse vor meine Nase und setzte sich wieder auf seinen Platz. Mir schoss die Röte in mein Gesicht und jetzt finde ich es peinlich, dass ich so etwas überhaupt gesagt habe. Aiden ist mir wirklich nichts schuldig, doch irgendwie fühlt es sich so an als würde etwas fehlen. Mein Gefühl sagte mir, wir sollten uns beide bei dem anderen entschuldigen, doch ich kannte Aiden mittlerweile zu gut, dass ich wusste, er wird sich niemals bei mir entschuldigen. Selbst wenn ich mit meiner Entschuldigung anfangen sollte, wird er mich nur mit einer angehobenen Braue mustern und nichts erwiedern.

Shy. So wie schüchternWo Geschichten leben. Entdecke jetzt