Seine kalten Finger hatten sich um sein Glas Feuerwhisky geschlossen, während er in einem seiner schwarzen Ledersessel saß und in der anderen Hand, eine Zigarette zwischen den Fingern drehte.
Trotz des Feuers in seinem Kamin war ihm kalt. Immer wieder lief ihm ein Schauer den Rücken hinunter.
Die Uhr auf dem Kamin tickte laut, während sie bereits weit nach Mitternacht anzeigte.
Er nahm einen Zug von seiner Zigarette, dabei den leeren Blick in die Flammen gerichtet.
Den Rauch zur Decke seines Wohnbereichs hinaufstoßend, atmete er lange aus und drehte dann wieder die Zigarette zwischen den Fingern auf und ab.
Sein Blick wanderte zu seinen hinaufgekrempelten Ärmeln hinunter.
Das verblasste Brandzeichen, seines dunkelsten Zeitalters, prangte wie ein Gerichtsurteil auf seinem Unterarm.
Auch wen Potter, vor so vielen Monaten alles daran gesetzt hatte, alle Magie aus ihm heraus zu holen und es nun nicht mehr als eine blasse Erscheinung war, schmerzte es jeden Tag.
Gerade so, als würde es sich dagegen wehren wollen, dass jener, für den er sich das Zeichen hatte einbrennen lassen, nicht mehr da war.
Er strich mit den Fingerrücken der Hand, in welcher er die Zigarette hielt, über das Zeichen.
Wahrscheinlich kam es ihm selbst nur so vor, doch schien die Haut an den Stellen des Zeichens rauer zu sein.
Er legte den Kopf leicht schief, während er von dem magischen Brandzeichen weiter zu einer sichelförmigen Narbe, welche sich knapp neben dem Zeichen befand, strich.
Es war eine tiefe Wunde gewesen. Das Narbengewebe hob sich deutlich von seiner sonst blassen Haut ab.
Er erinnert sich noch gut daran, wie er sich an dem zertrümmerten Schrank im Kinderzimmer den Unterarm mit dieser sichelförmigen Wunde aufgerissen hatte. Er erinnerte sich an den brennenden Schmerz, sein warmes Blut und an den Duft von Lavendel.
Er löste langsam den Blick von seinem Unterarm, zog seine Finger von der Narbe zurück und sah zu seinem hohen, schwarzen Bücherregal hinüber.
Er nahm noch einen tiefen Zug von seiner halb fertiggerauchten Zigarette, ehe er diese in dem Aschenbecher aus schwarzem Stein ausdrückte.
Er stellte sein Glas auf dem kleinen Tisch vor dem Kamin, neben dem Aschenbecher ab, erhob sich in einer gleitenden Bewegung aus seinem Sessel und schritt zu dem Regal hinüber.
Bücher, alle in dunkle Einbände gehüllt, stapelten sich in dem überfüllten Regal.
Die Buchrücken waren hier und da schon abgegriffen oder brüchig.
Sie alle waren mehr als einmal gelesen worden.
Doch die Bücher interessierten ihn nicht.
Ohne den Blick von dem obersten Fach des Regals abzuwenden, zog er sich eine kleine Trittleiter heran und stieg auf diese hinauf.
Im obersten Fach, mit einer Staubschicht bedeckt, stand eine schwarze, kleine Holztruhe.
Ein eisernes, kleines Schloss hielt die Truhe fest verschlossen.
Mit steifen Fingern griff Severus nach der kleinen Truhe.
Sanft ließ er die Truhe in seine Hände sinken und stieg von der Leiter wieder herunter.
Die Truhe war etwa so groß wie ein Schuhkarton. Severus wischte mit einer Hand den Staub von dem Truhendeckel, während er zurück zu dem kleinen Tisch vor dem Kamin schritt.
Er stellte die Truhe vor sich auf dem Tisch ab und setzte sich wieder in seinen Sessel.
Sein Glas wieder in der Hand lehnte Severus sich in dem Sessel zurück und sah die Truhe an.
Studierte ihre schlichte Musterung, die Verfärbung des Metalls. Das Schloss hatte unter der Schlacht sehr gelitten, genau wie alle, welche an der Schlacht beteiligt gewesen waren, doch diese Truhe, hatte alles ohne einen Kratzer überstanden. Seine Schutzzauber hatten gewirkt.
Nicht dass ihn das überrascht hätte, doch war es damals durchaus erleichtert gewesen, als er sie unversehrt an ihrem Platz aufgefunden hatte.
Severus nippte einmal an seinem Glas und legte sich dann vor. Er führte die Hand einmal über das Schloss, welches mit einem lauten Schnappen aufsprang.
Als er das Glas abgestellt hatte, löste er das Schloss von der Truhe und legte dann die Hand auf den Truhendeckel.
Seit Jahren hatte er nicht mehr in diese hineingesehen.
Knarzend hob sich der Deckel an und Severus holte, auch wenn er wusste, was darin lag, etwas zittrig Luft.
Langsam griff er in die Truhe. Zwischen vergilbten Briefen, einem Halbedelstein und wenigen Fotos lag, eine kleine, grau gemusterte Stoffkatze.
Sie hatte weiße Pfoten, eine weiße Schnauze und grüne Augen.
Der Stoff fühlte sich noch immer weich an, als er die Katze heraushob.
Mit der Katze in den Händen, ließ Severus sich in den Sessel zurückfallen. Er strich über den Stoff. Von ihr ging immer noch die gleiche, zarte Lavendelnote wie damals aus.
Mit ernster Miene musterte Severus die Seite der Katze.
Verklebte, getrocknete, braun-rote Flecken hingen in dem sonst so weichen Fell der Katze.
Getrocknetes Blut. Es war nicht viel, doch hinterließ deutliche Flecken.
Severus fuhr mit den Fingern über die Stellen, welche mit Blut verschmiert waren und sah an der Katze vorbei zu dem offenen Deckel der Truhe.
An die Innenseite des Deckels befestigt, klemmte eine Fotographie.
Ein vor Freude strampelndes, kleines Mädchen, ein Jahr alt, war darauf zu sehen.
Mit großen Augen betrachtete es die graue gemusterte Plüschkatze, welche es in den Händen hielt.
Unten am Rand des Bildes, in geschwungener Schrift, stand mit goldener Tinte:
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Summertime Sadness (Harry Potter; Snape FF)
FanfictionEr ist wie, ein Regenschauer im Sommer. Sie ist wie der Sonnenschein im Winter. Sie könnten unterschiedlicher nicht sein. Sie ziehen sich an, stoßen sich ab. Kreisen umeinander, wie die Erde um die Sonne, ohne dabei die Hand des anderen los zu l...