Mit angewinkelten Beinen, saß Lizzy auf Snape's Lederstuhl. Die Arme hatte sie um die Knie geschlungen. Sie hatte Snape's Umhang um sich gelegt und an den Schultern fest um sich gezogen. Ihre Stirn lag auf ihren Knien auf, und sie konnte kaum noch die Augen offen halten. Ihr war kalt und sie war so unendlich müde.
Ihre Augen schmerzten schon, ebenso wie ihr Kopf. Schlafen, sie wollte nur schlafen. Doch sie schreckte bei jedem, noch so kleinen Geräusch hoch, dachte Harry oder der Professor hätten sich bewegt.
Doch nach wie vor, lag Harry ruhig da und Snape stand an seiner Seite, hielt seinen Unterarm fest und sah in das Leere.
Mit müdem Blick sah Lizzy die Beiden an, schmiegte sich an die Rückenlehne, schlang die Arme um ihren Oberkörper und schloss einen Moment die Augen.
In ihrem Kopf schwamm schon alles vor Müdigkeit.
Lizzy musterte Snape, welcher mit dem Rücken zu ihr stand. Sie zog die Brauen etwas zusammen.
Snape hatte ein viel breiteres Kreuz und eine schmalere Taille, als sie immer gedacht hatte.
Lizzy ließ den Kopf auf die Seite fallen, während sie Snape musterte.
Seinen Venen traten deutlich an seinem Unterarm hervor, über welchen sich vereinzelte, kleine Narben zogen.
Für einen Mann von 38 sah er gar nicht so schlecht aus. Ja er sah älter aus, als 38. Das war seiner Verbitterung und seinem immer zu strengem Gesicht geschuldet und mit Sicherheit dem, was er alles erlebt hatte.
Lizzy lachte leise und schüttelte den Kopf.
Kaum war sie übernachten, begann sie ihren Professor anziehend zu finden. Toll.Mit großen Schritten trat Snape über die große, karge Ebene voran. Seine Fingerspitzen strichen über die trockenen Grashalme, zwischen welchen er hindurch schritt. Das trockene Gras, knackte unter jedem seiner Schritte.
Der Himmel war verhangen mit dicken, dunklen Wolken und vor Snape erhob sich eine hohe, zerfallene Hausfassade. Das Dach war eingestürzt, der Putz an vielen Stellen abgeblättert, Fenster eingeschlagen.
Seine Schritte wurden langsamer, ehe Snape gänzlich stehen blieb. Snape kannte viele Gedankenwelten. Durch viele war er geschritten, andere hatte er nur aus der Ferne betrachtet. Es hieß die Gedankenwelt eines Menschen, sei ein Spiegel der Seele und wenn er sich hier so umsah,- er hatte vieles erwartet, was die Gedankenwelt von Potter betraf.
Jedoch keine Gedankenwelt, welche so trist und karg war.
Snape hatte sich denken können, dass Potter Spuren von all dem was er erlebt hatte, davongetragen hatte, jedoch Nichts wie das.
Er hatte nie gedacht, dass der Junge so,- gebrochen war. Snape ließ den Blick über die zerschlagene Hausfassade gleiten.
Wer so ein Chaos in sich trug konnte seinen Anker nur verlieren.
Ein wunder, dass der Junge noch klar denken konnte.
Langsam setzte Snape sich wieder in Bewegung. Kratzend strich das Gras weiter über seine Finger und um seine Beine.
Die Aura dieses Ortes war beklemmend. Snape hatte die ganze Zeit, das Gefühl jemand würde hinter ihm stehen. Ihm über die Schulter blicken. Bei diesem Gedanken schoss es Snape kalt den Rücken runter und es schüttelte ihn einmal.
Als Snape vor dem verfallenen Haus stehen blieb, musterte er mir prüfendem Blick die verzogene Holzdoppeltüre, welche in das Haus führte. Die weiße Farbe der Tür blätterte ab, mindestens ein Scharnier pro Tür war verzogen, so schief wie die Tür in den Angeln hin und der Türknauf war mit angelaufenen Flecken überzogen.
