Lizzy betrat die große Halle wieder durch das Hauptportal, nickte und lächelte freundlich den bekannten Gesichtern zu, an denen sie vorbei kam.
Es dauerte eine Weile bis Lizzy Hermine in dem Getümmel der Menschen fand. Diese fuhr sich durch die elegante Frisur mit den Fingerspitzen und nippte dann an ihrem Glas Feuerwhisky.
"Du siehst gestresst aus." stellte Lizzy fest und trat an Hermine's Seite.
Hermine riss den Kopf zu ihr hoch.
"Nein." stieß sie sofort aus.
Lizzy hob eine Braue an. "Du gehst Harry aus dem Weg." meinte Lizzy und nahm Hermine ihr Glas aus der Hand.
Diese knirschte mit den Zähnen. "Hör auf, meine Gedanken zu lesen." zischte sie. Lizzy schnaubte und nahm einen Schluck.
"Das muss ich gar nicht. Das sehe ich in deinem Gesicht." erwiderte Lizzy und sah in die Richtung wo sonst immer die Lehrertische standen.
Eine Tür am linken Rand der Wand ging auf.
Mit seiner gewohnt ernsten Miene betrat Severus die Halle, ließ den Blick einen Moment schweifen, bis er sie in der Menge fand. Einen Moment lang, hielt er ihren Blick, dann wandte er sich ab und trat in die Menge hinein.
Auch Lizzy senkte den Blick wieder zu Hermine.
"Also raus damit.- Wie lange soll das Trauerspiel noch gehen? Ihr sprecht seit Tagen nicht miteinander." sie sah Hermine erwartend an und legte den Kopf leicht schief.
"Du wurdest nicht deiner Erinnerungen beraubt, Liz." lächelte Hermine traurig und nahm ihr Glas wieder an sich.
"Nein." lenkte Lizzy ein und sah einen Moment zu Boden.
"Hat er sie dir zurückgegeben?" wollte Lizzy wissen. Hermine schüttelte den Kopf. "Nein. Und gerade will ich sie auch nicht." Damit trank sie ihr Glas aus.
Lizzy warf ihr einen kurzen Blick zu, dann suchte sie einen Moment nach dem schwarzen Gehrock in der Menge.
"Ist es nicht komisch, was manche tun denen wir wichtig sind?" fragte sie und sah Hermine an.
"Nur so ein Gedanke." zuckte Lizzy die Schultern und folgte Luna einen Moment mit den Augen.
"Was hat Lulu denn da?" fragte Lizzy.
"Eine Flasche Waldmeisterbrause." lächelte Hermine und folgte Luna, die ihre Flasche wie den heiligen Gral persönlich in den Armen hielt. Die eilte quer durch die Halle zu Draco der ihr einen Arm entgegenstreckte. Er hielt ein Glas Feuerwhisky in der anderen Hand und stand bei seinen Eltern.
Luna, in deren Augen ein strahlender Blick lag eilte zu ihm und Draco legte ihr die Hand auf den Rücken, ehe er ihr einen Kuss auf das Haar drückte und sich zu seinen Eltern umwandte.
Narzissa zog die Lippen zu einem leichten Lächeln und musterte Luna mit einem traurigen Blick.
"Bin gleich wieder da." raunte Lizzy der anderen Gryffindor zu und schob sich zwischen den Menschen durch.
Es dauerte kurz, bis sie die Malfoy's und Luna erreichte.
"Elli." stellte Draco fest, als sich Lizzy zwischen ihn und seine Mutter drückte.
Narzissa schwenkte ihren Blick zu Lizzy und ihre Mundwinkel zuckten einen kurzen Moment weiter nach oben.
"Luna, hast du schon von deiner Flasche erzählt?" wollte Lizzy wissen und nickte auf die Flasche Waldmeisterbrause in ihren Händen.
"Sie ist grün." grinste Luna, Mister Malfoy an.
"Ach was?" erwiderte dieser etwas unbeholfen.
Lizzy wandte sich zu Narzissa.
"Sie hat es schon längst vergeben, was in Malfoy Manor passiert ist. Öffne ihr dein Herz und sie wird deine Familie mit Liebe überschütten. Auf ihre ganz eigene, liebevolle Weise." flüsterte Lizzy und sah Narzissa aufmunternd an.
Diese wandte den Blick von Lizzy ab und sah Luna an.
Luna erklärte Lucius indessen unbeirrt den Sinn der Silberflocken in ihrer Waldmeisterbrause. Jene würden dafür Sorgen, dass es so sprudelte wie es sich für eine anständige Waldmeisterbrause gehörte.
Lucius nickte nicht verstehend und warf seinem Sohn immer wieder einen fragenden Blick zu. Draco lächelte nur und zuckte die Schultern, während er Luna den Rücken streichelte.Harry lehnte an der Wand der Halle, hatte seine Brille ins Haar geschoben und rieb sich die schmerzenden Augen.
Er hatte das Gefühl, seine Schläfen und Stirn würden jeden Moment aus allen Nähten platzen.
Seit die Schmerzen angefangen hatten hatte er keinen Tropfen Alkohol mehr getrunken.
Doch egal wie viel Wasser er trank und wie viel Eiswürfel er sich auf die Stirn legte, die Schmerzen wurden einfach nicht besser.
Ihm wurde schwindlig und seine Augen sahen ob mit oder ohne Brille nur noch verschwommen.
War das Migräne, die auch Lizzy und Hermine hin und wieder hatten?
Harry atmete tief durch und legte die Schläfe einen Moment an die Wand an.
Es tat so fürchterlich weh, dass Harry schon ganz schlecht war.
Wieder holte er tief Luft und ließ dann den Atem langsam durch die Nase raus.
"Zu viel Feuerwhisky?" ertönte eine Stimme gleich neben Harry und er schüttelte den Kopf ohne die Augen zu öffnen.
"Nein." erwiderte er, schob die Brille wieder auf die Nase und richtete sich auf.
"Ich bin nu,-" er erkannte die Person vor sich, ob verschwommen oder nicht, sofort.
Das blaue Kleid mit den schmalen Trägern aber dem etwas ausgestelltem Rock, die zarte Silberschmuck an Ohren und Hals, das leicht geschminkte Gesicht und das volle Haar, heute zu einer eleganten Dutfrisur gesteckt.
Hermine. Sie stand direkt neben Harry und hielt an diesem Abend eine silberne, kleine Handtasche in ihren Händen.
Hermine musterte ihn einmal.
"Sondern?" fragte sie mit ruhiger Stimme.
"Kopfschmerzen." erwiderte Harry knapp und musterte Hermine weiter.
Es war das erste Mal seit Tagen, dass sie etwas zu ihm sagte. "Nur Kopfschmerzen." raunte Harry erneut.
"Wie geht es dir?" die Worte waren aus Harry herausgesprudelt, ehe er wusste, was genau er tat.
Hermine stutzte einen Moment und sah ihn verwirrt an.
"Gut,- mir geht es gut." erwiderte Hermine zögerlich und verschränkte die Arme vor der Brust.
Harry drückte sich etwas von der Wand ab und wandte sich Hermine zu.
"Dir?" fragte Hermine langsam und sah zu Boden.
Harry nickte nur.
Eine Weile sagte keiner von beiden etwas, bis Harry schließlich die Schultern zurückzog und zu Hermine sah.
"Können wir über das was passiert ist,- reden? Irgendwann?"
Hermine wandte ihren Blick ab.
Sie überlegte eine Weile, dann nickte sie schließlich. "Ja, aber nicht heute." murmelte Hermine und schlang die Armen fest um ihre Brust.
Harry nickte verstehend und rieb sich wieder die Schläfen. Es war ihm zu laut, zu hell und viel zu unruhig.
"Entschuldige mich." bekam Harry heraus und wankte von der Wand weg.
"Langsam!" stieß Hermine aus und warf die Arme nach vorne, als Harry in ihre Richtung wankte,
Wäre sie nicht direkt neben ihm gestanden und hätte im letzten Moment die Arme um ihn wie um eine fallende Puppe geworfen, wäre Harry mit dem Gesicht voraus zu Boden gefallen.
