28. Salazar

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An diesem Morgen, saß Lizzy mit weitem Blick an ihrem Tisch. Schon beinahe starr, blickte sie auf den leeren Platz am Lehrertisch. 
Auch viele der Schüler aus dem Hause Slytherin blickten immer wieder zu dem Platz, an dem sonst immer das Oberhaupt ihres Hauses saß. 
Seit einigen Minuten schon stocherte Lizzy immer wieder in ihrem Rührei herum, hob ihr Brot an um abzubeißen, nur um es dann doch wieder sinken zu lassen. 
Hermine neben ihr, sah Lizzy immer wieder mit traurigem Blick an. 
Seit Snape vor drei Tagen abgeholt wurde, war die junge Gryffindor nicht mehr wiederzukennen. Sie sprach nicht viel, ging früh in ihr Zimmer um dann, laut Ginny, doch nur sprachlos am Fenster zu sitzen und auf den See zu blicken. 
Nicht mal Will konnte seiner Herrin ein Lächeln seit dem auf die Lippen zaubern. 
Auch an diesem Tag beim Frühstück, saß Lizzy sprachlos da, starrte auf den leeren Platz,- bis ein Gespräch vom Tisch der Hufflepuffs zu ihr herüber drang. 
"Wenn ihr mich fragt, bekommt jeder was er verdient. Jeder ist für seine Taten selbst verantwortlich." 
Susan Bones, eine rothaarige Hufflepuff, verkündete ihre Meinung mit solch einer Überzeugung und Sicherheit, dass Lizzy hellhörig wurde und den Blick vom Lehrertisch abwandte. 
Auch mehrere Gryffindors und Slytherins wandten sich zu zu dem Tisch der Hufflepuffs um. 
Das rote Haar an diesem Tag zu zwei langen Zöpfen geflochten, saß Susan mit überzeugte Mine da und nahm immer wieder einen Löffel von ihrem Müsli. 
"Und Professor Snape ist eine Bestie ohne Moral. Erinnert euch nur daran, wie er jedes Haus bis auf sein eigenes in seiner Zeit als Lehrer schikaniert hat." tönte sie weiter, gar nicht mitbekommend, wie laut ihre Stimme und wie leise es in der großen Halle wurde. 
Bestie ohne Moral! Lizzy dachte im ersten Moment sie hätte sich verhört und riss den Kopf zum Slytherintisch herum. 
Draco, der mittlerweile auf das Gerede von Susan Bones auch aufmerksam geworden war, ebenso wie die halbe Halle, stand rauchend an den Kamin hinter seinem Tisch gelegt und sah die Hufflepuff ungläubig an. 
Seine Kiefermuskeln zuckten gerade zu vor Anspannung. 
"Was hätte er uns auch noch beibringen sollen? Den dritten der unverzeihlichen Flüche? Den hat er ja schon an Professor Dumbledore demonstriert." schnaubte Susan. 
Das wars. Selbst Harry holte protestierend Luft um etwas einzuwerfen. Da packte Lizzy mit einem Satz, um ihren Teller zu und wollte gerade ausholen, um ihn wie ein Frisbee der Muggel quer über den Tisch segeln zu lassen, als Hermine sie schnell am Arm packte. 
"Liz." keuchte Hermine erschrocken und rang der Gryffindor der Teller aus der Hand, wobei etwas Rührei von dem Teller auf den Tisch rutschte. 
Lizzy sah Hermine, mit vor Wut bebenden Nasenflügeln, an und knallte ihren Löffel so laut auf den Tisch, dass Susan und viele andere sich zu dem Tisch der Gryffindors umdrehten. 
Hoch erhobenen Hauptes, packte Lizzy ihre Tasche, stand so schnell vom Tisch auf, dass Hermine etwas zur Seite zuckte, schwang die Beine über die Bank und stürmte mit wehenden Locken aus der großen Halle. 

Scheppernd warf Lizzy die Tür hinter sich zu, riss sich ihre Tasche von der Schulter und warf sie neben der Tür auf den Boden. 
Noch immer konnte Lizzy die kochende Wut in sich spüren. 
Mit stampfenden Schritten, welche laut von den Wänden des Kuppelraumes widerhallten, trat Lizzy an die Abtei von Salazar Slytherin heran. 