Snape gab der nur angelehnten Tür einen leichten Stoß, worauf diese knarzend nach einen schwang.
Er blieb einen Moment im Türrahmen stehen und warf einen prüfenden Blick in das Innere des Hauses.
Trockene Blätter wurden mit einem raschelnden Geräusch über den Boden geweht. Schwere Vorhänge, hingen zerrissen an den Vorhangstangen, Tapeten waren zum Teil von den Wänden gerissen und Möbelstücke lagen zerbrochen am Boden.
Mit entsetztem Blick trat Snape in das Haus ein. Er stieg über Scherben hinweg, welche sich unter dem trockenen Laub versteckten.
Snape trat so vorsichtig Schritt für Schritt voran, als hätte er Angst, noch etwas zu heiles zu zertreten.
Doch wenn er sich hier so umsah,-
Der Geist des Jungens war ein einziger Scherbenhaufen. Snape betrat einen Raum, welchem einen Wohnraum sehr ähnlich kam.
Wieder blieb Snape im Türrahmen stehen und blickte durch den verwüsteten Raum.
Erst jetzt fiel ihm auf, wie fürchterlich kalt es war. Fröstelnd legte Snape die Arme um den Oberkörper.
Abdrücke von einst gefangenen Bildern, waren an den Wänden zu sehen. Die dazugehörenden Bilderrahmen lagen zerbrochen am Boden.
Als Snape noch einen weiteren Schritt in den Raum tun wollte, stockte er, als unter seinem Schuh, das Knacken von Glas zu hören war.
Schnell blickte Snape zu Boden und setzte seinen Schritt zur Seite.
Direkt vor ihm lag einer der wenigen noch intakten Bilderrahmen.
Das Glas war zwar gesprungen, aber der Rahmen und das Bild, welcher der Rahmen schützen sollte, waren nicht heil. Zumindest überwiegend.
Snape ging in die Knie und hob den Bilderrahmen vorsichtig auf. Snape's Finger schlossen sich so vorsichtig um den Bilderrahmen es ging. Er wollte auf keinen Fall, das bisschen was noch intakt war, kaputtmachen.
Snape hauchte den Staub von der Glasscheibe und strich den restlichen Dreck mit dem Ärmel herunter.
Natürlich, dachte Snape und sein Mundwinkel zuckte zu einem kurzen und ernsten Lächeln hinauf.
Mit einem formellen Lächeln Blickten Hermine Granger und Elisabeth Black ihn von der Fotografie an. Miss Granger trug ein Schulterfreies, weinrotes Samtkleid und trug das Haar in einer hochgesteckten Frisur. Elisabeth trug ein ebenfalls schulterfreies, schwarzes Spitzenkleid und das Haar in eleganten Locken über eine Schulter nach vorn.
Snape legte den Kopf leicht schief, während er das Bild betrachtete. Er strich den letzten Staub von der gesprungenen Glasscheibe und stand dann auf, das Bild noch immer sicher in den Händen haltend.
Er hatte nie gewusst das sie so wichtig für ihn war.
Ja jeder wusste, wie nah sie sich standen, doch das sie so einsichtige Rolle in seinem Leben hatte, das hatte er nicht gewusst.
Hätte er gewusst wie wichtig sie ihm war, nie hätte er,-
Ihn im seinem fünften Schuljahr so für seine Erinnerungen mit ihr verurteilt.
Für die Erinnerungen aus ihrer gemeinsamen Kindheit, in der er sich mit ihr eine heile Welt erträumt hatte.
Ohne den Blick von der Fotografie abzuwenden trat Snape langsam auf den Kamin im Zimmer zu.
Hätte er gewusst, dass sie ein Teil seines Ankers war, nie hätte er.
Nein eigentlich hatte er es,- sich zumindest denken können und doch hatte er sich dafür ausgesprochen, sie so weit wie möglich weg zu bringen.
Vor dem Kamin blieb Snape stehen und strich einmal vorsichtig über die Glasscheibe und so über das Gesicht von Elisabeth.
"Es,-" seine Stimme versagte bereits nach dem ersten Wort.
Nein, er hatte damals nicht befürwortet Elisabeth weg zu schicken um sie zu schützen, so wie es Minerva und Albus Anliegen gewesen war.
Er hatte sie so weit wie möglich von sich fortschicken wollen,- aus reinem Eigennutz. Um sie nicht länger um sich haben zu müssen.
Um nicht mehr ihre Locken, vor sich im Wind tanzen zu sehen.
Damit ihr Duft, wenn er an ihr vorbeischritt, ihm nicht mehr den Atem raubte.
Ihr Lachen, welches dem Sonnenschein im Winter glich, ihn nicht mehr Nachts wachhielt.
Es war wie Höllenfeuer gewesen, in ihrer Nähe sein zu müssen, all die Jahre. All die jähre, sie so nah um sich zu haben und doch nicht bei ihr sein zu können.
Dieses Teufelsweib war es in ihrem fünften Schuljahr gewesen, welche ihn Nacht für Nacht den Schlaf und über Tags den Verstand geraubt hatte.
Snape räusperte sich stark und stellte das Bild vorsichtig auf den Kaminsims.
Woher hätte er denn wissen sollen, dass sie zurück kommen würde? Und woher hätte er denn wissen sollen, das sie und Potter einander so sehr brauchten?
Ja, Potter hatte damals auf der Krankenstation getobt, geweint und geschrien, als man Elisabeth hinausgebracht hatte. Geschrien, man solle sie hier lassen, gegen die Arme von dem jungen Weasley und Miss Granger angekämpft, welche ihn festgehalten hatten.
Doch hatte Snape das damals so gut es ging ausgeblendet.
Wie erstarrt hatte er damals zugesehen, wie man sie geholt hatte. Das beklemmende Gefühl in seiner Brust hatte ihm damals fast nicht erlaubt zu atmen, das Brennen in seinen Augen ihn fast wahnsinnig gemacht.
Mit schweifendem Blick sah Snape über das Trümmerfeld um ihn herum.
Nein, er konnte für den Jungen Nichts tun.
Er konnte so einen fragilen Geist nicht wieder aufrichten. Er nicht.Ruhig atmend lag lag Lizzy's Oberkörper auf Snape's Schreibtisch auf. Auch wenn dies eine alles andere, als bequeme Position zu sein schien, schlief Lizzy tief und fest, hatte die Arme unter ihrem Kopf, auf dem Tisch verschränkt.
So bekam sie nicht mit wie, wenige Stunden später, Snape mit einem lauten Aufatmen zu sich kam. Einen Moment lang sah Snape sich verwirrt um, ehe er sich besann, wo er war und warum er Potter's Unterarm fest umfasst hielt.
Schnell zog Snape seine Hand von Potter zurück und trat einen Schritt nach hinten.
Snape krempelte geschwind seinen Ärmel wieder runter und wandte sich zu dem Tisch um, auf welchen er zuvor seinen Gehrock geworfen hatte.
Ihm war kalt und eine beklemmende Unruhe tobte in ihm.
Das waren Nachwirkungen von Potter. Sowas kam nicht selten vor, wenn man so tief in den Geist eines Menschen vordrang. Dann blieb immer etwas an einem selbst haften.
Severus sah vom seinem Unterarm auf und sein Blick blieb an seinem Schreibtisch hängen.
Wie vom Blitz getroffen erstarrte Snape und starrte Elisabeth an, welche, wie ein Kind schlafend, auf seinem Schreibtisch lehnte.
Die Locken fielen ihr ins Gesicht und ihre Schulter hoben und senkten sich langsam.
Den Gedanken an seinen Gehrock verwerfend, bewegten sich Snape's Beine wie von selbst in ihre Richtung.
Dieses Weibsbild trug doch wirklich seinen Umhang. Kleine Göre.
Leise trat Snape um seinen Schreibtisch herum. Snape rieb einen Moment seine Finger an seiner Handinnenfläche, ehe er zögerlich die Hand nach ihr ausstreckte.
