Kapitel 40

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Die Sorgen ließen mich auch in der Nacht nicht los. Unruhig wälzte ich mich von einer Seite zur anderen. Bei jedem Geräusch schreckte ich auf. Unter den Vorhängen konnte ich einen schmalen Spalt erkennen, durch den das Mondlicht fiel.

Kasar hatte sich unter unserem Fenster geschützt durch eine kleine Staude zusammengerollt und schlief. Zumindest hatte er das getan, als wir nach der ersten Aufregung zu Bett gegangen waren.

Alyn drehte sich leise und ihr warmer Körper presste sich an mich. Ich riss die Augen auf und lag wie erstarrt da. Dann zwang ich mich jedoch, mich zu entspannen und das Gefühl zu genießen. Nach einer Weile wurde ich tatsächlich lockerer.

Schließlich fielen mir die Augen zu.

„Du erinnerst dich immer noch nicht." Erschrocken fuhr ich auf. Statt einer dunklen Wand starrte ich jedoch auf kahle Kirschbäume und ein Frauengesicht.

Langsam richtete ich mich auf. „Du", stellte ich fest.

Die geheimnisvolle Frau lachte. „Ich habe dich lange dir selbst überlassen. Hast du dich von deiner Krankheit erholt?"

Es dauerte einen Moment, bis ich meine Überraschung überwunden hatte. „Das klingt, als würdest du dich um mich sorgen. Was habe ich falsch gemacht?"

„Warum solltest du etwas falsch gemacht haben?" Sie klang ehrlich verwundert.

Ich zuckte mit den Schultern. „Warum holst du mich hierher?"

„Der nächste Edelstein ist nahe."

„Das ist alles?" Ich konnte es kaum glauben.

Sie lachte erneut. „Natürlich nicht. Dir bleibt nicht mehr viel Zeit. Du hast dich besser geschlagen, als ein Teil der Götter erwartet hat."

„Was soll das jetzt wieder heißen?"

„Sie dachten nicht alle, dass du so weit kommst. Sie haben deine Mission als aussichtslos abgetan."

„Gut zu wissen." Ich konnte mir den bitteren Tonfall nicht verkneifen.

Sie lachte erneut. „Götter sind wankelmütig. Dir wurde Großes prophezeit, aber sie waren sich nicht sicher, ob du der Richtige bist."

„Und ich bin mir nicht sicher, ob ich darüber erleichtert sein soll."

„Dir bleibt nicht mehr viel Zeit."
Erregt begann ich auf und ab zu wandern. „Das weiß ich selbst. Ich tue mein Bestes."

„Das reicht nicht."
Wütend fuhr ich zu ihr herum. „Dann such dir jemand anderen. Zum Beispiel den König, den alle so sehnsüchtig erwarten! Schließlich soll er meine jetzigen und zukünftigen Gefährten einmal anführen. Der Mann sitzt wahrscheinlich auf der faulen Haut und weiß nicht einmal etwas von seinem Schicksal! Was, wenn er ein arroganter Mistkerl ist?"

Wieder lachte sie nur. „Nein, das ist er nicht. Er ist eigentlich ein guter Mensch. Und er ist dabei, auf den richtigen Weg zurückzufinden."

Zornig gestikulierte ich wie wild umher. „Wenn du weißt, wer der König ist, warum sagst du es nicht einfach? Dann würde es mir viel leichter fallen, ihn zu finden."
„Das geht nicht."
„Aber warum denn nicht?"

„Weil die Götter beschlossen haben, nicht einzugreifen. Ich darf dir nicht mehr helfen. Sonst verlierst du ihre Gunst."
Ich schnaubte. „Wie kann ich die Gunst von jemandem verlieren, wenn ich sie nie hatte?"

Sie schüttelte nur den Kopf. „Du musst dich erinnern."

Dann war sie weg und ich lag auf einmal wieder in meinem Bett.

Die Chroniken von Seyl 2 - Die Herrscher der WüsteWo Geschichten leben. Entdecke jetzt