"My Lord." nickte Lizzy und deutete einen kurzen Knicks an, ehe sie eine der unangezündeten Kerzen zur Hand nahm und diese an einer brennenden entfachte. 
"Bestie ohne Moral." japste Lizzy nach Luft und knallte ihre Kerze an einen leeren Platz vor Salazar Slytherins Statue. 
"Habt Ihr das gehört?" keifte Lizzy und trat von der Krypta zurück in die Mitte des Raumes und stemmte die Hände in die Hüften. 
"Bestie ohne Moral!" donnerte Lizzy nun und riss den Kopf zu der Abtei von Helga Hufflepuff herum. 
"Steht Euer Haus nicht für Freundlichkeit, Fairness und Toleranz? Davon, my Lady, kann ich da oben,-" Lizzy zeigte nach oben. "-gerade nicht viel erkennen!" 
Bebend holte Lizzy Luft und stemmte wieder die Hände in die Hüften. 
"Professor Snape hat alles, wirklich alles dafür getan um Harry zu beschützen! Ja, er hat den dritten unverzeihlichen Fluch an Professor Dumbledore angewendet aber das hat er auf Dumbledore's Wunsch getan! Will das denn keiner sehen?! Er hat die Schüler, selbst als Schulleiter unter den Todessern, beschützt! Mich hat er als Baby gerettet und zu Minerva gebracht! Er hat immer auf mich aufgepasst aber das sind Dinge, die ja keiner sehen will! Er hat Fehler gemacht! Aber machen die wir nicht alle?" Lizzy wirbelte zu dem Gründer ihres Hauses herum. 
"Habt Ihr immer alles richtig gemacht?! Also ich nicht! Wir alle machen Fehler aber er hat doch alles getan damit uns nichts passiert!" Lizzy, so in Rage schon schreiend bemerkte gar nicht, wie ihr die Tränen über die Wangen liefen. 
"Er hat immer auf mich aufgepasst." schluchzte Lizzy nun und sank in die Knie, den Blick fest auf die Abtei von Salazar Slytherin gerichtet. 
"Er hat immer auf mich aufgepasst." wiederholte Lizzy und fuhr sich mit einer Hand durchs Haar. 
"Er hätte nur ein Wort sagen müssen, was damals passiert ist. Nur ein einziges Wort." flüsterte Lizzy und wischte sich die Tränen von den Wangen. 
Wie Wasserfälle liefen ihr die Tränen über die Wangen und Lizzy schlang die Arme um ihre angezogenen Knie. 
Ein brennender Schmerz machte sich in ihrer Brust breit, wie sie ihn noch nie gespürt hatte. Sie hatte einen ähnlichen Schmerz schon mal verspürt. Als sie verstanden hatte, das Sirius nicht mehr zurückkommen würde. Da hatte sie schon gedacht, dass ihr das Herz in der Brust zerspringen würde. Doch das, das war anders. 
Sie hatte nicht gedacht, dass jemand mit dem sie bisher so wenige Zeit verbracht hatte, ihr so fehlen würde. Seit die Auroren ihn geholt hatten, fühlte sie so gut wie gar nichts mehr, bis zu diesem Moment. 
Jetzt platzte es aus ihr heraus. 
"Warum hat er nie was gesagt?" wurde Lizzy's Stimme schrill und sie sah mit verweinten Augen zu der Statue zu Rowina Ravenclaw. 
Er fehlte ihr so sehr, dass es weh tat. Dabei kannte sie ihn nicht besser, als sie anderen Schüler. Ja sie kannte ihn, seit sie denken konnte, doch hatte er sie nicht hinter die Fassade blicken lassen. 
Nicht ein einziges Mal, in all den Jahren und das obwohl er und sie eine Verbindung hatten, die sie all die Jahre nicht Mal ansatzweise verstanden hatte. 
Immer war er da gewesen, hatte auf sie aufgepasst. Er war ihr Schatten gewesen, der immer in gefährlichen Situationen auf sie aufgepasst hatte. Er hatte sie am meisten fasziniert seit sie klein gewesen war und am meisten verwundert mit seinem stets traurigen Blick.
Egal wie viel Abneigung Harry stets gegen ihn gehabt hatte, sie hatte Snape schon immer gemocht. Wie konnte sie auch nicht, wenn sie ihn mit einem Jahr es gewesen war, welche ihn an sich gebunden hatte.   
Und nun war er weg. Der Gedanke diesen Mann nie wieder zu sehen, zerriss sie beinahe von innen nach außen.
Zittrig atmete Lizzy durch, wischte sich nochmal die Tränen von den Wangen und sah zu dem Gründer seines Hauses. 
Sie musterte die Statue des jungen Salazar Slytherin. Die Abbildung seines Mantels mit den Musterungen, welche als Gravuren verewigt waren. 
Der strenge Ausdruck in seinem Gesicht war dem von ihm sehr ähnlich. Das Medaillon um seinen Hals war so detailgenau in den Stein gemeißelt worden, dass Lizzy selbst auf die Entfernung jedes Detail erkennen konnte. 
Nochmal atmete Lizzy tief durch und drückte sich dann vom Boden hoch. 
Sie strich ihren Rock nach unten glatt und sah dann einmal über die Abtei aller Gründer. 
"Ich brauche nun Eure Hilfe Gründer. Die Hilfe von jedem einzelnen von Euch." schniefte Lizzy und wischte sich die letzten Tränen von den Wangen. 
"Gryffindor, lass mich mutig sein. Slytherin, schenkt mit Eure Entschlossenheit. Ravenclaw lasst mich meinen Verstand gebrauchen. Hufflepuff helft mir geduldig zu sein, bis ich mein Ziel erreiche." flüsterte Lizzy und sah zurück zu Slytherin. 
Mit weichen Knien trat Lizzy auf den Gründer zu. Sie hob die Hand und legte ihre Hand auf der steinernen Brust des Gründers ab. 
"Ich weiß,- Ihr haltet nicht viel von uns Gryffindors. Aber Ihr müsst mir einen Gefallen tun,- my Lord. Ich bitte um nichts für mich, sondern um das Oberhaupt Eures Hauses. Er ist ein Slytherin wie Ihr ihn Euch gewünscht hättet. Er ist ehrgeizig, loyal zu jenen die er liebt, er hält sich an die Traditionen, hat Führungsqualitäten und ist entschlossen." 
Lizzy schniefte mit einem traurigen Lächeln. 
"Und genau er braucht nun Eure Hilfe. Lasst ihn nicht im Stich. Helft ihm das zu überstehen." flüsterte Lizzy und ließ die Stirn gegen die Statue fallen. 
Lizzy presste die zitternden Lippen zusammen und ballte die Hände, welche auf dem kalten Stein lagen zu Fäusten zusammen. 
"Lasst mich zu ihm zurück, das ist mein einziger Wunsch. Mein einziges Sehnen." flüsterte Lizzy und presste die nun wieder zitternden Lippen aufeinander, ehe einen Träne von ihren Wimpern auf den steinernen Boden fiel. 

Minerva rieb die kalten Hände aneinander, während sie langsam in den dunkel möblierten Raum schritt. 
Sie war noch nie in den Privaträumen von Severus gewesen. 
Den Blick durch das schlicht eingerichtete Wohnzimmer gleitend lassend, trat Minerva an das von unten bis oben gefüllte Bücherregal heran. Alle samt waren in dunkle Einbände geschlagen. Anders hätte Minerva es tatsächlich auch nicht erwartet. 
Mit einem gekränkten Blick ließ Minerva den Blick über die Buchrücken wandern. 
Bücher über Bücher. Bis sie an einem Fach ankam, welches sich im oberen Teil des Regals befand. Eine kleine, dunkle Holztruhe stand dort.
Minerva zückte ihren Zauberstab und rief mit einem Wink ihres Zauberstab's, die kleine Truhe zu sich herunter. 
Sanft glitt ihr die Truhe in die Hände. Kaum das der Zauber nachließ, wurde die Truhe schwer. Wenn man es als schwer bezeichnen konnte. 
Minerva wandte sich zu dem runden Esstisch um, welcher in einer Ecke stand und stellte die kleine Truhe auf diesem ab. 
Mit ernstem Blick begutachtete Minerva das Schloss, welche die Truhe verschlossen hielt. 
Die Truhe war mit Schutzzaubern überzogen, mit allen die Minerva kannte. 
"Oh Severus." murmelte Minerva und hob ihren Zauberstab an. 
Es dauerte einen ganze Weile, bis Minerva die Schutzzauber alle gelöst hatte. Das war alles andere als leicht. Severus hatte das Schloss der Truhe unter anderem so verzaubert, dass es sich nur bei seiner Magie öffnete. Des Weiteren war sie vor Flüchen, Explosionssprüchen sowie vor Brandsprüchen geschützt. 
Als nach einer halben Ewigkeit das Schloss endlich mit einem Klicken aufsprang atmete Minerva entnervt auf. 
Sie legte ihren Zauberstab bei Seite, löste das Schloss und hob den Deckel der Truhe an. 
Kaum, dass Minerva den Deckel ganz geöffnet hatte, atmete Minerva geräuschvoll auf und zog schnell ihre Lesebrille aus ihrer Umhangtasche. 
"Elisabeth?" fragte Minerva halblaut, als sie ihre Lesebrille aufsetzte und sich etwas weiter zu der Truhe hinunter beugte. 
Das strampelnde Mädchen auf der Fotographie hätte sie auch ohne die goldene Aufschrift am unteren Rand des Bildes sofort erkannt. 
Dieses Bild war vor 17 Jahren im Haus der Potters gestanden. 
Adeline hatte es Lily und James Potter geschenkt. Minerva hatte genau das gleiche erhalten. 
Vorsichtig strich Minerva mit den Fingerspitzen einmal über das Bild, ehe sie den Blick in die Truhe senkte. Unter Halbedelsteinen und ein paar anderen Dingen, lag ein sauber, zusammengebundener Stapel Briefe. 
Minerva zog den Packen Briefe heraus. Auf der Rückseite war der Brief mit dunkelgrünem Wachs versiegelt, eine Siegelprägung konnte Minerva jedoch nicht entdecken. 
Eine tiefe Falte bildete sich zwischen Minerva's Brauen, als sie die Briefe herumdrehte und die Vorderseite begutachtete. 
Minerva drehte sich dem schwachen Licht des brennenden Kamins zu und schob die Schnürung bei Seite, welche die Briefe zusammen hielt. 

Ilvermorny Schule für Hexerei und Zauberei
z.H. Elisabeth- Destiny Black

"Was?" fragte Minerva halb laut und zog die Brauen noch fester zusammen, bevor sie nochmal die Adresse las. 
Minerva zog die Schnürung des Briefpakets auf und sah die versiegelten Briefe durch. 
Es waren über zehn Stück und waren in zwei verschiedenen Handschriften geschrieben. Ein kleiner Teil in der Handschrift von Albus Dumbledore und der Rest in der Handschrift von Severus. 
Minerva ließ die Briefe sinken und sah ungläubig in die Flammen des Kamins. 
Ein Absender war auf den Briefen nicht vermerkt. Warum hatte Albus ihr nicht gesagt das er Elisabeth geschrieben hatte und warum hatte Severus ihr geschrieben? 
Verwirrt atmete Minerva tief durch und hob den Blick. 
Sie ließ ihn einen Moment durch den Raum schweifen und wollte sich gerade abwenden, als ihr Blick auf dem Kaminsims hängen blieb. 
Geräuschvoll holte Minerva Luft, ließ die Briefe in ihre Tasche gleiten und streckte die Hand nach dem Kaminsims aus. 
Auf dem Kaminsims, mittig platziert stand eine kleine, grau-getigerte Katze mit Jadegrünen Augen. 
Langsam griff Minerva die Katze und hob sie von dem Sims. 
Sie kannte diese Katze. Schnell blickte Minerva über die Schulter zurück auf die noch offen stehende Truhe. 
Auf der Fotographie, welche im Deckel der Truhe befestigt war, war Elisabeth mit dieser Katze abgebildet. 
Minerva senkte den Blick  und schloss die Finger fester um die graue Stoffkatze. 
"Merlin hilf." raunte Minerva und ließ sich langsam auf den Stuhl neben dem Esstisch sinken. 

Summertime Sadness (Harry Potter; Snape FF)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt