Prolog 1

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Die schnellen, hektischen Schritte, begleitet von dem hallenden Ton von Absätzen, schwang durch das Schloss. Das flatternde Geräusch, einer dunkelgrünen Samtrobe, huschte durch die Flure. Das braune Haar, von grauen Strähnen durchzogen, im Nacken zu einem strengen Dutt zusammen gefasst, blitzte unter ihrem großen Spitzhut mit der roten Phönixfeder hervor.
In ihrer Hand hielt sie krampfhaft ihren Zauberstab umklammert, während sie mit der anderen Hand ihre dunkelgrüne Samtrobe anhob. Immer wieder zog sie das Tempo ihrer Schritte so schnell an, dass sie ein Paar Schritte schneller lief.
Ihr Gesicht war ganz blass vor Schreck und ihre Augen waren glasig und rot.
Außer Atem gelangte sie zu zu der großen Adlerstartue, keuchte kurzatmig: "Waldmeisterrbrause." und die Statue gab einen steinernen Aufgang frei.
Sich kurzatmig, die Brust haltend und an die Wand lehnend versuchte sie wieder ihren Atem zu finden.
Sie räusperte sich einmal kräftig, ehe sie der nach oben wachsenden Treppe folgte. Drei Mal stolperte sie über den langen Saum ihrer Robe, auf dem Weg nach oben, stützte sich mit einer Hand an der Wand ab, bis sie die Tür am Ende der Treppe erreichte.
Sie klopfte nicht an, was eigentlich überhaupt nicht ihren Gepflogenheiten entsprach, sondern warf die Tür, ohne ein Wort der Warnung auf.
"Albus!" stieß sie mit heiserer Stimme aus, riss einmal ihren Zauberstab in einem kleinen Kreis herum, worauf sich ruckartig hinter ihr die Tür wieder schloss.
"Hier hinten, Minerva." erklang die ruhige Stimme des Schulleiters. Es kam aus dem Nebenzimmer des Büro, des Schulleiters.
Ohne noch einen Moment zur warten, riss sie ihre Robe nach oben an und stürmte in das Zimmer zu ihrer linken. Es war ein kleines, rundes Zimmer. Voll mit Büchern, einem kleinen Kamin, kleinen Sitzgelegenheiten und einem Teeservice, in welche auch in diesem Moment ein Tee, mit Orange und Zimt dampfte.
Minerva riss den Vorhang, welcher das kleine Zimmer, vom Rest des Büros trennte, zur Seite und trat in das private Studierzimmer des Schulleiters ein.
Albus Dumbledore, in dieser Nacht in einen Fliederfarbenen Umhang gehüllt wandte sich zu ihr um. Er hatte die Hände auf dem Rücken übereinander gelegt und hatte den Körper einem der kleinen Sofas zugewandt.
"Sagen Sie mir, dass es nicht wahr ist, was ich hören musste." Minerva's Stimme wurde schnell und hektisch. Sie drehte aufgeregt ihren Zauberstab in einer Hand.
"Sprechen Sie leiser." drang nun noch eine Stimme an ihr Ohr.
Minerva machte einen kleine Schritt zur Seite.
In seine üblichen, schwarzen Gehrock gekleidet saß, Severus auf einem der kleinen Sofas. Er sah sie nicht an, sondern hatte den Blick und den Zauberstab neben sich auf die verbleibende Sitzfläche gerichtet.
Sein Gehrock, sowie seine schwarze Hose und seine eleganten, schwarzen Anzugschuhe waren mit Kratzern und Staub überzogen. Auch sein schwarzes Haar hatte staubige Flecken.
Er führte den Zauberstab immer wieder sanft von rechts nach links, wobei die Spitze seines Stabs in einem zarten, goldenen Licht leuchtete.
"Shh, shh, shh." machte Severus leise.
Langsam trat Minerva an Dumbledore's Seite und sah über die Schulter des Zaubertranklehrers hinweg.
Neben ihm, in eines von Dumbledore's, gefütterten Tüchern gehüllt, lag ein Baby. Gerade ein paar Monate alt.
Gold-braune Augen, zierten das schmale Gesicht des Kindes. Dazu der Ansatz von dunklem, braunem Haar.
Mit großen Augen, sah sie den schwarzhaarigen Professor an. Hielt dabei seinen Zeigefinger fest in ihrer kleinen Hand, welchen er ihr hinstreckte.
Während er den Zauberstab über ihr umher führte, wippte er die Hand leicht auf und ab.
Sie schien ihn genau zu mustern. Musterte die kleinen Schrammen in seinem Gesicht, die feinen Holzsplitter, welche sich in seinem Haar verfangen hatten, die Tränenspuren auf seinem Gesicht.
Auch ihre Kinderaugen waren von zu vielen Tränen leicht verquollen.
"Ihr fehlt Nichts." ließ Severus schließlich den Zauberstab sinken. Doch ließ sie seinen Finger nicht los. Sie hielt ihn weiter fest und sah ihn an.
Und er sah zurück. Strich mit dem Daumen über die Kleien Hand, welche seinen Finger hielt. Strich über die kleine Schramme an ihrem Handrücken, welche langsam verheilte, dank seines Zaubers. Genau wie die Schramme über ihrem Auge.
"Was siehst du?" flüsterte Severus fast unhörbar und legte den Kopf leicht schief. Ein helles Lachen huschte über ihr Gesicht und sie strampelte einmal fest mit den Beinen vor Lachen, wobei sie fest seinen Finger festhielt.
"Du weißt schon gar nicht mehr, was passiert ist." flüsterte Severus so leise es ging.
"Elisabeth?" fragte Minerva schließlich und trat noch einen Schritt näher heran.
Albus nickte.
"Wo ist Adeline?" Minerva traute sich fast nicht zu fragen.
"Tot." erwiderte Severus knapp, führte die freie Hand in den Nacken des kleinen Mädchen und hob sie hoch.
Die Kleine gab einen hohen Ton von sich, als Severus sie hochhob.
Sie blinzelte ein paar Mal, wobei ihre Augen glitzerten. Zwischen ihren zarten, dünnen Brauen bildete sich eine tiefe Falte. Der strenge, traurige, zu tief verletzte Ausdruck in seinem Gesicht, machte ihr Angst.
Sie presste die Lippen zusammen und streckte die freie Hand nach seiner Wange aus.
"Nein, Miss Black." raunte Severus leise und ruhig, schob ihre Hand mit seiner eigenen weg, wandte sich Minerva zu und hielt ihr das Mädchen entgegen.
"Elisabeth." flüsterte Minerva, legte die Arme um das Kind und hob sie in diese hinein. Wiederwillig ließ Elisabeth von Severus Hand ab und wandte ihren Blick Minerva zu.
Ihr Blick hellte sich auf und sie gab ein freudig kreischendes Geräusch von sich.
Sie brabbelte etwas, während sie an die Brosche von Minerva fasste. Diese silberne Brosche mit dem Smaragd in der Mitte, die hatte ihr schon beim ersten Mal gefallen.
"Lily und James sind tot." erklärte Dumbledore knapp und strich Elisabeth einmal über den kleinen Kopf.
Minerva schluckte schwer.
"Hat man Sirius schon verständigt?" mit glasigen Augen, blickte Minerva den Schulleiter an.
Severus schnaubte laut.
"Ohne ihren, feinen Herrn Vater, wäre all das nicht passiert." knurrte Severus, steckte seinen Zauberstab weg, stand auf und nickte auf Elisabeth herunter.
"Was?" fragte Minerva verwirrt und schloss fester die Arme um das kleine Mädchen.
Schon riss Severus den Kopf zu Minerva herum und zischte dunkel: "Er war es, der Ihn direkt zum Haus der Potter geführt hat! Wohl nicht wissend oder genau wissend, dass seine Frau und sein eigenes Kind sich ebenfalls in diesem Haus aufhielten. Der Eine hat Adeline getötet, genau wie Lili und James Potter."
"Wo ist der Junge? Wo ist Harry Potter?" fragte Minerva da schnell und sah Albus an.
"In Sicherheit. Hagrid bringt ihn in diesem Moment zu den einzigen Verwandten, die der Junge noch hat.- Eine Muggelfamilie." erklärte Dumbledore und strich weiter dem langsam müden werdenden Mädchen über den Kopf.
Minerva's Blick fiel wieder auf das Mädchen hinunter.
"Adeline." flüsterte sie.
Diese, blonde, fröhliche Schönheit. Sie war eine Ravenclaw gewesen. Eine freundliche, kluge und immerzu heitere Person.
Es war, als könne Minerva ihr Lachen jetzt noch hören. Das Lachen dieser talentierten Ravenclaw, welche im September nächsten Jahres, dort angefangen hätte zu arbeiten, wo sie hingehörte. Hier in Hogwarts.
Egal wie oft Adeline Minerva ihren letzten Nerv geraubt hatte.
Egal wie oft, Minerva ihre Fehler hatte ausbügeln müssen. Sie erinnerte sich noch an alles, immerzu lächelnd.
Wie oft sie Adeline, mit den anderen Lehrern unter größter Sorge, von der Spitze des Astronomieturmen geholt hatte, wenn sie dort oben ihre Thesen über die Wetterveränderungen prüfte.
Mehr als einmal, hatten die Professoren ihre missglückten Zaubertrankversuche wieder ausbügeln müssen. Einmal hatte sie den halben Kerker und die Luft gejagt. Nur ihrer außergewöhnlichen Disapperierfähigkeit, war es zu verdanken gewesen, dass sie das überlebt hatte.
Die Stelle als Astronomielehrerin war ihr schon seit mehreren Monaten sicher gewesen.
"Wo ist Sirius?" schluckte Minerva ihre Tränen hinunter und blickte von Joselin auf.
"Dort wo er hingehört. Auf dem Weg nach Askaban." knurrte Severus, rückte das Zauberstabholster an seinem Gürtel zurecht und wollte schnell an Minerva vorbei treten. Ein letztes Mal richtete er den Blick auf das Mädchen, welches ihn mit ihren Rehhaften Augen anblickte. Sie lachte nicht, weinte nicht, sie sah ihn einfach nur an. Ganz so, als würde sie ihn schon ewig kennen. Sein Mundwinkel zuckte, als würde er sich zu einem leichten Lächeln ziehen wollen, doch dies wusste er zu unterbinden.
Er strich ihr mit dem Fingerrücken einmal schnell und steif über die Wange. Nicht liebevoll, eher als wäre das eine Verpflichtung, dann schnellte er an Minerva vorbei, zur Tür hinaus.
"Nehmen Sie ihm das nicht übel Minerva. Er war es, der Harry und Elisabeth aus dem Haus geholt hat." raunte Albus, nahm die Kanne, mit dampfendem Tee von dem Kamin und goss Tee in zwei Tassen.
Minerva antwortete nicht. Sie schniefte einmal laut, als ihr dicke Tränen über die Wangen liefen, hob das Mädchen fest in ihre Arme, legte sie an ihre Brust und drückte Elisabeth an sich.
"Sie werden sie nehmen, nicht wahr?" Albus drehte sich nicht zu Minerva um, während er das sagte.
"Natürlich, ich habe es Adeline versprochen." nickte Minerva und strich Lizzy beruhigend über den Rücken.

"Minerva, sollte mir oder Sirius, jemals etwas passieren, kümmerst du dich doch um Lizzy. Oder?"
"Natürlich.- Aber was sollte euch denn passiere?"
"Ich weiß nicht. Ein Blitz trifft uns oder eines meiner Experimente geht schief." Adeline zuckte die schmalen Schultern.
"Genau aus diesem Grund, wirst nicht du Zaubertränke unterrichten, Adeline." lachte Minerva.

Summertime Sadness (Harry Potter; Snape FF)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt