Mit gezieltem Schritt navigierte Snape durch die Wege der Nokturngasse.
"Plötzlich so ruhig, Miss Black?" fragte Snape ohne sich umzudrehen.
Sie war seit einer ganze Weile gefährlich still. Er erhielt keine Antwort.
Snape verdrehte die Augen, faltete mit einer Hand wieder die Liste zusammen und steckte sie in seine Manteltasche.
"Na nu, keinen frechen Spruch auf den Lippen?" wollte Snape wissen und wandte sich um.
Sein Blick wanderte automatisch etwas nach unten und erwartete, ihr in das bockige Gesicht zu blicken.
Doch sie war nicht da.
Mit suchendem Blick sah Snape die Gassen entlang, welche er entlang gegangen war.
"Miss Black?!" rief Snape etwas lauter und sah sich suchend um.
"Miss Black?!" wiederholte Snape etwas lauter und zog so die Blicke der sich dort befindenden Hexen und Zauberer entlang.
"Das darf jetzt nicht wahr sein!" zischte Snape wütend, fasste fester um die Pakete zu, welche er fest in Händen hielt und ging etwas den Weg zurück, welchen er gekommen war.
"Elisabeth!" rief Snape sie bei ihrem Vornamen und beschleunigte seine Schritte.
Überall suchte er nach ihrem blauen Mantel. Hoffte ihn bei einem Schaufenster oder einer Ecke zu entdecken.
Snape zückte seinen Zauberstab und verkleinerte mit einem Schlenker von diesem die Pakete, welche er trug.
Er verstaute die verkleinerten Pakete in seiner Manteltasche und steckte den Zauberstab wieder weg.
"Miss Black! Elisabeth!" rief Snape und drehte sich suchend herum.
Das durfte doch nicht wahr sein!
Snape überschlug schnell wie lange es gewesen war, dass er und Miss Black nicht miteinander gesprochen hatten.
Vielleicht 10 Minuten oder 15.
In dieser Zeit hatte er unzählige Seitengassen genommen, war Treppen auf und ab gelaufen.
Wenn er Miss Black in der Nokturngasse verloren hatte, würde sie alleine nie wieder zurück in die Winkelgasse finden.
"Elisabeth!" rief Snape sie nochmal.
Als er damals in einer Sicherheitsfortbildung für Lehrer gewesen war, hatte man ihm beigebracht, verlorene "Kinder" immer bei ihrem Vornamen zu rufen, darauf würden die Schüler eher als auf ihren Nachnamen reagieren.
"Elisabeth!"
Da wurde Snape angetippt und er fuhr hoffend herum.
Doch er wurde enttäuscht.
Vor ihm stand eine hübsche Hexe, mittleren Alters. Unter ihrem schwarzen Spitzhut, blitzen rote Haare hervor, welche sie zu einer kunstvollen Frisur zurecht gesteckt hatte.
"Verzeihung Sir." sprach sie ihn mit freundlicher Stimme an und sah sich einmal suchend um.
"Haben Sie Ihre Tochter verloren?" wollte die Hexe wissen.
Snape entglitten einen Moment die Gesichtszüge. "Bitte?!" entfuhr es ihm.
"Elisabeth,- wie alt ist sie denn?" fragte die Hexe weiter.
"18!" stieß Snape aus. Jetzt ging es aber los!
"Wie sieht sie denn aus?" wollte die Dame wissen, ohne auf Snape's Entrüstung zu reagieren.
"Sie ist so groß,-" Snape hob die Hand an um die Größe von Miss Black anzuzeigen.
"Hat dunkelbraunes Haar, braun-goldene Augen, helle Haut und ist zierlich gebaut. Sie trägt einen blauen Mantel, einen hellen Schal und Stiefel. Sie hört auf den Namen Elisabeth oder Lizzy. Sie sollte vollbeladen mit Päckchen sein." sprudelte es aus Snape heraus und er war überrascht, wie detailliert er sie beschreiben konnte. Noch nie hatte er wissentlich so auf die Kleidung seiner Schüler geachtet oder die Augenfarbe!
"Na sie kann ja nicht weit sein." lächelte die Hexe einfühlsam und sah sich weiter um.Mit unbehaglichem Blick sah sich Lizzy um, während sie durch die kleinen Nebenstraßen der Nokturngasse schritt.
"Professor Snape?" rief Lizzy mit halblauter Stimme, lugte in die Nebengassen hinein und suchte gebannt nach Snape's Mantel.
Ihre Hände waren kaltschweißig. Sie suchte eine gefühlte Ewigkeit bereits nach Snape.
Sie war noch nie in der Nokturngasse gewesen. Sie konnte nur hoffen, sie würde durch eine große Portion Glück wieder in die Winkelgasse finden, um dort mit dem Flohnetzwerk wieder nach Hogwarts zurück zu kommen, sollte sie Snape nicht finden.
Auch wenn hier keine schwarzen Magier mehr zu finden waren, hatte die Nokturngasse nichts an ihrer dunklen Aura verloren.
Sie war dunkel, verwinkelt, feucht und kalt. Die Hexen und Zauberer, welche sich hier herumtrieben, waren allesamt in dunkle Farben gehüllt und zogen düstere Gesichter. Auch nach dem Ende des Krieges war diese Gasse kein bisschen heller oder freundlicher geworden.
Nach wie vor, hingen alte Suchplakate an den Wänden. Die Schaufenster waren verstaubt, angelaufen und dreckig. Düstere Objekte waren darin zu sehen,- Totenschädel und schwarzmagische Ritualobjekte.
Etwas blass im Gesicht, schritt Lizzy schnell an den Schaufenstern entlang und bog in eine weitere Seitengasse ein.
Ihre Blicke wanderten über aufgeweichte, ausgefranste und zerknitterte Suchplakate, welche an den gezügelten Wänden hingen.
Gesuchte Verbrecher vor über 20 Jahren waren darauf abgebildet.
Ruckartig blieb Lizzy stehen, als sie zwei Suchplakate erblickte.
Schreiend, von Aufsehern festgehalten, das Aktenzeichen vor der Brust sah er sie an.
Das braune lockige Haar hing ihm strähnig ins Gesicht. Dreck und Ruß verschmierte das Gesicht und Tattoos zogen sich über seine Brust.
Lizzy musterte das Suchplakat immer und immer wieder.
"Hey Dad." murmelte Lizzy leise und legte die Hand über die Stelle, auf der die Wange des schreienden Sirius Black auf dem Plakat abgebildet war.
Sie lächelte traurig.
"Gesuchter Massenmörder." schnaubte Lizzy, als sie die Suchüberschrift las.
Mit einem Kopfschütteln sah sie wieder zu dem Gesicht ihres Vaters auf. "Wir hatten zu wenig Zeit, Dad. Viel zu wenig,- und du fehlst mir." flüsterte Lizzy und atmete tief durch, ehe sie langsam zu dem Plakat gleich neben dem von ihrem Vater sah.
Unerwünschte Person Nr. 1.
Harry war auf diesem abgebildet.
10.000 Galleonen waren damals auf seinen Kopf ausgesetzt gewesen.
Lizzy wurde bei dem Anblick dieser beiden Plakate ganz schlecht. Auch wenn sich die gesamte Einstellung und Führung des Ministeriums geändert hatte, hatte Lizzy nach wie vor ihre Probleme damit.
Das Ministerium hatte nicht wenig Schuld daran, was alles passiert war. 12 Jahre hatte ihr das Ministerium mit ihrem Vater gestohlen. Harry, in ihrem fünften Schuljahr beinahe zu einem Nervenbündel aufgearbeitet und weggesehen, als der Dunkle Lord zurückgekommen war.
Allein bei diesem Gedanken, kochte unbändige Wut in Lizzy hoch.
Mit einem Kopfschütteln wandte Lizzy den Kopf ab, ließ die Hand sinken, welche sie auf das Suchplakat gelegt hatte und schritt weiter.
Sie blinzelte die Tränen weg, welche ihr in die Augen stiegen und sah sich suchend um.
"Professor?" rief Lizzy wieder und wieder.
Er musste hier irgendwo sein. Irgendwo!
Ihre Schritte wurden langsam schneller, schon fast panisch.
Ihr Herz begann zu rasen.
"Professor Snape?!" ihre Stimme wurde langsam brüchig, während sie orientierungslos durch die Gassen eilte. Planlos hastete sie im Zickzack die Gassen entlang. Eilte auf jeden Mann zu, welcher ihr auch nur ansatzweise nach Snape aussah.
Brachte ein leises: "Entschuldigung." hervor, wenn sie feststellte, dass es nicht Snape war und lief weiter.
Mit glasigen Augen blieb Lizzy schließlich stehen.
In welcher Richtung die Winkelgasse lag, hatte Lizzy schon lange nicht mehr im Blick und von Professor Snape fehlte noch immer jede Spur.
Lizzy presste fest die Lippen zusammen, als sie sich gegen eine der nassen Wände lehnte und die Pakete neben sich auf dem Boden abstellte.
Sie stemmte die Hände auf die Knie und atmete tief durch.
Jemand musste ihr sagen wo die Winkelgasse war. Sie würde dort in einem Laden fragen, ob sie das Flohnetzwerk benutzen könnte und würde zurück nach Hogwarts reisen. Dort würde sie dann Minerva bitten Snape eine Nachricht zukommen zu lassen, dass sie wohlbehalten wieder in Hogwarts angekommen war.
Ja das würde sie tun.
Lizzy nickte, sich so selbst Gewissheit zu zusprechen und drückte sich hoch.
Wenn sie bei Minerva sein würde, wäre alles in Ordnung.
Lizzy bückte sich hinunter und wollte gerade nach den Paketen greifen, als ihr Blick an der Wand gegenüber hängen blieb.
"Was zum." flüsterte Lizzy, zückte ihren Zauberstab und ließ die Spitze ihres Zauberstabs in einem blassen Licht aufleuchten um die dunkle Gasse zu erleuchten.
An der Wand, direkt ihr gegenüber hing ein Suchplakat. In einem der unteren Ecken des Plakats war der Stempel des Ministeriums abgebildet.
Als Überschrift war zu lesen: "Gesucht!"
"Das kann doch nicht sein." raunte Lizzy, stieß sich von der Wand ab und trat einen schritt näher an das Plakat heran.
"Gesucht wegen vermeintlicher Republikflucht, Verbindung zur der Verbrecherorganisation Orden des Phönix, familiärer Bindung zu Sirius Black und Umgang mit der unerwünschten Person Nr. 1. Elisabeth- Destiny Black. Belohnung 6.000 Galleonen." las Lizzy halblaut den Steckbrief.
Auf dem Steckbrief war eine Fotographie aus Lizzy's fünftem Schuljahr abgebildet.
"Was?" hauchte Lizzy mit zittriger Stimme, während ihre Blicke über ihren Steckbrief flogen.
"Das kann doch gar nicht sein. Ich war doch,-" flüsterte Lizzy und schüttelte nichtverstehend den Kopf.
"Ich war doch gar nicht hier, als der Krieg herrschte. Ich hab,-" mitten Im Satz versagte Lizzy's Stimme und sie fuhr erschrocken zusammen als sie jemanden laut rufen hörte: "Elisabeth!"
Als hätte man sie bei etwas ertappt, fuhr Lizzy zusammen und riss den Kopf in die Richtung herum, aus welcher die Stimme gekommen war.
Mit suchendem Blick trat Snape in die Gasse und Lizzy atmete erleichtert auf.
"Professor!" stieß Lizzy laut aus und Snape fuhr in ihre Richtung herum.
"Merlin." atmete auch Snape auf und ging Lizzy entgegen.
"Miss Black!" rief Snape streng, während er mit wehendem Mantel auf Lizzy zueilte. Lizzy ließ ihren Zauberstab sinken und lief schnell Snape entgegen.
"Haben Sie eine Ahnung, wie,-" keifte Snape und verschluckte sich an seiner eigenen Spucke, als Lizzy noch einen Schritt von ihm entfernt, vom Boden absprang und ihre Arme um seinen Hals warf.
Überrumpelt, entsetzt und verwirrt, fing Snape seine Schülerin mit einem Arm um ihre Taille ab, taumelte einen Schritt zurück und hielt die Luft an.
Erleichtert klammerte Lizzy sich an Professor Snape fest, welcher wie erstarrt ihre Taille umfasste.
Er konnte kaum atmen oder sich sonst auch nur einen Millimeter bewegen.
Sein Herz schlug unregelmäßig, ihm war heiß und sein Blick flog panisch umher.
Vor allem der Arm, welchen er um ihre Taille geworfen hatte um sie zu fangen, war wie versteinert.
"Miss,- Miss Black." bekam Severus heiser heraus.
Ihre zarte Lavendelnote raubte ihm fast den Verstand, genau wie ihre warme Wange, welche an seiner anlag.
Lizzy löste ihre Arme von Snape's Hals und trat einen Schritt zurück.
Seine Hand strich dabei sanft über ihre Seite, als er sich von ihrer Taille löste. Seine Berührung hinterließ ein kribbelndes Gefühl um ihre Taille und ihre ein warmes Gefühl auf seinem Körper.
Snape blinzelte schnell und wich dann von ihr zurück.
"Ich hab Sie überall gesucht." erklärte Snape ernst und räusperte sich.
"Ja ich,-" Lizzy brach ab und wandte sich um.
"Professor ich,- ich muss Ihnen was zeigen." sie fasste nach Snape's Hand und zog ihn mit sich.
Wieder hielt Snape die Luft geräuschvoll an, als sie seine Hand ergriff und ihn mit sich zu dem Suchplakat zog. Es war wie ein elektrischer Stoß, welcher durch seinen Körper schoss, als ihre Finger seine Hand erfassten.
Ihre Finger waren warm und die Haut ihrer Hand weich.
Snape stolperte unbeholfen hinter Lizzy her, welche ihn direkt vor den Suchaufruf zog.
Die Anspannung seines Körpers ließ erst nach, als sie von seiner Hand abließ.
Ebenso verschwand die Wärme, welche von ihrer Berührung ausging und seinen Körper erfüllte.
Snape's Mund war ganz trocken und er musterte sie schnell von oben bis unten und zurück.
Ihm war nie aufgefallen wie herangewachsen sie war. Nichts mehr erinnerte an das junge Mädchen von damals.
Ihr Gesicht hatte erwachsene Züge angenommen, ihr Körper sich zu dem einer jungen Frau entwickelt und ihr Geruch die kindliche Süße verloren.
"Professor." riss ihre weiche Stimme ihn aus seinen Gedanken und er sah sie schnell an.
"Was, was ist das?" wollte Lizzy wissen und sie wies auf das Plakat. Ihre Augen hatten einen merkwürdig ängstlichen Glanz.
Das letzte Mal, dass er diesen Glanz in ihren Augen gesehen hatte, war viele, viele Jahre her.
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Summertime Sadness (Harry Potter; Snape FF)
FanfictionEr ist wie, ein Regenschauer im Sommer. Sie ist wie der Sonnenschein im Winter. Sie könnten unterschiedlicher nicht sein. Sie ziehen sich an, stoßen sich ab. Kreisen umeinander, wie die Erde um die Sonne, ohne dabei die Hand des anderen los zu l...