September 1998:
Sein Umhang machte ein schlagendes Geräusch, als er sich in seinen Schritten leicht aufstellte. Ganz in seine schwarze Robe gehüllt, ging er strammen Schrittes durch die weitläufigen Gänge des Schlosses.
Morgen würden die Schüler zurückkehren und es liefen an diesem Abend die letzten Vorbereitungen.
Das Schloss war fast Vollständig wieder aufgebaut worden. Nur noch hier und da standen Baugerüste um die Wände zu stützen, während sie Reparatur- und Versiegelungszauber wirkten. Anders als bei einfachen Reperaturzaubern, welche man anwandte um eine zerbrochene Tasse oder ein zerfleddertes Buch wieder zu richten, mussten diese Zauber wirken und,- aushärten.
Er zupfte im Gehen die Ärmel seines schwarzen Gehrocks zurecht, das Gesicht zu ein gewohnt ernsten Miene gezogen.
Jedoch lange nicht so ernst und verkrampft wie damals.
Bei der Schlacht vor einigen Monaten hatte auch die Bibliothek sehr gelitten, zu der er auf dem Weg war. Viele ihrer seltenen Stücke war in Mitleidenschaft gezogen worden. Doch hatte Minerva da eine Lösung gefunden.
Er sollte diese nun überprüfen, was auch immer ihre Lösung war. Nach dem Verlust ihrer Bibliothekarin Irma Prince, mussten nun alle Lehrer ihr Wissen zusammenwerfen und so gut es ging, das was von der Bibliothek noch über war, selbst wieder aufstocken oder sich um entsprechenden Ersatz kümmern.
Er hatte nach bestem Wissen und Gewissen, mit Professor Slughorn zusammen die über geblieben Bücher der Zaubertranklehre, Stück für Stück gesichtet und nach vorhandenen Zweitausgaben für verlorene Stücke gesucht.
An all die Übersetzungsstunden durfte er gar nicht denken.
Weder er noch sein wehrten Kollege waren was Fremdsprachen anging von geringem Verstand, doch fremdsprachige Brauanleitungen zu übersetzen war eine Aufgabe, welche man nicht auf die Leichte Schulter nehmen durfte. Ein Übersetzungsfehler und das Ende hätte sein können, das halbe Schloss in die Luft zu jagen, wieder.
Nun war eine Lieferung über die Lehre der Verwandlung eingetroffen und Snape sollte diese entgegennehmen. Minerva selbst war in London, Bildungsgelder locker machen.
Es war erschreckend, wie sehr sich das Ministerium, selbst nach dem was die Schule in den letzten Jahren erlitten hatte, weigerte mehr Geld als nötig auszugeben.
Er öffnete mit einem Wink seines Zauberstabs die Flügeltüren der Bibliothek und trat mit wehendem Umhang ein. Auch hier sah es aus, sie in Mitten von einem Großumbau.
Die Himmelhohen Bücherregale waren mit großen weißen Tüchern bedeckt um die verbliebenen Schätze vor Staub und allem Möglichem zu schützen, Baugerüste streckten sich zwischen den Regalen hoch und der Boden war von einer dünnen Staubschicht überzogen.
Mister Finch gab sich zwar, seiner Fähigkeiten entsprechend, alle Mühe das Schloss von dem Baustaub zu befreien, doch war er an einem Ende des Schlosses angekommen, konnte er gleich wieder von vorne anfangen.
Sein schwarzer Umhang hatte am unteren Saum schon ganz weiße Ränder.
Er steckte seinen Zauberstab wieder weg und zog seinen Umhang ruckartig zurecht.Es dauerte eine halbe Ewigkeit, bis die eingetroffenen Bücher endliche alle katalogisiert, gestempelt und verstaut waren. Er war erleichtert gewesen, als Madame Hooch gekommen war und ihm dabei unter die Arme gegriffen hatte.
Über 300 Bücher waren aus den Vereinigten Staaten eingetroffen, jedoch noch immer nicht mal ansatzweise genug.
Er rieb sich müde die schmerzenden Augen, klappte das letzte der Bücher über Verwandlungstechniken im Alltag zu, schickte es mit einem Wink seines Zauberstabs in sein Regalfach und erhob sich dann.
Den Rest wollte Professor McGonagall am ersten Schultag mit den Vertrauensschülern machen.
Mit einem müden Scharfen, löschte er das Licht, wandte sich mit wehendem Umhang ab und verließ die dunkle Bibliothek.
Die Turmuhr schlug. Es war 22 Uhr. Er rieb sich nochmal die müden Augen.
Er würde in der großen Halle noch einen Tee holen und sich dann ins Bett legen.
Morgen würden die Schüler ankommen und er wollte wenigstens versuchen, diese Nacht durch zu schlafen.
Seit Jahren konnte er nicht mehr richtig schlafen. Er wachte in der Nacht auf, dann brannte sein Unterarm, als würde ihm jemand ein glühendes Brenneisen in den Unterarm drücken. Seine eigenen Schreie, waren es oft, die ihn weckten. Genau wie vorwurfsvolle Blicke, welche ihn im Traum durchbohrten.
Blicke von Schülern, Lehrern,- Kindern.
Es war etwas besser, seit-
Potter,- sich darum gekümmert hatte.
Es hatte gebrannt wie die Flammen des Fegefeuers, als er das Mal aus seinem Unterarm geholt hatte. Er hatte geschrien, nur geschrien. Bis der letzte Rest der schwarzen Magie, des schwarzen Males endlich aus seinem Körper verschwunden war.
Er schüttelte die Gedanken wie einen lästigen Käfer ab, strich sich im Gehen einmal das schwarze Haar nach hinten und lief dann weiter durch das Schloss, in die Richtung der großen Halle.
Bei dem Gedanken, was in den Kerkern vor Morgen Abend noch alles vor zubereiten war, wurde ihm ganz schlecht. Die Inventur der Zutaten hatte er wenigstens schon alles hinter sich. Zumindest der Zaubertrankunterricht könnte am ersten Schultag pünktlich starten.
Anders so der Flugunterricht und Kräuterkunde.
Er hatte in sofern Glück gehabt, dass seine Unterrichtsräume tief genug unter der Erde lagen und so nur leichte Fundamentrisse und Verlust von einigen Tranken zu verbuchen gehabt hatte. Kräuterkunde würde die nächsten Wochen ausschließlich in der Theorie stattfinden. Da sämtliche Setzlinge oder ausgewachsenen Pflanzen die Schlacht nicht überlebt hatten.
Flugunterricht nur auf dem Quidditchfeld, jedoch auch erst, wenn dieses fertig gestellt sein würde. Zu groß war die Sorge der Lehrer, einer der Schüler könnte die Kontrolle über seinen Besen verlieren und geradewegs in eine instabile Mauer des Schlosses hinein rasen.
Er trat durch das offene Portal der großen Halle und schritt geradewegs auf den Lehrertisch zu. Auf diesem stand noch eine dampfende Kanne Tee und ein paar frische Tassen.
Die meisten Fackeln und Kerzen waren bereits in der Halle gelöscht. Nur noch wenige Öllampen brachten gerade so viel Licht, um die Stufen zum Lehrertisch hoch und den Lehrertisch selbst auszuleuchten.
Auch die Schülertische konnte er wahrnehmen, zumindest die Umrisse.
Er dachte schon länger darüber nach, sich eine Brille zuzulegen. Er sah tatsächlich immer schlechter.
Mit wehendem Umhang durchritt er den Gang, welche der Ravenclaw- und der Gryffindortisch bildeten.
Er hatte die Hälfte des Tisches hinter sich gelassen, als etwas uhrplötzlich seinen Schritt blockierte.
Er stolperte nach vorne, jemand stieß einen spitzen Schrei aus und er zückte reflexartig seinen Zauberstab, während er sich mir der anderen Hand an einer der Sitzbänke abfing.
Das waren eindeutig ein Paar Beine gewesen!
"Lumos!" stieß er aus und schon erhellte, das weiße Licht seiner Zauberstabspitze einen Radius von über eineinhalb Metern um ihn herum.
Er fuhr herum und hätte um ein Haar, ihr ein Auge ausgestochen, wäre sie vor dem Licht nicht zurückgezuckt.
Es dauerte einen Moment, bis er sie erkannte.
Die braunen Locken, welche ihr über die Schultern bis über die Brust hinunter reichten. Die gold-braunen Augen, die reine Haut und die rosigen Lippen. Sie war schmaler im Gesicht, als damals.
Sie sah sich verwirrt um, musste sich einige Momente lang orientieren wo sie war. Dann hob sie eine Hand vor die Augen.
"Könnten Sie ihren Zauberstab aus meinem Gesicht nehmen?" fragte sie. Ihre Stimme klang fast Genaus so wie damals. Etwas,- reifer.
Er kippte die Spitze seines Stabs zur Seite. Sie trug eine Gryffindoruniform?
"Miss Black?" platzte es aus ihm heraustun er musterte sie ein paar mal von oben bis unten.
"Professor Snape?" erwiderte sie und ließ die Hand sinken, welche sie vor ihre Augen gegen das Licht gehalten hatte.
Tatsächlich. Der Blacksprössling stand vor ihm. In voller Gryffindormontur, bis auf die Schuhe. Sie trug wadenhohe Stiefel aus schwarzem Leder.
"Was zum Teufel machen Sie um diese Uhrzeit hier in der Halle?" fragte er sie und zog eine Augenbraue hoch.
"Ich muss eingeschlafen sein." murmelte sie, eher zu sich selbst und rieb sich einmal die Augen.
"Und Sie?" fragte sie schließlich und sah zu ihm auf.
Er schnappte einem Moment leicht nach Luft.
"Ich denke nicht, dass ich mich vor Ihnen rechtfertigen muss, Miss." polterte er in seiner gewohnten Art los.
"Na dann eben nicht." konterte sie ruhig und gähnte einmal hinter vorgehaltener Hand.
"Was machen sie eigentlich hier? Sie sollten in den Staaten sein." es klang fast wie eine Zurechtweisung.
"Lange Geschichte.- Zu lang für diese Uhrzeit, aber Sie werden wohl dieses Jahr mit mir in Zaubertränke wieder vorlieb nehmen müssen Professor.- Gute Nacht." sie winkte über die Schulter, als sie sich auf dem Absatz umdrehte und auf den Ausgang der großen Halle zuging.
Perplex blieb Snape stehen, sah zwischen dem Tisch und der davon gehenden Gryffindor,- nein eigentlich doch ehemaligen Gryffindor hin und her.
"Räumen Sie,-" rief er ihr noch hinterher, doch da war sie schon um die Ecke verschwunden.
"Ist das denn die Möglichkeit?" schnaufte Snape entsetzt.
Das war ein Benehmen von unterirdischem Ausmaß!
Nicht nur, dass Miss Black tatsächlich mitten unter dem Essen ihrer Kürbissuppe weggeknickt war, nein sie hatte noch nicht mal die Anstalten gemacht ihr Geschirr wenigstens abzuräumen!
Ja war es denn so schwer einen Teller, mit dazugehörigem Löffel und dem Becher Kürbissaft in die Mitte des Tisches zu stellen?!
Mit einem protestierendem Laut, packte Snape ihr Geschirr auf einen Haufen und stellte den Teller klappernd in die Mitte.
Mit einem lauten PLOP verschwand es.
Hinterher hätte er ihr gehen solle, um sie wenn nötig an den Haaren wieder herein zu ziehen!Und doch kam er bei all seinem Ärger, nicht darum sich zu fragen, was sie hier tat. Das letzte Mal, als er sie gesehen hatte, hatte einer der Weasleyzwillinge sie aus dem Schloss getragen. Das war nun über zwei Jahre her und jetzt kam sie einfach so zurück.
"Verdammt!" zischte Severus und riss die Hand von der Teetasse zurück, welche er gefüllte und mittlerweile überlief.
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Summertime Sadness (Harry Potter; Snape FF)
FanfictionEr ist wie, ein Regenschauer im Sommer. Sie ist wie der Sonnenschein im Winter. Sie könnten unterschiedlicher nicht sein. Sie ziehen sich an, stoßen sich ab. Kreisen umeinander, wie die Erde um die Sonne, ohne dabei die Hand des anderen los zu l...