20. Gift

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2. Mai 1998 Hogwarts:
Er konnte nur schwer atmen. Eigentlich war es ihm so gut wie unmöglich. Ihm war heiß und kalt zu gleich. Er konnte spüren, wie das Blut aus seiner Halsschlagader immer weiter den Kragen seines Mantels und Gehrocks durchtränkte. Sein Atem ging unkontrolliert und er konnte sein Herz rasen spüren. Sein Körper verfiel in Panik. Kalter Schweiß lag ihm auf der Stirn, während er versuchte sich an der Wand hinter sich festzukrallen um sich aufzurichten.
Das war es also. Nun würde es enden. Die Aufgabe, welche er so viele Jahre auf sich genommen hatte, würde nun einfach so enden.
Er atmete schwer und zittrig durch. Tränen stiegen ihm in die Augen. "Wenn ich sie nur noch einmal, gesehen hätte." japste er heiser und eine heiße Träne fiel ihm auf die Wange.
"Wen?"
Er saß schnell auf.
Die Hände und die Taschen, ihrer weißen Anzughose gesteckt, die Schulter locker gegen einen der Stempel gelehnt, stand sie da. Ihre schmale Figur umspielte ein weißer Blazer, passend zu der weißen Anzughose und das braune, lockige Haar fiel ihr offen über Schultern und Brust. Sie war dezent geschminkt und an ihren Füßen steckten die roten Pumps aus Wildleder. Sie hatte den Kopf schief gelegt und lächelte traurig.
"Elisabeth?" fragte er fast wie in Trance. Sie sah älter aus, als in seiner Erinnerung.
"Hallo Love." erwiderte sie mit müder Stimme, stieß sich mit der Schulter vom Stempel ab und ging mit lockerem Schritt auf ihn zu, dabei immer noch die Hände in den Hosentaschen haltend.
"Du siehst gar nicht gut aus." murmelte sie und ging vor im in die Knie.
Wie konnte sie hier sein? Sie sollte mehrere hundert Meilen von hier weg sein. Sie lächelte mit einem Schnauben, als sie von ihm in die Knie ging.
"Dich hat es ganz schön erwischt." meinte sie und nickte auf seinen aufgerissenen Hals.
Er konnte nicht antworten. Eigentlich konnte er sie nur ansehen.
"Wie kommst du hier her?" wollte er wissen und japste wieder nach Luft.
"Shh." machte sie leise und hob die Hand zu einer beruhigenden Geste.
"Nicht sprechen. Spar deine Kräfte." meinte sie und lehnte sich etwas zu ihm vor.
"Du wurdest gebissen nicht wahr? Von der Schlange." fragte sie und musterte die Bisse an seinem Hals.
Er nickte langsam.
"Du hast nicht viel Zeit. Das Gift verteilt sich bereits in dir. Denk nach Sev. Wo ist das Gegengift? Du hast in meinem fünften Schuljahr ein Gegengift angemischt. Wo ist es?" das waren Dinge, die konnte sie nicht wissen. Niemand wusste es.
"Du bist nicht hier." raunte er müde. Ihr Mundwinkel zuckte zu einem traurigen Lächeln hoch ehe sie den Kopf schüttelte.
"Nicht wirklich nein." stimmte sie ihm zu.
Er wollte ihrem Blick ausweichen. Eine Halluzination. Was sonst.
"Sieh mich an." forderte sie und er konnte fühlen, wie ihm eine kühle Hand zart unter das Kinn gelegt wurde.
"Du musst mir sagen, wo es ist." forderte sie und sah ihn mahnend an.
"Wo?" wiederholte sie und sah ihn mit ihren strahlenden Augen an.
Er nickte auf seine Manteltasche runter.
Sie folgte seinem Blick einen Moment, ehe sie den Kopf zu ihm wieder herumriss.
"Hör mir gut zu. Ich weiß du bist erschöpft und müde, aber nimm deine letzten Kraftreserven zusammen. Ich bitte dich." ihr Blick war schon fast flehend.
Wie war es möglich, dass er ihre kühlen Hände auf seinen Wangen fühlen konnte? Wie war das möglich?
Tränen standen in ihren Augen. Aber warum in ihren? Sie kannte ihn doch kaum.
Ihre kalten Finger, legten sich etwas weiter auf seine Rauen Wangen und sie lehnte sich zu ihm vor.
Ihre braunen Locken streiften über seine Stirn, als sie sich zu ihm lehnte und ihre Stirn gegen seine legte.
"Komm schon. Du kannst das." flüsterte sie und strich mit dem Daumen seine Tränenspuren weg.
Da flog die Tür des Bootshauses auf und sie riss den Kopf herum. Mit müdem Blick folgte er ihrem Blick zur Tür. Potter, von schrammen überzogen, stand in der Tür und sah auf seinen ehemaligen Lehrer voller Entsetzen runter.
"Professor?" fragte Harry, heiser, legte schnell seinen Zauberstab bei Seite und ging neben Snape in die Knie. Sofort fasste er ihm an den Hals und versuchte die blutende Wunde der Halsschlagader so gut es ging abzudrücken.
Mit für Harry weitem Blick, sah der Professor an ihm vorbei, zu der Frau, welche außer Snape niemand im Raum sehen konnte.
Sie war wieder aufgestanden und lehnte mit verschränkten Armen wieder an dem Stempel, an dem sie vorher gelehnt hatte.
"Das Gegengift, zeig ihm wo es ist." forderte sie und nickte dabei auf Potter.
Er schwenkte seinen Blick zu Potter, der ihn einfach nur ansah.
"Tasche." keuchte Snape und versuchte mit der Hand auf seine Manteltasche zu weisen.
"Wie bitte?" fragte Harry und lehnte sich etwas weiter vor.
"Lass mich durch, schob Hermine Granger, an Weasley, vorbei, der in der Tür stand und ging schnell neben Harry in die Knie.
"Was wollen Sie, Professor?" fragte Hermine und Snape schwenkte seinen Blick zu ihr.
Er hatte es nie zugegeben, doch sie war immer seine beste Schülerin gewesen. Ja schon beinahe beeindruck war er von ihrem Wissen und ihren Fertigkeiten gewesen.
Bebend holte Snape Luft und bekam heiser heraus: "Tasche."
Granger drückte Harry ihren Zauberstab in die Hand und zeigte auf Snape Manteltasche.
"In ihrer Tasche?" fragte sie und griff in die Richtung. Er nickte. In Windeseile griff Hermine in die Tasche ihres Professors und zog eine kunstvolle Phiole hervor. Die war mit silbernen Fassungen geziert in ihr schwappte eine dunkelgrüne Flüssigkeit.
"Das da?" fragte Granger und hielt Snape die Phiole vor.
"Okay." nickte sie schnell, zog den Korken und zog einen Moment die Brauen hoch. Der Trank, verströmte einen so beißenden, schwarzen Geruch, dass es Hermine die Tränen in die Augen trieb.
"Hol das Diptam aus meiner Tasche, schnell." forderte Hermine, nahm ihre Tasche ab, drückte diese Harry in die Hände und lehnte sich dann zu Snape vor.
Sie war sich nicht sicher, wie klar Snape noch war.
"Professor, dieser Trank, wird jetzt ganz fürchterlich schmecken, aber sie müssen alles austrinken." erklärte Hermine, legte eine Hand in Snape's Nacken, als dieser Nickte und den Mund öffnete.
Er sah Hermine dabei nicht an. Er sah an ihr vorbei zu dem Holzstempen. An dem sie mit einem traurigen Lächeln lehnte. Die bitteren, schon fast ätzenden Geschmack des Tranken nahm er kaum wahr.
Elisabeth, zwinkerte ihm einmal zu, ehe sie ihren Blick auf Harry senkte, der das Diptam bereits über die Wunden von Snape verteilte. Als Harry einen Moment zu Snape ansah, bemerkte er wieder den weiten Blick seinen Professors und wandte sich einen Moment um.
Doch er konnte nichts sehen.
Schnell rang Hermine, Harry die Phiole mit Diptam aus der Hand und verteilte die Flüssigkeit mit der Pipette über die klaffenden Wunden an seinem Hals.
"Das haben wir gleich." murmelte sie und träufelte so schnell es ihr ihre Finger erlaubten.
Snape ließ seinen Blick wieder zu ihr schwenken, als hätte sie ihn aus einem Traum geweckt.
"Auffangen." krächzte er und hob kraftlos eine Hand. Er weiß auf seine Tränen, welche ihm über die Wangen liefen. Den Blick dabei zwischen Harry und Hermine hin und her werfend.
"Fangt sie auf." wiederholte er, so gut er konnte. Er wusste nicht ob der Trank und Hermines Geistesblitz, ihn mit Diptam zu versorgen, wirklich halfen. Er musste sich beeilen.
"Ja." nickte Harry schnell, wühlte einen Moment in der Tasche von Granger und suchte aus dieser ein leeres Fläschchen heraus.
Er schon Granger bei Seite und lehnte sich zu seinem Professor. In seinen Tränen, welche ihm aus dem Augenwinkel liefen, waren deutlich Erinnerungsfäden zu sehen.
Harry sammelte drei Tränen auf und schon zog sich ein silberner Schleier durch das Fläschchen.
Erinnerungen.
Harry verkokte die Flasche und sah dann wieder zu seinem Professor, welcher wieder an ihm vorbei sah.
"Bring sie zum Denkarium, sieh sie dir an." röchelte Snape und sah Elisabeth an die den Kopf leicht schief legte und ihn mit einem Lächeln zu nickte.
Harry sah einen Moment runter auf die Erinnerungen in der Phiole.
"Mach ich." nickte Harry. Snape wandte ihm den Blick zu und schnaubte mit einem müden, kraftlosen Lächeln.
"Du hast die Augen deiner Mutter." murmelte Snape und zeigte Harry dann zu gehen.
"Geh, ich bleib bei ihm. Geh schon." nickte Granger, noch mit dem Gläschen Diptam in der Hand und nickte zur Tür.
Harry strich ihr einen Moment über die Schulter, ehe er mit Weasley zusammen aus dem Bootshaus stürmte.
Snape sah ihm nicht nach. Er wandte den Blick wieder ins leere, und Hermine, welche der Verschluss der Flasche wieder zuschraubte, folgte seinem Blick.
"So sehe ich sie, nochmal." murmelte er müde.
"Wen, Professor?" fragte Hermine, nicht ganz sicher, ob sie ihn richtig verstanden hatte. Doch da vielen Snape die Augen zu und das Bild von der älter gewordenen Gryffindor, in weiß, wurde immer verschwommener.
Hermine sah ein letztes Mal auf die Stelle, auf welche Snape die ganze Zeit geblickt hatte, ehe sie ihm eine Hand auf die Schulter legte.
Wen meinte er?

2. Mai 1998 USA:
Schweiß lief Lizzy über die Stirn, und sie konnte nur schwer atmen.
Ihr Herz, welches so stechend schmerzte, als würde jemand ihr ein glühendes Eisen, in dieses rammen, raste, als hätte sie das Quidditchspiel ihres Lebens hinter sich. Wankend, hielt sie sich an dem Tisch fest vor dem sie an diesem Morgen, in Verwandlung stand und legte schnell den Zauberstab aus der Hand.
"Miss Black?" wurde sie angesprochen. Sie kräftig gebaute Frau, mit freundlichem Gesicht und Kanadischem Akzent, kam auf sie zu.
"Alles on Ordnung bei Ihnen?" wollte sie wissen. Lizzy konnte nicht antworten. Ihr Herz stach so, als würde es ihr jemand herausreißen wollen.
Schwer atmend, presste Lizzy die rechte Hand über ihr Herz und versuchte tief zu atmen. Doch selbst das, rannte ihn ihrer Lunge wie Feuerwhisky.
"Ich kann,-" keuchte Lizzy und krallte ihre Finger noch fester in die Tischplatte.
"Ich kann,- nicht atmen." keuchte Lizzy, ehe ihr die Beine zur Seite weg knickten und sie, ihren Nachbartisch nur um Haaresbreite mit der Stirn verfehlte.
"Liz!" stieß Esmeralda Marson, eine hübsche, Blonde Hexe, gebürtig aus Alaska stammend, aus und fing Lizzy an einem Arm ab.
"Holt die Schulschwester!" kreischte Professor Dickson, die kräftig gebaute Frau, mit donnernder Stimme und ging neben Lizzy in die Knie, deren Oberkörper Esmeralda vorsichtig in den Armen hielt.
Panisch flog Lizzy's Blick von rechts nach links, während sie weiter die Hand über das Herz presste und panisch nach Luft rang. Ihr ganzer Köre schmerzte, sie sie es noch nie erlebt hatte.
Etwas stimmte ganz und gar nicht.
Als das Brennen in ihrer Brust noch glühenden wurde, brach ein hoher, klagender Schrei aus Lizzy raus und sie beugte sich nach hinten durch. Heiße Tränen schossen ihr in die Augen und die ballte die freie Hand so fest zur Faust, dass ihre Fingernägel Wunden in ihre Handfläche gruben.
"Liz, ganz ruhig!" rief Esmeralda laut und presste eine Hand über Lizzy's Stirn um sie daran zu hindern, den Kopf nach hinten zu schlagen.
Es fühlte sich an, als würde ein ätzendes Gift sich in ihrem Körper verteilen. Wieder schrie Lizzy lauf auf und trat mit solch einer Wucht nach unten aus, dass scheppernd ihr Tisch einen halben Meter weiter rutschte.
"Wo bleibt denn die Schwester?!" rief einer der Schüler und noch zwei andere Sechstklässler rannten aus dem Unterricht, raus auf den Schulflug.
"Alles gut, schon gut!" rief Esmeralda welche Lizzy so fest sie konnte an sich presste.
"Aus dem Weg!" erklang da eine tiefe und strenge Stimme.
Professor McGee, der Lehrer für Zaubertränke, gebürtiger Ire, schob sich mit wehendem schwarzem Umhang an den Schülern vorbei. Sein dunkelbraunes Haar, hatte er schwungvoll zurückgekämmt und im Laufen zückte er seinen Zauberstab aus Eichenholz. Er war zwei Gänge weiter mit dem Schüler zusammengerasselt, welcher auf dem Weg war, um die Schulschwester zu holen.
Er schob schnell seine Kollegin aus der Seite und lehnte sich über Lizzy.
"Miss Black?!" sprach er sie laut, schon fast harsch, an und ihr Blick huschte zu ihm. Sofort hellte sich ihre Mine etwas auf und sie verkrallte ihre freie Hand in dem Ärmel des Professors.
"Professor Snape." keuchte sie erleichtert. Die Verwechslung war Lizzy in ihrem Zustand nicht zu verdenken. Die schwarze Robe, das dunkle, wenn auch kürzere Haar, begleitet von dem für Zaubertränke typischen Duft nach Minze, verwirrte ihre Gedanken.
"Professor Snape." lallte Lizzy nochmal, ehe sie vor Schmerz schließlich ohnmächtig wurde und ihr Kopf kraftlos in den Nacken fiel.
Schnell fing Professor McGee ihren Kopf ab und sah dann seine Kollegin einen Moment an.
"Wie mein sie?" fragte er.

Summertime Sadness (Harry Potter; Snape FF)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt