8. Periculum

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August 1991:
"Deutlich sprechen Lizzy. Sehr deutlich. Sprich mir nochmal nach." Forderte Minerva, welche an Lizzy Seite auf dem Quidditchfeld stand. 
Die elfjährige sah zu der Hexe mit ihren großen Augen auf. 
"Pe-ri-cu-lum." sprach Minerva es ihr Silbe vor Silbe vor. 
"Nochmal." nickte sie Lizzy zu und drehte dabei ihren Zauberstab in der Hand. 
"Pe-ri-cu-lum." sprach Lizzy nach und nickte bei jeder Silbe heftig mit dem Köpfchen. 
"Schön deutlich!" nickte Minerva und ließ es die Kleine nochmal sprechen.
Wieder und wieder ließ sie das Kind des Spruch wiederholen, bis Minerva endlich zufrieden sagte: "Zauberstab raus." 
Schon zückte die Kleine, mit strahlender Miene, ihren neuen Stab und hielt ihn hoch. 
Minerva stellte sich hinter das Mädchen und korrigierte ihre Handhaltung.
"Richte den Stab so gerade wie möglich über dich. Nur so kannst du deinen Position so genau  angeben. Dann holst du tief Luft, schwingst die Spitze des Stabs einmal in der Hand und stößt sie dann nach oben und dabei ruft du laut und deutlich Periculum." 
Minerva nickte Lizzy zu, wobei sie ihr eine Hand auf die Schulter legte. 
"Sie holte tief Luft, schwang ihren Zauberstab und rief dann laut: "Periculum!"
"Huch!" stieß Minerva aus und hielt ihren Hut fest, als mit einem zischenden Geräusch ein großer roter Funken aus dem Zauberstab der Kleinen zum Himmel hinaufschoss, immer höher und höher stieg und schließlich am Himmel mit einem lauten Knall wie ein Feuerwerk zersprang. 
Mit einem zufriedenen Lächeln, ging Minerva neben Lizzy in die Knie, legte ihr einen Arm um den schmalen Rücken und gab ihr einen Kuss auf die rosige Wange. 
"Genau so. Sehr gut." lächelte Minerva zum Himmel hinauf, wo noch immer die Funken schwebten. 
Das war der erste Zauberspruch gewesen, welchen sie Lizzy beigebracht hatte, kam das diese einen Zauberstab besaß. Sie sollte immer zeigen können wo sie war, wenn sie Hilfe brauchte. 
Und das hatte sich bereits in ihrem ersten Jahr als überaus nützlich erwiesen! 
Um genau zu sein in der Halloweennacht ihres ersten Jahres! 

31. Oktober 1991:
"Professor!" rief Percy Weasley völlig außer atmen und fing sich vor Professor McGonagall, Professor Snape und Professor Quirrell an der Wand ab. Er war nicht nur Kurzatmig oder auch blass im Gesicht. 
"Sagen Sie mir, dass der Troll nicht in der Nähe von einem der Häuser gesichtet wurde!" stieß Minerva besorgt aus und wollte schon in die Richtung des Gryffondorturms laufen, doch Percy Weasley schüttelte noch immer nach Luft japsend den Kopf. 
"Nein.. ich... ich hab,- es..." keuchte er und holte tief Luft. 
"Heute noch Mister Weasley!" fuhr Severus den Vertrauensschüler mit bebender Stimme an. 
"Es fehlen,- vier der Erstklässler." keuchte Weasley schließlich und schluckte schwer.
"Oh Gott." stöhnte Snape entsetzt auf und rieb sich einmal die nun schmerzende Stirn. 
"W,- w,- wer?" brachte Quirrell heraus. 
"Granger, Potter, mein Bruder und Miss Black." erwiderte Percy schnell. 
"Informieren Sie Dumbledore. Die Lehrer sollen überall nach den Kindern suchen." forderte Minerva und sah schnell die Gänge entlang, welche sie von ihrer Position aus erblicken konnte. 
"Rufen Sie die Vertrauensschüler von Sly,-" Severus stockte, als Percy brüllte: "Vorsicht!" 
Die Lehrer fuhren herum und konnten gerade noch zu den Seiten auseinander weichen, als ein roter Periculumfunke, den Gang entlang schoss, an der Mauer abprallte, so um das Eck schoss, an den Professoren vorbei, dabei eine Versenkung in Snape's Umhang hinterließ und an der nächsten Mauer, an der abprallte schließlich detonierte. 
Mit Entsetzte in den Gesichtern, blickten die Lehrer und der Vertrauensschüler den Weg zurück, welchen der rote Funken gekommen war. 
"Ich kenne genau eine Erstklässlerin, welche eine Periculum sprechen kann und wahnsinnig genug wäre diesen in geschlossenen Räumen abzufeuern." gab Snape zu bedenken und sah Minerva vielsagend an. 
"Ich auch." stimmte Minerva zu und rannte an der Seite von Snape und Quirrell in die Richtung, aus welcher der Notfallzauber gekommen war. 
Der Rauchschweif, welchen der Zauber hinterlassen hatte, führte die drei Lehrer geradewegs zu  den Mädchentoiletten des ersten Stocks. Kaum bogen die Lehrer dort ums Eck, sahen sie schon Lizzy mit erhobenem Zauberstab und vor Schreck großen Augen in der Tür stehen. 
"Nehmen Sie den Zauberstab runter Black, ehe Sie noch jemanden oder sich selbst verletzen!" stieß Severus aus und nahm dem verschreckten Mädchen, den Zauberstab aus der Hand. Sie starrte auf die versenkte Stelle in der Wand sich gegenüber, wo der Zauber das erste mal abgeprallt war. 
"Sie!" hörte das Mädchen nur die schrille Stimme von Minerva, welche in die Toilette, auf die beiden Jungen und Miss Granger, welche alle drei um einen ohnmächtigen Troll herumstanden, zustürmte. 
Die Stimme ihrer Patin schien das Mädchen wieder in die Realität zurück zu holen, denn sie sah Minerva einen Moment nach, ehe sie zu Snape herumfuhr. 
"Wissen Sie eigentlich wie viel Glück Sie hatten, Miss Black?!" wurde Snape laut und übernahm mit Freuden, die Standpauke der jungen Gryffindor. 
Sie sah ihn nur mit ihren großen Augen an, als Snape mit der Spitze ihres eigenen Zauberstabes tadelnd auf sie runter zeigte. 
"Haben Sie überhaupt eine Ahnung, was Ihnen hätte passieren können, wenn der Zauber,-" er wies mit ihrem Zauberstab auf die verkohlte Stell in der Wand. 
"-, auf Sie zurückgeprallt wäre?!" 
Lizzy folgte seinem Blick. 
"Aber das ist er doch nicht Professor und er hat Sie zu uns geführt. Oder nicht?" fragte das Mädchen, verschränkte ihre Finger hinter dem Rücken, streckte so die Brust etwas raus und sah mit unschuldiger Miene zu ihm hoch. 
Sie musste beinahe den Kopf in den Nacken legen um ihn ansehen zu können.
Sie war recht klein für eine Erstklässlerin von elf Jahren. Von ihrer Größe und ihrem kindlichem Ausdruck im Gesicht hätte er sie, hätte er sie nicht gekannt, auf nicht älter, als acht oder neun geschätzt. 
Sie war sogar kleiner, als Miss Granger, welche nun auch nicht gerade groß war. 
"Offenkundig." erwiderte Snape ernst und hob die versenkte Stelle seinen Umhangs an. Es war eine Brandstelle so groß wie ein Klatscher, welche sich in seinen Umhang gefressen hatte. 
Überrascht zogen sich ihre Augenbrauen nach oben und ihr entwich ein leises: "Oh,"
"Ja,- Oh!" wiederholte Snape, mit schnalzender Stimme und ließ die Ecke seinen ruinierten Umhangs wieder sinken. 
Doch da hellte sich ihre Mine schon wieder auf. 
"Also da kann ich Ihnen versichern, das war ein Unfall." sie strahlte ihn an, gerade so als sollte er das jetzt als einen Gefallen auffassen!
"Ich konnte ja nicht wissen, dass Sie in meiner Schussbahn stehen." zuckte sie lächelnd die Schultern. 
Nun entglitten Snape sämtliche Gesichtszüge.
Beflügelt von Entsetzten über so viel,- Offenheit oder was auch immer,- Unverschämtheit konnte man es leider nicht nennen, da diese kleine Göre tatsächlich nicht sonderlich Unrecht hatte, japste Snape einen Moment nach Luft. 
"Miss Black, ehe ich mich vergessen,-" fuhr er sie keuchend vor Wut und mit drohendem Zeigefinger an, ehe sie ihn mit engelsgleicher Mein unterbrach:
"Holen Sie vielleicht Luft Professor?" schlug sie vor, die Hände hinter dem Rücken übereinander gelegt und die Lippen zu einem fröhlichen Lächeln gezogen. 
Ohne es zu wollen, folgte Snape ihrem Vorschlag und holte tief Luft. 
"Ganz ruhig." ermahnte er sich selbst leise, schloss einen Moment die Augen und wollte zu einer Ansprache ausholen, welche man bis zum Türm der Ravenclaws hören würde, als Minerva mit einem Mal neben ihm stand und ihm den Zauberstab der jungen Dame aus der Hand riss. Diesen steckte sie zu ihrem eigenen, in ihr Zauberstabholster dazu. 
"Du kommst mit, junge Dame!" fuhr Minerva die Erstklässlerin an, packte sie an der Hand und zog sie, wie einen störrischen Hippogreif, hinter sich her, den Gang entlang. 
"Ich hab doch gar nichts gemacht! Der Troll hat angefangen!" hörte man die kleine Black protestierend rufen, welche sich mit Kraft versuchte gegen den Zug ihrer Patentante, an ihrem Arm zu stemmen. 
"Sei ruhig Elisabeth, du trommelst das ganze Schloss zusammen!" konterte Minerva laut. 
Severus zog die Augenbrauen hoch. 
Da wollte er jetzt nicht dabei sein. 
Wie sehr er auch einen ordentlichen Anpfiff genoss, welchen seine Schüler mal abstaubten, das würde unschön werden. 
Nicht wegen Minerva, die konnte ihren kleinen Engel ja nie zu zusammenfalten, wie es Miss Black jr. brauchte. Nein Miss Black sah ihre Patin, mit solch einer funkelnden Kampflust in ihren Augen an, dass Severus für einen Moment selbst ganz anders wurde. 
"Du bekommst einen Satz heiße Ohren, wie du es noch nie erlebt hast, Fräulein!" war Minerva's schrille Stimme zu hören, während sie Miss Black an der Hand um die Ecke zog, immer weiter in die Richtung ihres Büros. 
"Hah!" kam es nur kampflustig, von der jungen Miss Black zurück. 
Snape griff sich entnervt an die Nasenwurzel und kniff einen Moment die Augen zusammen. 
Er hatte es gewusst, er hätte bei der Fallbesprechung vor Beginn des Schuljahres sich dafür einsetzen solle, dass die Kleine nach Frankreich an die Akademie Beauxbatons geschickt würde. 
Sie und Potter unter einem Dach konnte einfach nicht gut gehen. Er hatte das von Anfang an gesagt aber auf ihn hatte ja keiner hören wollen. 
Miss Black's Mutter, Adeline, war selbst halbe Französin gewesen. Es wäre ein Leichtes gewesen Miss Black da unter zu bringen. 
Aber auch das, hatte damals ja keiner hören wollen!
Nun hatten sie den Dainthuskrautsalat! 
Doch das es noch um einiges schlimmere Ausmaße annehmen würde, hatte selbst Professor Snape, welcher doch immer schon mit einer rationalen Denkweise an die Sachen herangegangen war, sich in diesem Umfang nicht vorstellen können. 

September 1998:
Seit die roten Funken am Himmel erschienen waren, waren die Schüler von Hogwarts kaum mehr auf ihren Sitzen zu halten. Nachvollziehbarer Weise überwiegend die Schüler aber der fünften Jahrgangsstufe, doch auch die Schüler der jüngeren Jahrgangsstufen, vollem die welche den Sinn hinter den roten Funken nicht verstanden konnten nicht aufhören, auch im Unterricht, leise zu tuscheln und verschiedenste Thesen über die Funken aufzustellen. 
Immer und immer wieder, versuchte die Lehrer ihre aufgeregten Schüler zur Ruhe zu bewegen. Professor Flittwick mit etwas ruhigerer und bedachter Stimme, Snape im Gegenzug mit Gebrüll und Abzügen der Hauspunkte. 
Doch egal wie sehr die Lehrkräfte es auch versuchten, ihre Schüler waren kaum mehr auf den Sitzen zu halten und als der Glockenschlag, endlich das langersehnte Ende der letzten Unterrichtsstunde verlauten ließ, sprangen die Siebtklässler von ihren Sitzen auf und stürmten zur Tür des Klassenzimmers. 
Selbst Hermine, welche es zumeist nicht sonderlich eilig hatte den Klassenraum zu verlassen, oftmals sogar länger blieb um verblieben Fragen zu klären, warf an diesem Tag ihre Sachen nur unbedacht in ihre Tasche und stürmte, wenn auch nicht an vorderster Front, mit den ersten aus dem Klassenzimmer. 

Summertime Sadness (Harry Potter; Snape FF)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt