Kapitel 48

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Es war wohl mehr Zufall, dass Malik an dem kleinen Saal vorbeikam, in dem Ben Ahib immer seine Gäste empfing. Laute Stimmen ließen ihn innehalten und durch eine kleine Seitentür den Saal betreten.

Er hörte den Streit zwischen der Fremden und seinem Berater und wie dieser nach den Wachen rief, da die Frau mit der fast schwarzen Haut und in Hosen auf ihn zugetreten war und ihm mit erhobenen Finger drohte. Er sah wie einer ihrer Begleiter zurückwich, ein junger Mann mit weichem Gesichtsausdruck. Der andere hingegen stellte sich direkt vor die Wachen und Malik fühlte sich in den blauen Basar vor fünfzehn Jahren zurückgesetzt. Damals hatte sich ein fremder Junge nur mit einem Messer bewaffnet vor drei Männer gestellt, die gemeinsam mit anderen die Wachen ausgeschaltet hatten und nun den Sohn des Emirs entführen wollten.

„Haltet ein", hörte er sich selbst sagen, ehe er aus den Schatten trat. Sofort ließen die Wachen die Waffen sinken. Ben Ahib riss die Augen auf und auch die drei Fremden wandten sich ihm zu.

„Wer bist du denn?", fragte die Frau unhöflich. Sie erinnerte ihn an ein junges Mädchen, das einst dieselbe Frage gestellt hatte.

Er hob eine Braue. „Ich bin Malik", stellte er sich vor.

Ben Ahib eilte an seine Seite. „Euer Großmächtigkeit, diese Fremden haben sich mir widersetzt", sagte er in Skarsch. Er wirkte völlig durch den Wind.

Malik lächelte nachsichtig. „Keine Sorge, ich werde mich darum kümmern."

Er wandte sich an die drei Fremden. „Ich habe gehört, ihr hättet eine Nachricht für mich."

Die Frau schien zu begreifen. Sie war niemand, der sich durch unerwartete Ereignisse durcheinander bringen ließ. Darum verneigte sie sich knapp, ehe sie einen Umschlag aus ihrer Tasche zog. Sie überreichte ihn Malik und dieser öffnete ihn interessiert.

Er stammte von Dominic. Obwohl er und der Kapitän in verschiedenen Welten aufgewachsen waren, hatten sie sich schon öfter getroffen und waren durch ihre ähnliche Einstellung zu so etwas wie Freunde geworden. Malik überflog die Zeilen. Der erste Teil drehte sich nur um geschäftliche Angelegenheiten, im nächsten Teil kam er jedoch auf weitaus interessantere Dinge zu sprechen. Die Frau hatte gut daran getan, diesen Brief nicht in Ben Ahibs Hände zu übergeben. Malik vertraute seinem Berater vollkommen, doch diese Nachricht war nur für ihn persönlich bestimmt.

„Danke", sagte er. „Ich entschuldige mich für die rüde Behandlung und lade euch ein, den Tag im Palast zu verbringen."

Die drei Fremden wechselten einen Blick. Die Frau zuckte mit den Schultern. „Wir haben morgen noch zwei weitere Termine, aber heute nichts vor, oder?" Sie wandte sich an den jungen Mann mit dem dunkelbraunen Haar und dem weichen Gesicht.

Der schien zuerst wenig begeistert, aber die Aussicht einen Palast von innen sehen zu können, überzeugte ihn schließlich. „Also gut", murmelte er.

Malik warf einen Blick zu Ben Ahib, der sofort verstand. Er verschwand für einen kurzen Moment, in dem sich der Emir nach dem Wohlbefinden seines Freundes erkundigte. Die Frau schilderte ihm die Ereignisse knapp, aber Malik vermutete, dass sie dabei einige Dinge aussparte. Bevor er sich jedoch dazu äußern konnte, kam sein Berater in Begleitung einer Dienerin und einem Diener zurück.

„Ich darf euch in die Hände Agnesas und Remsos übergeben?", fragte Malik höflich. „Ich bin sicher, sie werden euch all eure Wünsche erfüllen."

Die Fremden bedankten sich höflich. Der Frau widerstrebte es zuerst, von ihren beiden Begleitern getrennt zu werden, aber schließlich unterwarf sie sich den skarschen Sitten und folgte und Agnesa und einer der beiden Wachen. Remsos wartete hingegen auf die beiden Männer.

Die Chroniken von Seyl 2 - Die Herrscher der WüsteWo Geschichten leben. Entdecke jetzt