50. Die Ruhe nach dem Sturm

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i am mine
before i am ever anyone else's
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Shy

Verträumt starrte ich aus meinem Fenster. Vor einer Stunde fing es an zu regnen. Aus diesem Grund ist Aiden nicht mehr nach Hause gefahren, da der Regen heftig auf den Asphalt prasselte und ich es nicht verantworten konnte, wenn er mit dem Auto zu seinem Haus gefahren wäre.

Somit verbrachten wir den Abend gemeinsam, doch die meiste Zeit herrschte eine Stille zwischen uns. Wir wussten nicht über was wir sprechen sollten und irgendwann stellte ich mich einfach an mein Fenster, denn ich wollte dem Regen beim prasseln zuhören, damit die Ruhe in meinen Ohren verstummte.

Plötzlich spürte ich zwei Arme die sich um meine Taille schlangen und ich wurde mit einem Ruck nach hinten gezogen. Dabei knallte ich gegen eine harte Brust, doch mich störte es nicht, denn dafür sehnte ich mich zu sehr nach Aiden seiner Nähe.

„Was machst du?" Flüsterte er in mein Ohr und legte sein Kinn auf meiner Schulter ab. Noch immer lag mein Blick auf dem Unwetter, welches hinter meinem Fenster verborgen lag.

„Ich beobachte den Regen. Das entspannt mich auf eine gewisse Art und Weise."

„Du bist ein sehr interessanter Mensch," Aiden verstärkte seinen Griff um meiner Taille und auch ich legte nun meine Hände auf seine. Sofort spürte ich seine warmen Finger in meiner kalten, zierlichen Hand.

„Ich habe meine Bewerbung an Oxford geschickt," flüsterte ich und starrte nun auf unsere umschlungenen Hände. Langsam strich ich von seinem Daumen zu seinem Handrücken. Dabei begutachtete ich jedes Tattoo, welches sich auf seiner Hand befand. Wie immer, wenn ich mir die Bilder auf seiner Haut ansah, faszinierten sie mich, wie es noch nichts zuvor geschafft hatte. Nicht einmal meine Bücher konnten mich so sehr in ihren Bann ziehen, wie die bedeutungsvolle Kunst, welche sich über seinen gesamten Körper zog.

Vorsichtig drehte ich mich zu ihm um und jetzt erkannte ich ein strahlendes Lächeln auf seinen Lippen. Glücklich funkelte er mich an und solch ein Glänzen, welches sich in seinen Augen gebildet hatte, habe ich zuvor noch nie in seinen Augen erkennen können. Er freut sich tatsächlich für mich.

„Das freut mich total für dich und ich war nicht da um mich mit dir zu freuen. Nicht einmal erzählen konntest du es mir," das Glänzen in seinen Augen erlosch allmählich, doch dies wollte ich nicht. Aus diesem Grund schüttelte ich meinen Kopf und drückte ihm einen flüchtigen Kuss auf die Lippen, nur damit ich ihm Sekunden später wieder in die Augen schauen konnte.

Mit jeder Nähe von mir erkannte ich, wie er seine Mauer Stein für Stein abbaute und mich hinter diese blicken ließ. Dieses Gefühl, dass ich vielleicht der einzige Mensch war, der hinter diese schauen durfte, machte mich glücklich.

Noch immer konnte ich es nicht fassen, dass ich vor wenigen Stunden dachte, dass mein Leben keinen Sinn mehr ergebe und nun stand ich hier, zusammen mit meiner ersten Liebe.

„Dafür kannst du dich jetzt für mich freuen und das ist auch in Ordnung," bestätigte ich ihm und das Strahlen in seinen Augen kehrte zurück.

Plötzlich wurde mein Zimmer durch einen Blitz erhellt und im nächsten Moment erschütterte ein lautes Grollen das Haus. Dabei zuckte ich ein wenig zusammen, denn ich erschrack davor, dass das Unwetter mit einem Mal solch ein Maß angenommen hatte. Vor Gewittern hatte ich noch nie Angst, denn ich beneide sie.

Shy. So wie schüchternWo Geschichten leben. Entdecke jetzt