Seine Stimme war kratzig als er ansetzte um sie zu wecken"Elisa,- Miss Black." er berührte sie vorsichtig an der Schulter und schüttelte sie leicht.
Verschlafen begann Lizzy die Schultern zu kreisen und zog eine Hand unter ihrem kopf raus.
"Noch fünf Minuten, dann steh ich auf." murmelte sie noch im Halbschlaf und legte ihre Hand über die von Severus.
Wie gelähmt hielt Severus die Luft an und verharrte in seiner Position. Er war nicht fähig sich zu bewegen, etwas gegen ihre Berührung zu tun, welche eine Woge der Wärme über seinen Körper ergoss.
"Miss Black." presste Snape hervor.
"Hmh?" machte Lizzy schließlich und linste zwischen den Lidern zu Snape auf.
Wie vom Hafer gestochen, riss Lizzy den Oberkörper hoch, sprang auf und wich von Snape zurück.
Sie wäre um ein Haar über den Saum von Snape's Umhang gestolpert, hätte dieser nicht schnell nach vorne gegriffen und ihr den Umhang von den Schultern gezogen, ehe sie über diesen fallen konnte.
"Entschuldigung." platzte es aus Lizzy heraus, welche sich noch einen Moment orientieren musste.
"Sobald Mister Potter zu sich kommt, das sollte nicht mehr lange dauern, können Sie mit ihm zurück in Ihren Gemeinschaftsraum gehen. Kommen Sie Beide im Laufe der Woche zu mir. Es gibt viel zu tun." bekam Snape erstickt raus und nickte auf Harry, welcher immer noch schlafend auf dem Tisch lag.
Raus er musste hier raus. Einfach nur weg, weit weg. Weg von ihr!
"Professor?" fragte Lizzy und musterte ihren Professor besorgt, welcher etwas blass im Gesicht war.
"Geht es Ihnen nicht gut?" wollte Lizzy wissen und streckte eine Hand in die Richtung von Snape aus. Vielleicht sollte sie Madame Pomfrey holen.
"Nicht!" stieß Snape aus und Lizzy riss, mit einem Japsen nach Luft, erschrocken die Hände hoch.
"Kommen Sie mir nicht zu Nahe. Nicht,- bitte nicht." Snape hob eine Hand um sie auf Abstand zu halten, wobei er einen Schritt nach hinten taumelte.
Lizzy, welche noch immer beide Hände hochhielt nickte langsam. "Alles gut." versicherte sie mit ruhiger Stimme.
"Ich bleib einfach hier stehen." fügte sie nicht weniger verwirrt hinzu. Wahrscheinlich war etwas von Harry's Zustand auf ihn übergesprungen. Sehr wahrscheinlich sogar.
"Professor, ich tu Ihnen Nichts." erinnerte Lizzy ihren Professor und sah ihn an.
Snape, welcher ungewöhnlich flach atmete, machte noch einen Schritt zurück und ließ die Hand sinken, welche er erhoben hatte.
"Sehen Sie zu, dass Sie und Potter zurück in Ihren Schlafsaal kommen." war alles was Snape noch heraus bekam, ehe er sich noch seinen Gehrock packte und zur Tür hinausstürmte.
Lizzy sah ihm einen Moment nach, ehe sie perplex den Kopf schüttelte.
Sie sah zu Harry und dann zurück zur Tür, zu der Snape hinausgestürmt war.
"Sag mal, sind hier jetzt alle komplett bekloppt?" fragte Lizzy in den Raum hinein und stemmte die Hände in die Hüften.
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Summertime Sadness (Harry Potter; Snape FF)
FanfictionEr ist wie, ein Regenschauer im Sommer. Sie ist wie der Sonnenschein im Winter. Sie könnten unterschiedlicher nicht sein. Sie ziehen sich an, stoßen sich ab. Kreisen umeinander, wie die Erde um die Sonne, ohne dabei die Hand des anderen los zu l...