49. "Beweg dich"

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"Jah!" schrie Draco laut auf, als er und Lizzy vor die Tür getreten waren. Er warf die Arme um die schmale Taille von Lizzy drückte sie an sich und gab ihr einen festen Kuss auf die Wange. 
Draco hatte ein Ohnegleichen erreicht, Lizzy ein Erwartungen übertroffen. Mit einem breiten Grinsen zog Lizzy sich an ihn und atmete erleichtert auf. 
Als Hermine neben Lizzy trat, ließ Draco von ihr ab. 
"Gut gemacht, Granger." nickte er ihr zu. Hermine war die Erschöpfung ins Gesicht geschrieben. Auch sie hatte ein Ohnegleichen erreicht. 
"Nach alte Runen werde ich in mein Bett fallen und für Tage nicht mehr aufstehen." erklärte sie feierlich und ließ ihren Nacken knacken. 
"Ich nach Wahrsagen." stimmte Lizzy zu. 
Malfoy zog eine Augebraue argwöhnlisch nach oben. 
"Meine Damen." er legte Lizzy einen Arm um die Schultern und Hermine vorsichtig eine Hand auf die Schulter. 
"Eines kann ich euch versprechen. Wenn ihr heute Abend um neun Uhr nicht im Raum der Wünsch parat steht, werde ich den Gryffindortum stürmen und euch an den Haaren herunterziehen, das verspreche ich euch." verkündete Draco mit zuckersüßer Stimme und lächelte die beiden Gryffindors mit einem geradezu bezauberndem Lächeln an. 
Hermine kniff die Augen funkelnd zusammen. 
"Ich kann es kaum glauben, aber ich stimme Malfoy zu." trat Ron an Hermines freie Seite. 
"Ich werde ihm helfen, wenn es sein muss." fügte Ron an und sah zwischen Hermine und Lizzy hin und her. 
"Ich kann euch nicht leiden." erklärte Lizzy mit strenger Stimme und sah erst zu Malfoy dann zu Ron. "Keinen von euch." 
"Ich weiß,- mein Schatz." seufzte Draco, griff in die Innentasche seines Umhangs, zote zwei Zigaretten aus der Schachtel und klemmte eine Lizzy zwischen die schön geschwungenen Lippen. 
Er stupste ihre Nasenspitze einmal mit dem Finger an, ehe er mit ihr in Richtung Treppe marschierte. 

Slytherins, lagen sich mit Hufflepuffs in den Armen, Ravenclawmädchen sprangen den Jungen von Gryffindor auf den Rücken. Über Köpfe hinweg wurde zugeprostet, es wurde gejubelt, geschrien, in manchen Ecken vor Erleichterung geweint. Manche nahmen ihren Mut, nach einem Glas Schnaps zu viel, zusammen gingen auf ihren Schwarm zu und verkündeten, wie sehr sie den andern mochten. Wieder andere, Neville wieder unter ihnen, vereinnahmten die Tanzfläche mit solch einer Ausgelassenheit, dass man einen großen Bogen um sie machte. 
Draco Malfoy hatte seine Luna am Arm, die an diesem Abend einen glitzernden Tüllrock und ein pastellrosa Oberteil trug. Sie erinnerte einen an ein Erdbeersahnebonbon. Doch Malfoy sah mit solch strahlenden Augen zu der Ravenclaw runter, welche trotz ihrer etwas höheren Schuhe, mehr als einen Kopf kleiner als er war, dass man förmlich spüren konnte, sie sie sein Herz aufblühen ließ. Sie hatte ihr langes, blondes Haar an diesem Abend zu zwei Knoten eingedreht, welche mit etwas Abstand ihren Hinterkopf zierten und von silbernen Haarspangen fixiert wurden. 
Harry lehnte in einer Ecke des Raumes und sah Draco und Luna mit prüfendem Blick an. 
Hätte ihm vor zwei Jahren jemand gesagt, dass Malfoy sein Herz ausgerechnet Luna schenken würde, hätte er schallend aufgelacht. 
Doch da standen sie. Er strich ihr mit den Fingerspitzen über den Rücken und sie ließ immer wieder den Kopf gegen seine Brust fallen. 
Sie sahen so vertraut aus, als würden sie sich schon ihr ganzes Leben kennen und wäre seit Jahren so vertraut. Dabei waren sie das erst seit Weihnachten. 
Es war ein offenes Geheimnis, dass Luna nach Hogwarts zu den Malfoys gehen würde. 
Wo sollte sie nach dem Tod ihres Vaters auch hin? Es war Mister Malfoy persönlich gewesen, welcher einen Brief an Luna geschrieben hatte. Einen Brief von sieben Seiten. Was genau alles darin gestanden hatte, wusste Harry nicht mehr. Er wusste nur noch, dass Draco in der großen Halle hinter Luna gestanden, die Arme an ihr vorbei gegen die Tischkante gestemmt und den Brief mit ungläubigem Blick mitgelesen hatte. 
"Darf ich mal." hatte er ihr als Luna fertig gewesen war, den Brief mit ungläubigem Blick und leiser Stimme aus der Hand genommen und sich neben ihr auf die Bank fallen lassen. 
Drei Mal hatte er ihn gelesen. 
Kurz,- Mister Malfoy hatte auf dem Grund der Malfoy's ein Cottage bauen lassen. Oder zumindest es in Auftrag gegeben. Luna's Cottage. 
Mister Malfoy sei überzeugt davon, dass Miss Lovegood für seinen Sohn mehr als nur eine Freundin auf Zeit sei, so war es zumindest im dem Brief gestanden. Gleich auf Seite eins wenn Harry sich richtig erinnerte. 
Zwei Tage später war noch eine Eule von Mister Malfoy eingetroffen. Sie sollte die Zeichnungen abholen, welche Luna angefertigt haben sollte. Das Cottage sollte einzig und allein nach ihren Vorstellungen gebaut werden. 
Der große Uhu hatte die Schriftrolle von Luna mit beiden Krallen gepackt und war mit kräftigen Flügelschlägen aus der Halle geflogen. 
Harry schnaubte und wandte seinen Blick von Malfoy und seiner Sternschnuppe ab. 
Ja die beiden waren gerade zu zu beneiden. 
Harry biss so fest die Zähne aufeinander, dass sein Kiefer einmal knackte. Sein Magen verkrampfte sich und er atmete einmal tief durch, ehe er noch einmal an seinem Glas Whisky nippte. 
Ja wirklich zu beneiden...
Mit bebendem Atem atmete Harry aus und schloss einen Moment die Augen. Er konnte spüren, wie sehr sein herz raste, wie sein Kopf schwirrte und wie seine Sicht verschwamm.
"Harry?" eine so sanfte Stimme sprach ihn an, dass Harry merkte, wie seine Kiefermuskeln sich entspannten. 
Er drehte den Kopf. 
Sofort huschte ein kurzes Lächeln in seinen Mundwinkel. 
Wie hübsch sie heute war. Sie war immer hübsch,- nein schön. Sie war immer schön. 
Hermine, in einem dunkelroten Kleid, welches ihr bis zu den Knien reichte, das Haar zu eine eleganten Frisur gesteckt und dezent geschminkt stand sie vor ihm. In ihrer Hand hielt sie ein Glas mit irgendeiner leicht im Licht schimmernden Flüssigkeit. Er sah ihr einen Moment tief in ihre rehbraunen Augen. 
"Mine." murmelte er fast tonlos. Hermine lächelte verhalten zurück. 
"Lizzy, Ron und ich wollen auf heute anstoßen, kommst du dazu?" fragte Hermine und Harry konnte sehen, wie sich ihr Griff um ihr Glas verkrampfte. 
Er lächelte mit einem Schnauben und ließ den Kopf leicht schief fallen. 
Kalte Schweißperlen lagen ihm auf der Stirn und er war bleich,- nicht blass sondern bleich im Gesicht. 
"Harry?" fragte Hermine trat noch einen Schritt näher an ihn heran. Hermine konnte genau sehen wie seine Halsschlagader unaufhörlich pulsierte. Etwas stimmte nicht. Hermine konnte es fühlen. 
"Harry?" fragte sie nochmal und streckte eine Hand nach ihm aus. "Ja?" fragte Harry und sah Hermine mit weitem Blick an. Sah zwar zu ihren Augen, doch schien es Hermine, als würde er durch sie hindurch sehen. 
Hermine zog die Brauen zu einem verwirrten Blick zusammen. 
"Harry." wiederholte sie ein letztes Mal und wollte gerade eine Hand auf seine Schulter legen, als Harry langsam die Finger um sein Glas löste. 
Hermine sah es, wie in einem Traum. Es schien ihr, als würde die Welt um sie herum langsamer laufen. Sie sah langsamer, sie atmete langsamer, sie lebte für diesen Moment langsamer. 
Das Glas von Harry fiel zu Boden. Das Glas zersprang in hunderte, glitzernde Scherben, der gold-braune Whisky ergoss sich über den Boden, Harry's Knie knickten zur Seite weg. 
Er verdrehte die Augen und kippte nach vorn über. 
Es war mehr ein Instinkt, als eine Reaktion von Hermine. Sie ließ ihr Glas fallen, machte einen Ausfallschritt und fing Harry unter den Armen ab, ehe sie mit ihm auf die Knie und so in die Scherben fiel. 
Ein stechender Schmerz schoss Hermines Knie und Beine hinauf, doch das war ihr egal. 
In einer Mischung aus Schimmerndem Champagner, Whisky und ihrem hellroten Blut kniend, ließ Hermine Harry in ihren Arm sinken. 
"Harry.- Harry sieh mich an." forderte Hermine und schüttelte Harry dabei, der ihr regungslos im Arm lag. 
Hermine's Mund war mit einem Mal ganz trocken. So regungslos wie er ihr im Arm lag. 
"Harry,- Harry sieh mich doch an." forderte Hermine immer und immer wieder und strich Harry das schweißnasse Haar aus dem Gesicht. 
Hermine biss sich auf die zitternde Unterlippe und sah mit suchendem Blick auf. 
"Lizzy! Lizzy!" schrie Hermine. Sie spürte wie ihr Herz zu rasen begann. 
"Harry,- Harry komm zu dir." japste Hermine, hörte so die Klänge von Lizzy's Absätzen nicht, welche so schnell zu ihr lief, dass sie beinahe auf den ausgeschütteten Getränken ausgerutscht wäre. 
"Scheiße." zischte Lizzy, sank schnell neben Hermine in die Knie und lehnte sich über Harry. 
"Harry, werd wach!" rief sie und tätschelte kräftig Harry's Wange. 
"Scheiße, komm schon." zischte Lizzy, fasste Harry an beiden Schultern und schüttelte ihn kräftig. 
Doch rührte er sich nicht. 
Lizzy riss den Kopf herum und sah sich suchend um. Da drängte sich Malfoy zwischen den sich bereits versammelten Leuten durch. 
"Hol Snape." forderte Lizzy und nickte Draco zu der verwirrt Potter, in den Armen von Hermine musterte. 
"Beweg dich, hol Snape!" wurde Lizzy laut. Wie aus einer Trance gerissen, fuhr Draco herum, drückte irgendwem sein Glas in die Hand und drückte sich zwischen den Menschen durch. 

Severus stand in seinem Wohnzimmer. Sein ganzer Rücken schmerzte . Der Tag lag ihm in den Knochen. 
Er ließ seinen Nacken knacksen, und nahm sich aus seinem Regal ein Glas und die Flasche mit Feuerwhisky. 
Er goss sich eine großzügige Menge ein, ging zu dem schwarzen Ledersofa und ließ sich mit einem Seufzen auf dieses fallen. Sofort stieg ihm der Duft von Lavendel in die Nase. Müde drehte er den Kopf herum. Direkt neben ihm über der Rückenlehne lag die bunte Strickjacke mit den Trompetenärmeln. 
Severus drehte sein geschliffenes Glas einmal in den Fingern und strich dann mit der freien Hand über den weichen, gestrickten Stoff. 
Er hatte das Gefühl, dass ihr Duft langsam verblasste. Wann war sie zuletzt hier gewesen? Sicher vor drei Wochen, plus minus ein paar Tage. 
Severus schob gerade die Hand in seine Gehrocktasche um seine Schachtel Zigaretten raus zu holen, als es mit solch einer Wucht an seiner Tür hämmerte, dass ihm um ein Haar das Glas aus der Hand gefallen wäre. 
"Elisabeth?" dachte er laut und drehte schnell den Kopf zur Tür. 
Nein, diese hatte einen Schlüssel. Sie würde nicht klopfen. Zumindest nicht mit dem Ziel die Tür einzuschlagen. 
Severus stellte sein Glas ab, stand in einer schnellen, gleitenden Bewegung auf und eilte mit wehendem Gehrock zur Tür. 
"Schlagen Sie doch nächstes Mal gleich die Tür ein,- Mister Malfoy." knurrte Snape, als er sah, wer da etwas außer Atem vor ihm an dem Türrahmen lehnte. 
"Ich kann es auf den Tod nicht leiden, wenn man mich stört, wenn ich gerade dabei bin ein Glas Feuerwhisky zu trinken." fuhr Severus ungerührt fort. 
"Tut mir leid,- Sir." japste Draco nach Atem. 
Severus kniff die Augen zusammen. "Draco,-" sprach er seinen Patensohn nun mit seinem Vornamen an. 
"Beeil dich, sprich in klaren Worten oder ich drehe mich auf dem Absatz um und widme mich wieder meinem Feuerwhisky." fuhr Severus ihn an. 
Draco nickte nochmal, holte tief Luft und die Worte sprudelten nur so aus ihm heraus: "Potter,- es geht ihm nicht gut. Der ist einfach umgefallen. Rührt sich nicht." 
Severus erster Impuls war es einfach nur ein Was? zu erwidern. Doch stattdessen zog er eine braue nach oben. 
"Warum kommst du da zu mir?" er sah über die Schulter auf die große Standuhr. 
"Warum bist du überhaupt noch auf den Gängen unterwegs?" Mit einem Schlag wurde Draco etwas blass um die Nase. Das es bereits elf Uhr war, das hatte er völlig vergessen. 
Draco holte gerade Luft um eine Antwort zusammen zu stottern, als das schnelle Näherkommen von Absätzen ihn zusammenfahren ließ. Severus zog mit einem Schlag die Brauen zusammen und lehnte sich nach vorne. In einem funkelnden Kostüm aus Pastellrosa und Glitzertüll kam Miss Lovegood den Gang entlanggelaufen. 
Ihr Aussehen erinnerte Severus sofort an ein zu süßes Sahnebonbon. 
"Miss Lovegood." stellte Severus fest und sah verwirrt auf die junge Ravenclaw mit den leicht geröteten Wangen runter. 
"Guten Abend, Professor." erwiderte diese so selbstverständlich, als würden sie sich auf einem Weihnachtsmarkt über den Weg laufen. 
Snape sah einen kurzen Moment zwischen den beiden hin und her. 
Draco sah mit entsetztem Blick auf Luna runter, diese freundlich zu dem Zaubertränkemeister. 
"So,-" brach Severus schließlich das Schweigen. "Wer von Ihnen wird mir nun erklären, was sie hier machen?" wollte er wissen und sah Draco erwartend an. 
"Das können wir später, und später haben Sie auch mehr als genug Zeit um uns,-" Draco stockte, als sein Blick an seinem Paten vorbei fiel. 
Wieder zog Severus die Brauen zusammen und folgte dem Blick des Slytherins. 
Als er sah, was Draco so markant auf dem schwarzen Ledersofa ins Auge gesprungen war, machte er einen Schritt zur Seite und so in das Blickfeld von Mister Malfoy hinein. 
"Ist das nicht,-" setzte Draco mehr verwirrt als zuvor an und blickte zu Severus auf. 
"Ja." erwiderte dieser knapp, stellte sein Glas auf dem Boden neben der Tür ab und schob den Slytherin mit einer Hand einige Schritte rückwärts, während er die Tür hinter sich zuzog. 
"Beweg dich." packte Severus seinen Patensohn mit strenger Mine am Kragen und drückte ihn in die Richtung, aus der Miss Lovegood gekommen war. 

Summertime Sadness (Harry Potter; Snape FF)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt