Ich saß am Ufer des Sidun und starrte auf sein grünes Wasser, das sich klar vom gelblichen Ufer abhob. Zwei Enten ließen sich von der Strömung treiben, bis sie sich flügelschlagend erhoben. Man konnte kaum glauben, dass wir uns immer noch im selben Land befanden. Die Rückreise von der Schattenfeste war anstrengend gewesen. Das Wasser war knapp, auch wenn Chandri und die Sklaven so viele Vorräte in Sicherheit gebracht hatten wie möglich. Aber wie die meisten war sie zurückgeblieben. Nur Alyn, Rosena, Sphen und ich hatten uns auf den Weg gemacht. Die beiden Frauen teilten sich Husra, während ich auf Lamia ritt.
Samuel hatte uns bereits erwartet. Der alte Mann stand an seiner Quelle und starrte uns entgegen. Farah hingegen galoppierte freudig auf mich zu. Wir verbrachten zwei Nächte bei Samuel. In dieser Zeit erholte ich mich weitesgehend von meinen Verletzungen. Die Frau aus meinen Träumen ließ mich überraschenderweise in Ruhe. Auch Albträume blieben fern, sodass ich mich zum ersten Mal seit langer Zeit wirklich erholt fühlte.
Der letzte Teil der Reise war deutlich anstrengender. Obwohl Samuel uns seine Dromedare geliehen hätte, machten wir uns nur mit Farah auf den Weg. Die Stute trug unsere Vorräte, sodass wir selbst laufen mussten. Dank Sphens Gabe herrschte jedoch ein angenehm kühlender Wind.
Die Wachen vor den Toren Skarameschs waren dieselben, die schon bei unserer Abreise Dienst geschoben hatten. Sie rissen die Augen auf, als sie uns wiedererkannten. Alyn trat auf die beiden zu und was auch immer sie genau gemacht hatte, sorgte dafür, dass die beiden Männer ihre Waffen fallen ließen und sich schluchzend vor ihr auf den Boden warfen.
Ein Vogel landete vor mir und begann nach etwas zu picken. Ich genoss die Einsamkeit. Im Gegensatz zu den anderen war ich mir noch nicht sicher, was ich nun machen sollte. Der Einsturz der Felsenfeste hatte mich in Melancholie versetzt. All die Jahre war ich immer auf der Flucht vor den Assassinen gewesen, deren Existenz über mich wie ein Henkersbeil geschwebt hatte. Ich konnte noch nicht wirklich begreifen, dass es tatsächlich vorbei war.
Ein Schnaufen ertönte und ein Schatten ließ sich neben mir nieder.
Ich lächelte Alyn an, die nur mit einem dünnen Sommerkleid bekleidet war. Wären wir nicht zu weit abseits des geschäftigen Treibens gewesen, hätten sich sicherlich einige befremdet abgewandt. Auch Sphen hatte teils sehr mit den unterschiedlichen Wertevorstellungen zu kämpfen, die in Seyl herrschten. Ich freute mich schon auf sein Entsetzen, wenn er Lapislazuli kennenlernen würde. Für heute war er jedoch alte Freunde besuchen, während Rosena gemeinsam mit Mika die Altstadt erkundete. So blieben Alyn und ich für einige Stunden ungestört. Besonders hier.
Dieses spezielle Fleckchen der Ruhe und des Friedens etwas außerhalb der Mauern Agbas, umgeben von Wasser, hatte ich einst durch Zufall entdeckt. Wenn mir alles zu Kopf gestiegen war, hatte ich mich an diesem Ort verkrochen. Die großen Bäume spendeten Schatten und bis jetzt hatte niemand es gewagt, sie zu fällen, um das Land urbar zu machen. Die Insel war nicht groß, aber die Strömung tückisch, sodass die meisten davon absahen, ihr einen Besuch abzustatten.
Alyns Haare glänzten wieder und es schien als hätte sie die vergangenen Wochen ohne jede Spur überstanden. An ihrem Mundwinkel konnte ich Spuren von Schokolade entdecken. Seit ich ihr dieses wunderbare Gemisch aus Kakao und Milch vorgestellt hatte, war sie regelrecht süchtig danach.
„Du hast da was", wies ich sie dezent darauf hin.
Sofort wanderte ihre Hand nach oben, aber ich fing sie ab. „Lass mich", murmelte ich mit rauer Stimme. Unter meinen Lippen konnte ich ihre weiche Haut spüren. Langsam schleckte ich die Schokolade ab, mir ihres bebenden Körpers nur allzu bewusst. Zuerst hielt sie still, dann jedoch drängte sie sich an mich und ihr Mund öffnete sich. Nur zu gerne kam ich dieser Einladung nach mit dem Wunsch, mehr von ihr zu haben. Unser Kuss wurde heftiger und sie begann an meiner Kleidung zu ziehen. Ich schlüpfte aus dem noch feuchten Hemd, dann fingerte ich am Mieder ihres Kleides. Wir befreiten uns gegenseitig von den störenden Stoffschichten, bis unsere Leiber sich ungehindert aneinander pressten.
DU LIEST GERADE
Die Chroniken von Seyl 2 - Die Herrscher der Wüste
FantasySenn und Alyn haben es geschafft: Sie haben den ersten Edelstein gefunden. Doch nun führt ihre Reise sie nach Skaramesch, das Land der Wüste. Der Weg dorthin ist nicht einfach, es lauern Piraten, die es insbesondere auf wohlhabende Reisende abgesehe...