Harry fiel wie ein Besenstiel in Hermine's Arme und ließ den Kopf gegen ihre Schulter fallen. Er schwitzte.
"Harry?" fragte Hermine und legte einen Arm fest um seinen Oberkörper. Harry rang nur nach Atem und schloss seine Augen einen Moment.
"Los komm." flüsterte Hermine, zog Harry an sich und dirigierte ihn aus der Halle hinaus. Sie führte Harry die breite Treppe hinunter nach draußen, in den Vorhof. Kaum roch Harry die frische Luft, stieß er sich von Hermine ab und ließ sich auf der ersten Treppenstufe in die Hocke fallen.
Er zog die Beine an die Brust, öffnete die Schnalle seines Gryffindorumhangs und atmete die kalte Luft tief ein und aus.
Harry schüttelte den schweren Umhang ab und lehnte sich etwas zurück.
"Harry?" erklang Hermines Stimme nicht weit von ihm. Doch nahm er sie hallend, wie in einem Tunnel wahr.
"Hmh?" machte Harry, als Hermine direkt vor ihm in die Knie ging.
"Geht es dir gut?" fragte sie aus weiter Ferne.
"Hmh." machte Harry nur.
Hermine zog besorgt die Brauen zusammen und setzte sich direkt neben Harry auf die Steinstufe.
"Harry, sieh mich an." bat Hermine und legte ihm eine Hand auf die heiße Stirn.
"Geht gleich wieder." atmete Harry weiter durch und sah Hermine an, welcher er schließlich wieder etwas klarer sehen konnte.
Ihr war kalt. Sie fröstelte etwas und ihre Lippen nahmen eine leicht bläuliche Farbe an. Er schob ihre Hand etwas von seiner Wange und Hermine zog sie schnell zurück.
Harry griff hinter sich, nahm den Umhang von Gryffindor und hielt ihn Hermine hin.
"Hier." murmelte er und drückte Hermine den Umhang in die Hand.
Hermine warf sich diesen schließlich um die Schultern. Als Harry ihn getragen hatte, hatte sie nicht gedacht, dass er so schwer war.
Doch der purpurrote Stoff, welcher mit Goldfaden und Rubinen bestickt war, lag schwer auf ihren schmalen Schultern.
Harry, welcher mittlerweile wieder klar sah und frei Atmen konnte richtete sich etwas auf und strich sich den Schweiß von der Stirn.
Hermine musterte ihn einmal. Kniff dabei etwas die Augen zusammen.
"Weißt du, warum ich so wütend bin?" fragte Hermine und sah Harry ernst an. Harry riss den Kopf hoch und sah Hermine mit großen Augen an.
Er war nicht fähig sich zu rühren.
"Du hast mir nicht nur etwas weggenommen.- Du hast mir auch die Entscheidung abgenommen ob ich das was passiert ist, vergessen will." erklärte Hermine und wandte den Blick ab.
"Ich weiß nicht ob ich es vergessen wollte.- Du hast das einfach entschieden." ihre Augen nahmen einen traurigen Ausdruck an, während sie den Schneeflocken zusah, welche leise fielen.
Harry sah sie eine ganze Weile einfach nur an, ehe er sich noch etwas mehr zu ihr neigte und biss sich auf die Unterlippe.
"Du hast geweint.- Über eine Stunde." bekam Harry schließlich heraus und Hermine riss den Kopf zu ihm herum.
"Nur geweint.- Du lagst in meinen Armen, hast geschluchzt und mir immer und immer wieder gesagt, dass es ein Fehler war. Dass es nicht hätte passieren dürfen.- Ron dürfe das nicht erfahren und wir sollten es einfach vergessen. Zum Wohle von uns beiden." Harry wandte den Blick von Hermine ab und atmete einmal tief durch.
"Es hat ewig gedauert, bis du dich beruhig hast. Und als es soweit war, bist du nur da gesessen und hast Löcher in die Luft gestarrt." Harry lächelte traurig mit einem Schnauben, ehe er Hermine den Kopf zuwandte.
"Glaub mir eins,- es war das schlimmste für mich, dir das zu nehmen, was ich am wenigsten in meinem Leben bereue. Aber noch weniger hielt ich es aus, dich so zu sehen, wie in dieser Nacht." damit neigte Harry sich zu Hermine und hauchte ihr einen zarten Kuss auf die Wange.
Dann drückte er sich auf die Beine und ging wieder hinein.
Hermine ließ er mit dem Gryffindorumhang um die Schultern auf den Stufen sitzen, welche mit weitem Blick ins Leere sah.Lizzy stöhnte erleichtert auf, als Narzissa im Büro der Schulleitung ihr die letzte Haarnadel herauszog und die Tiara aus ihrem frisierten Haar löste.
Lizzy merkte sofort, wie sich der Druck auf ihren Nacken verringerte.
"Wie viel wiegt die den?" seufzte Lizzy und ließ einmal ihren Nacken knacksen.
"Vier Pfund?" riet Narzissa, welche die Tiara in die Schatulle auf Minerva's Schreibtisch legte und mit einem roten Seidentuch bedeckte. Die vier anderen Schatullen neben der von Gryffindor, entweder mit gelben, grünem oder blauen Samt ausgekleidet waren noch leer.
"Mindestens." nickte Minerva und schloss die Gryffindorschatulle.Als Lizzy sich von Narzissa in den Kerkern vor den Gästezimmern der Eltern der Slytherinschüler verabschiedete schlug die Uhr viertel nach eins. Die Tür des Zimmers fiel hinter Narzissa ins Schloss und Lizzy wandte sich ab.
Ihre Füße taten vom Tanzen weh, ihr Nacken schmerzte von der Tiara und ihr Kopf schwamm etwas von zu viel Champagner.
Lizzy schlug mit je einem Fußkick ihre Pumps von den Füßen.
Klappernd flogen die schwarzen Pumps mit roten Edelsteinen an der Hacke über den Boden vor ihr. Und Lizzy atmete erleichtert auf, als ihre nackten Füße sich auf den kalten Steinboden senkten.
"Sie werden sich noch eine Erkältung holen,- Miss Black." seine Stimme war ein tiefes Brummen, welches aus dem Gang vor ihr drang.
Im Gehen, hob sie ihre Schuhe auf und schwang diese einmal vor und zurück.
"Nein." lächelte Lizzy. Als er in das Licht der Fackel trat, welche den Gang beleuchtete, sah er sie mit einem ganz ruhigen Blick an.
Er hob einen Moment die Hand um ihr zu zeigen, dass sie ruhig sein sollte und horchte dann. Er konnte niemanden in der Nähe hören.
"Ich bin gleich raus aus den Kerkern und da ist es warm, auch ohne Schuhe." versicherte Lizzy und ihr Lächeln wurde noch breiter. Snape schnaubte mit einem leichten Lächeln und musterte ihr zwar noch zurecht gestecktes aber nicht mehr gekröntes Haar.
"Ohne Tiara, gefällst du mir fast besser." stellte er fest und nahm einen kurzen Moment ihr Kinn zwischen Daumen und Zeigefinger.
"Gute Nacht,- Sissy." raunte er ihr im Vorbeigehen zu, strich mit dem Rücken seines Zeigefingers ihr Kinn entlang und trat dann zurück in die Schatten.
Lizzy sah ihm noch nach, selbst als sie ihn nicht mehr sehen konnte.
"Gute Nacht, Severus." raunte Lizzy schließlich, als sie sich abwandte und mit hochgehobenem Kleid die Stufen aus den Kerkern hinauf schritt.
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Summertime Sadness (Harry Potter; Snape FF)
FanfictionEr ist wie, ein Regenschauer im Sommer. Sie ist wie der Sonnenschein im Winter. Sie könnten unterschiedlicher nicht sein. Sie ziehen sich an, stoßen sich ab. Kreisen umeinander, wie die Erde um die Sonne, ohne dabei die Hand des anderen los zu l...