37. Die Lavendelblüte

129 4 0
                                    

Um sie herum, sowohl auf dem Tisch in der großen Halle, wie auch rechts und links von ihr auf der Bank und auf dem Boden hinterher lagen Pergamentrollen und Notizseiten. Ein paar der Pergamentrollen waren über eineinhalb Meter lang. 
Die wilden Locken hatte Hermine an diesem Tag versucht, in einem groben Dutt zu bändigen. In einer Hand hielt sie ihren Zauberstab, mit der sie abwechselnd eine der Pergamente zu sich rief. In der anderen Hand hielt sie eine feuerrote Feder. 
"Wo ist,-" murmelte Hermine und begann in einem Haufen Pergamente neben sich zu wühlen. 
Von einer Gästeliste, über den Ablauf, bis hin zur Kostenaufstellung welche Malfoy für sie geschrieben hatte, hatte Hermine alle Unterlagen für den anstehenden Weihnachtsball um sich herumliegen. 
Gerade als Hermine das fast zwei Meter lange Pergament mit einer Bestellliste von Blumen, Tischdecken und allen anderen Dekorationsgegenständen für die große Halle, hervorgezogen hatte wurde sie, ehe sie noch einen Atemzug tun konnte, an der Schulter gepackt. 
"Himmel!" stieß Hermine aus, ließ ihre Schreibfeder fallen, riss ihren Zauberstab nach oben und fuhr herum. 
Blass wie die Federn von Hedwig's Gefieder stand Malfoy vor Hermine und hatte den Griff um ihre Schulter so gefestigt, dass es beinahe wehtat. 
"Hast du mich erschreckt." keuchte Hermine, noch immer mit erhobenem Zauberstab. 
"Nimm das Ding runter." zischte Draco, schob mit einer Hand in der er einen Briefumschlag aus dunkelgrünem Papier hielt, bei Seite und zerrte Hermine auf die Beine.
Sein Herz schlug so schnell, dass seine Schlagader am Hals wild zuckte. "Ist was passiert?" fragte Hermine, den Slytherin vor sich einmal musternd. 
"Wo ist sie? Elli, Mister O'Brien. Irgendwer." japste Draco beinahe und packte nun auch mit der anderen Hand an Hermine's zweiter Schulter zu. 
"Was?" keuchte Hermine nur, als Draco sie leicht schüttelte. "Was ist den passiert?" fügte Hermine hinzu als Draco sie noch etwas kräftiger an den Schultern schüttelte. 
"Wo?!" donnerte Draco nun und trat eine Pergamentrolle aus dem Weg. 
"Ich,- ich weiß nicht." keuchte Hermine und warf einen Hilfesuchenden Blick durch die Halle.
Draco's Atem bebte einmal, ehe er von Hermine's Schultern abließ und einen Schritt von ihr zurück trat. 
"Was ist denn passiert?" wiederholte Hermine, als Draco sich durch die Haare fuhr. Der hielt Hermine nur den dunkelgrünen Umschlag hin. 
Hermine legte ihren Zauberstab bei Seite und griff den Briefumschlag. 
Das Siegel aus silbernem Wachs, war hektisch gebrochen worden. Doch sah Hermine deutlich, dass es das Wappen der Familie Malfoy trug. 
Schnell zog Hermine den Brief aus dem Umschlag. Auch er war aus dunkelgrünem Papier und mit silberner Tinte beschrieben. 
Es war eine geschwungene, saubere und ordentliche Handschrift. Es war die Handschrift von Draco Malfoy's Mutter. Narzissa Malfoy. So ordentlich die Handschrift auch war, Hermine sah, dass der Brief in Eile geschrieben worden war. Die Feder hatte zweimal gekleckst, weil man sie zu fest aufgesetzt hatte. 
Der gesamte "Brief" bestand nur aus einer Zeile. 

Severus Verhandlung, in zwei Tagen.

Hermine sah schnell von dem Schriftstück auf zu Draco, der unruhig von einem Bein auf das andere wippte. 
Seine Augen waren rot und glasig. Weinte er beinahe? 
Hermine ließ einen kurzen Moment den Blick hilfesuchend durch die große Halle gleiten. Nein, Lizzy war nicht hier. Auch Draco's guter Freund Blaise war nicht in Sichtweite. 
Da stand der so große Slytherinschüler wie ein Häufchen Elend vor Hermine, mit Tränen in den Augen und bebenden Schultern. Und Hermine starrte ihn nur an, noch immer mit dem Schreiben seiner Mutter in der Hand und großen Augen. 
Eine Weile sah Hermine den Slytherin vor sich noch an, wie er immer wieder schnell blinzelte, während er einen Punkt an der Wand mit seinem Blick fixierte. 
Nein nicht an der Wand. 
Hermine wandte sich um. Er starrte nicht die Wand an, noch weiter war er davon entfernt, ins Leere zu blicken um seinen Augen so eine Beschäftigung zu geben. 
Hermines Mundwinkel zuckten zu einem Lächeln nach oben. Im Schneidersitz, auf dem Tisch ihres Hauses sitzend, das lange Lockenhaar, sich über den schmalen Rücken kräuselnd und ein Lehrbuch auf dem Schoß saß Luna da, eine Haarlocke während dem Lesen zwischen den Fingern reibend. 
"Ich komm gleich wieder Granger." murmelte Draco, trat über Hermine's Aufzeichnungen hinweg, auf den Tisch, über diesen drüber und zu den von Ravenclaw heran. 
Hermine ließ sich wieder auf ihren Platz sinken, ohne den Blick von Luna abzuwenden. Diese war so in ihr Buch vertieft, dass sie Draco erst bemerkte, als dieser ihr sanft eine Hand auf die Schulter legte. 
Luna blickte von ihren Buchseiten auf, zu der Hand, welcher auf ihrer Schulter lag. 
Sie schien den silbernen Schlangenring sofort zu erkennen, denn mit freudigem Gesicht riss sie den Kopf hoch, nur um dann sofort eine Miene wie eingefroren zu bekommen. Das Lächeln schwand langsam aus ihrem Gesicht und ihre Augen nahmen einen traurigen Ausdruck an. Langsam legte sie ihr Buch bei Seite und sprach dabei mit Draco der erst nur nickte, dann schien er ihr etwas kurz zu erklären. 
Noch während Draco in der Erklärung steckte, kletterte Luna vom Tisch und warf die Arme um Draco's Taille. Sie war so viel kleiner als er, dass sie dem Slytherin nichtmal bis zur Schulter reichte. 
Hermine sah deutlich wie der Slytherin, einmal tief durchatmete, ehe er den Kopf senkte und die Lippen auf dem weichen Haaransatz der Ravenclaw ablegte. Er schloss fest die Arme um ihre schmalen Schultern und schloss die Augen. Eine Träne lief ihm über die Wange, während es schien, als würde er ihren Duft tief einatmen. Luna, in deren Augen ein trauriger Blick lag, schmiegte sich fest an den großen Slytherin und legte den Kopf in den Nacken um ihn ansehen zu können. 
Sie fragte ihn etwas, als Draco den Kopf hob und zu ihr runterblickte. Er lächelte verhalten, strich der blonden Ravenclaw eine lange Strähne aus dem Gesicht und nickte, ehe er sie kurz auf die Stirn küsste, nur um sie dann wieder fest an sich zu ziehen. 
Und Hermine wusste genau, was er in diesem Moment fühlte. Ruhe. Einfach nur Ruhe. Sie wusste genau wie sich dieses Gefühl anfühlte. Wie die Wärme sich in einem ausbreitete und die innere Schwere von einem abfiel. Wie das Herzrasen der Anspannung, der Ruhe und Gelassenheit wich. Ja sie wusste wie es sich anfühlte, doch wann sie dieses Gefühl kennengelernt hatte, daran konnte Hermine sich beim besten Willen nicht erinnern. 

Summertime Sadness (Harry Potter; Snape FF)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt