24. Ravenclaw

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Die Beine locker überschlagen, lag Lizzy in den weichen Polstern des durchgesessenen Sofas im Gemeinschaftsraum. 
Will hatte sich unter ihren angewinkelten Beinen eingerollt, die Schwanzspitze über seinen geschlossenen Augen gelegt und schurrte laut im Schlaf. 
Die Finger hatte Lizzy um ihre Unterlage für ihre UTZ-Prüfungen geschlossen. 
"Welches Thema nimmst du für die Hausarbeit?" wollte Lizzy wissen und sah zu Hermine, welche neben dem Sofa, auf einem der großen Kissen, auf dem Boden saß und ebenfalls ihre Unterlagen durchging. 
"Die Magie im Wandel der Zeit." erwiderte Hermine, ohne von ihren Unterlagen aufzusehen. 
Lizzy pfiff einmal und sah mit hochgezogenen brauen zu Hermine runter. 
"Das ist ein happiges Thema. Allein die ganzen Jahreszahlen." erinnerte Lizzy sie. Hermine nickte nur, legte den Kopf in den Nacken und sah Lizzy an. 
"Und du?" Lizzy schnaubte. 
"Keine Ahnung was ich nehmen soll. Keins von denen spricht mich wirklich an." zuckte Lizzy die Schultern und schnippte dabei gegen die Liste in ihrer Hand. 
Es war ein dumpfes Klopfen, was folgte und Lizzy, Hermine, sowie Harry und Ron, welche gerade eine Partie Schach spielten, aufsehen ließ. 
Harry's Blick flog zur Uhr. 
Es war halb acht und dazu noch Wochenende. 
"Erwarten wir wen?" fragte Harry und drehte sich zu den beiden Damen um. Auch Lizzy und Hermine wechselten einen Blick. 
"Nein." antwortete Hermine. 
Neville, mit seinem Buch über Kräuterkunde im Arm, stand auf und wanderte zum Porträt, welches den Zugang zum Turm verdeckte. 
Sowohl Hermine wie auch Lizzy, legten ihren Unterlagen bei Seite und Lizzy setzte sich auf. 
Es dauerte einen Moment, bis Neville, blass wie ein Maiglöckchen, zurück in den Gemeinschaftsraum kam. 
"Da." war alles was er sagen konnte, ehe er über die Schulter wies. 
"Was will der denn hier?" stieß Ron aus und kniff die Augen leicht zusammen. 
"Es freut mich auch, dich zu sehen, Weasley." erwiderte Draco, eine Hand in die Hosentasche gesteckt, als er den Gemeinschaftsraum betrat. 
Er trug einen gewohnt, schwarzen Blazer über einem schlichten grauen Shirt, das aschblonde Haar schwungvoll zurückgekämmt. 
"Ja hello!" grinste Lizzy und streckte die Arme nach oben. 
"Hallo Dear." erwiderte Draco, trat hinter das Sofa, lehnte sich runter und küsste Lizzy auf die Wange. 
"Was willst du hier?" fragte Lizzy schließlich, als sie ihre Umarmung von Draco löste, der ihr eine Hand auf die Schulter legte. 
"Der hier ist bei uns gelandet." erwiderte Draco und zog aus der Innentasche seines Jacketts einen Briefumschlag. 
"Mister Filch hatte wohl keine Lust bist zu den Türmen hochzulaufen. Blaise meinte, der für Ravenclaw ist bei denen von Hufflepuff gelandet." erklärte Draco und reichte Hermine, welche ihm die Hand entgegenstreckte den Umschlag. 
"Woher weiß Blaise das denn?" Lizzy zog eine Braue hoch. 
"Er hat zurzeit etwas mit einer aus dem sechsten Jahrgang. Glaub mir, mehr willst du nicht wissen." versicherte Draco und massierte mit einer Hand Lizzy's Schulter. 
"Was steht denn drinnen?" fragte Hermine und hob den Brief einmal kurz hoch. Draco zuckte die Schulter. 
"Ich weiß es nicht, ich hab unseren noch nicht gelesen." erwiderte er. 
"Den hätte uns auch eine Eule bringen können." blaffte Ron und verschränkte die Arme vor der Brust. 
Hermine warf ihm nur einen mahnenden Blick zu, ehe sie das rote Wachssiegel brach. 
"Ich hätte Seraphina,-" das war Draco's hübsche kleine Schleiereule, "auch geschickt. Hätte das dammische Weib, sich nicht den Flügel verrenkt." seufzte Draco. 
"Was hat sie denn angestellt?" wollte Lizzy wissen. 
"Gegen die Tür ist sie mal wieder gescheppert, weil sie immer rast wie ein Adler." zuckte Draco die Schultern. 
"Außerdem wollte ich meine Lieblingsgryffindor sehen." grinste Draco Lizzy an und machte eine ausladende Geste. 
"Sind in deiner Familie alle du schleimige Heuchler?" lachte diese. 
"He, wir sind über ein paar Ecken verwandt, pass auf was du sagst." zwinkerte Draco und wollte sich zum gehen abwende. 
"Und genau das ist der Grund, warum ich nie mit dir ins Bett steigen würde, Malfoy." schoss Lizzy noch hinterher und griff wieder nach ihren Listen. 
Draco gab einen zischenden Laut von sich und griff sich an die Brust, als würde sein Herz schmerzen. 
"Oh das tat weh. Hätte ich das gewusst, hätte ich mir mein erstes Lachen für dich aufgehoben um das zu ändern." 
Lizzy riss den Kopf zu ihm herum. 
"Wie war das?" fragte sie. Aus ihrem Gesicht, war jedes Grinsen verschwunden. 
"Elli, das war ein Scherz." versicherte Draco ihr, knuffte sie einmal und die Wange und machte einen Schritt vom Sofa zurück.
Sofort packte Lizzy um seine Hand zu und hielt ihn fest. 
"Nein, was hast du gesagt?" fragte sie und schwang die Beine über Will drüber, der daraufhin verschlafen den Kopf hob. 
"Dann hätte ich mir, mein erstes Lachen für dich aufgehoben." wiederholte Draco so deutlich, als hätte Lizzy was an den Ohren. 
Die sah ihn nur unverständlich an. Malfoy ließ seinen Blick einmal durch den Gemeinschaftsraum gleiten. Potter und Granger sahen ihn nicht weniger verständnislos an. 
"Ihr habt keine Ahnung, wovon ich rede oder?" fragte er. Langsam schüttelte Hermine den Kopf. 
"Das ist eine uralte Legende. An die glaubt heute doch keiner mehr." schnaubte Ron. 
"Aber sie ist wahr." versicherte Draco, befreite seine Hand aus Lizzy's Griff und steckte die Hand in seine Hosentasche. 
"Hier wird nicht geraucht!" polterte Ron sofort, als Draco eine Zigarettenschachtel aus der Tasche zog. 
"Ron!" zischte Hermine nun, mit schnalzender Stimme und stand auf. 
"Du kannst ans Fenster gehen." nickte sie Draco zu. Der trat um das Sofa herum, an Harry und Ron vorbei, welcher ihm noch eine Untertasse mit triftigem Blick in die Hand drückte und öffnete das Fenster. Lizzy warf sich eine der Häkeldecken um die Schultern und folgte Draco. Harry wandte sich interessiert zu dem Slytherin um, welcher Lizzy eine Zigarette und die Streichhölzer reichte. 
"Es gibt doch ein Muggelkinderbuch." begann Draco und sah Hermine an, welche ihn hellhörig ansah. 
"Granger, wie heißt das? Irgendwas mit P. Es geht um einen Jungen." Draco schnippte immer wieder bei dem Versuch, den Gedanken zu fassen, der ihm gerade durch den Kopf schoss. 
"Peter Pan?" fragte Hermine. Draco nickte. 
"Peter Pan. Dieses Buch wurde von dem Autor, ob bewusst oder nicht, an ein Phänomen der Zaubererwelt angelehnt."  erklärte Draco. 
Harry konnte nur eine Braue hochziehen. 
"Das erste Lachen eines Kindes hat schon immer eine besondere Bedeutung für die Zaubererwelt gehabt." fuhr Draco fort und nahm die Streichhölzer von Lizzy entgegen, welche an ihrer Zigarette paffte. 
"Wenn ein Baby zum ersten Mal lacht, eine neue Fee zum Leben erwacht." zitierte Hermine die Zeile des Buches. 
"Feen gibt es schon seit Jahrhunderten nicht mehr." verdrehte Lizzy die Augen und sah Draco ernst an. 
"Ich rede auch nicht von den Feen, Darling." konterte Draco. 
"Bei uns ist es etwas anders, als in dem Buch. Wenn ein Kind das erste Mal lacht und dieses Lachen, nicht jemandem gewidmet ist, mit dem das Kind direkt verwandt ist, also Eltern und Geschwister, verbindet sich das Kind mit dieser Person." erklärte Draco und zog an seiner Zigarette. 
"Viele Ehen in reinblütigen Familien wurden so schon im Kindesalter besiegelt. Mein Urgroßvater fand so schon im Kindesalter seine Frau." Draco klopfte die Asche auf die Untertasse ab. 
"Heute ist der Brauch so gut wie in Vergessenheit geraten, da viele Kinder länger bei ihren Eltern bleiben und so diese das erste Lachen ihrer Kinder bekommen." fügte Draco hinzu und sah auf Lizzy runter, welche mit weitem Blick aus dem Fenster sah. 
"Dann sind die Kinder, eine Art Seelenverwandte?" wollte Hermine wissen und Draco drehte ihr den Kopf zu. 
"Oh das Alter spielt da keine Rolle, solange sie nicht eng verwandt sind. Ein Kind kann sich auch an einen Erwachsenen binden. Aber der Rest stimmt. Sie sind dann auf eine Art miteinander verbunden, was sonst wohl niemand nachvollziehen kann. Egal wie sehr sie auch dagegen ankämpfen, das Schicksal wird sie immer wieder zusammenführen." 
"Die Erinnerung, welche Sie damals aufgeschnappt haben, war das erste Lachen eines Kindes." murmelte Lizzy, den Blick nun fest auf Draco's silbernen Slytherinsiegelring geheftet. 
"Wie bitte?" fragte Draco und festigte schnell einen Griff um die Untertasse, als Lizzy ihre Zigarette auf dieser hektisch ausdrückte.
"Ich muss nochmal weg." murmelte Lizzy und drückte sich zwischen den anderen Gryffindors durch, zum Ausgang.
"Liz!?" rief Hermine ihr nach 
Draco, noch immer die Untertasse festhaltend, sah ihr einen Moment nach, ehe er Potter, Weasley und Granger ansah. 
"War irgendwas?" fragte er und zog eine Braue hoch. 

Lizzy's Lunge brannte, als sie die Hände entlang hetzte und immer wieder rasselnd in ihre Ellenbeuge hustete. 
Die irritierten Blicke ihrer Mitschüler, welche auf dem Weg zu ihren Mitschüler ignorierte sie, während sie mit scheppernden Absätzen, welche bei ihren laufenden Schritten, immer wieder hart auf den Steinboden aufschlugen, durch die Hände des Schlosses hetzte. 
"Miss Black." nickte ihr einer der Schlossgeister zu. Sie konnte nur ein kurzen Nicken erwidern, bevor sie sich um die Ecke schwang und weiter in Richtung des Schulleiterbüros rannte. 
Dann blieb Lizzy ruckartig stehen, als sie nur noch zwei Gänge von dem Wasserspeier entfernt war, welcher den Aufgang zum Büro verbarg. 
Wie angewurzelt stehend, sah Lizzy den Gang entlang. Das flockende Licht der Kerzen tanzte im Dunkeln an den Wänden und Lizzy verengte ihren Augen etwas. 
Die Erinnerung, welche Sie damals aufgeschnappt haben, war das erste Lachen eines Kindes. Hallten Snape Worte in ihren Ohren wieder. 
Lizzy zog die Augen zu einem noch durchdringenderem Blick zusammen, worauf such eine tiefe Falte zwischen ihren Brauen bildete. 
Mit wehender Strickjacke drehte Lizzy auf dem Absatz um und schlug den Weg in Richtung der tieferen Stockwerke des Schlosses ein. 

Es war kalt und in der feuchten Luft, lag ein unangenehmer Geruch. Lizzy musste vorsichtig einen Fuß vor den anderen setzen, als sie die feuchten Stufen runterstieg. 
Die Wände des schmalen Ganges waren mit Kerzen gesäumt, welche jedoch nicht ansatzweise so viel Licht spendeten, dass man weiter als drei Stufen nach unten blicken konnte. 
Mit erhobenem Zauberstab, dessen Spitze leuchtete, tastete Lizzy sich Stufe für Stufe nach unten. 
Mister Filch sah es offensichtlich nicht als seine Aufgabe, auch hier für Ordnung zu sorgen. 
"Unfassbar." zischte Lizzy und sah von den Stufen auf den Gang entlang. 
"Na endlich." seufzte sie, als die dunkelbraune Holztür, am Ende des Stufengangs endlich in Sicht kam. 
Es war eine große, mit Eisenangeln beschlagene Tür, in deren Mitte das Wappen von Hogwarts eingebrannt war. 
Die Tür knarzte laut, als Lizzy die Klinke runterdrückte und nach innen aufdrückte. 
Kaum war die Tür einen Spalt breit geöffnet, trat das warme Licht von Kerzen durch den Spalt nach außen. 
"Nox." sprach Lizzy und das Licht ihres Zauberstabs erlosch. 
Die Tür führte in einen großen, runden Raum. Er war sicher zweimal so groß, wie der Gemeinschaftsraum ihres Hauses und das warme Licht der Kerzen, welche die Wände und Teile des Bodens zierten erfüllten den gesamten Raum mit dämmrigen, warmen Licht. 
Leise, als wollte Lizzy niemanden stören, schloss sie die Tür hinter sich und trat ein. 
In der Mitte des Kuppelraums war das Wappen von Hogwarts auf den Boden eingraviert worden. 
Am Rand des Raumes gab es vier Ausbuchtungen. Jede von ihnen so groß, dass Hagrid zweimal in sie hineingepasst hätte. 
In jeder dieser Ausbuchtungen befanden sich drei Dinge. Ein Wappen ab Boden, eine Statue an der Wand und Kerzen um das Wappen und die Statue herum. 
Lizzy befand sich im Gedenkraum der Gründer von Hogwarts. 
Die Muggel hätten das hier als eine Kapelle bezeichnet und jeder der Gründer, hatte seine eigene Abtei und seine eigene Statue. 
Lizzy schwenkte ihren Blick auf die Abtei von Gryffindor. Majestätisch wie ein König, sein Schwert mit beiden Händen vor sich haltend, die Klinge dabei nach unten gerichtet, schien es als würde der Gründer ihres Hauses sie direkt ansehen. 
Lizzy atmete tief durch und trat dann vor die Abtei von Godric Gryffindor. 
"My Lord." flüsterte Lizzy und deutete einen Knicks vor seiner Abtei an. 
"Heute brauche ich nicht Euren Rat, tut mir leid." murmelte Lizzy und wandte sich um. 
Nein heute brauchte sie jemand anderen. Lizzy schritt an der Abtei von Salazar Slytherin, welche neben der von Gryffindor lag vorbei und blieb vor der stehen, welche das Ravenclawwappen auf dem Boden hatte. 
Mit vorsichtigem Blick sah Lizzy zu der Frau auf, welche in Stein gemeißelt vor ihr stand. Das Diadem anmutig auf dem Haupt tragend, hielt Rowena Ravenclaw ein Buch in der einen Hand und streckte die andere Hand fürsorglich nach vorne. Auf ihrer Schulter saß ein Rabe, ebenso aus Stein geschlagen wie die restliche Statue. 
Vom Diadem bis zu ihren zarten Gesichtszügen, war jedes Detail von ihr, jedes Muster ihres Kleides feinsäuberlich in den Stein geschlagen worden. 
Sie war eine unglaublich schöne Frau gewesen. 
Lizzy nahm eine der bereitstehenden Kerzen zur Hand, entzündete diese an einer bereits brennenden und stellte diese dann direkt vor der Statue ab, ehe Lizzy in einen kurzen Knicks sank und dann zu den Augen der Ravenclawgründerin aufsah. 
"My Lady,- es heißt Euer Rat würde jedem Schüler, egal aus welchem Haus er stammt, helfend zu Seite stehen. Heute brauche ich Euren Rat." erklärte Lizzy mit fester Stimme und ließ ihren Blick zu der ausgestreckten Hand sinken. 
"Helft mir zu sehen und zu verstehen, was ich sehe. Ich habe Fragen, auf die ich keine Antwort habe."
Lizzy rieb einmal die Finger an der Innenfläche ihrer Hand, ehe sie langsam die Hand anhob. 
"Gryffindor, lasst mich mutig sein." flüsterte Lizzy und ehe sie noch einen Moment zögern konnte griff Lizzy schnell um die steinerne Hand, der Landschaft Ravenclaw zu. 

Summertime Sadness (Harry Potter; Snape FF)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt