Chapter 54

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POV Harry:
Die Worte meines Vaters brachen mitten im Satz ab.

Als ich zur Tür sah, hat Louis diese gerade geschlossen und kam grinsend auf mich zu. Er zog mich von meinem Schreibtisch weg, von dem ich gerade meinen Laptop holen wollte und führte mich zu meinem Bett. Verwirrt ließ ich noch kurz einen Blick auf meinen Laptop fallen und wurde danach von ihm auf seinen Schoß gezogen.

Seine rechte Hand platzierte er an meinem Rücken, um mich näher zu sich drücken zu können und seine andere Hand wanderte zu meinem Nacken, damit er mich zu sich ziehen konnte. Dann legte er im gleichem Atemzug seine Lippen auf meine und begann an meiner Unterlippe zu nippen. Ohne lange zu zögern, erwiderte ich seinen Kuss und tat es ihm gleich.

Sofort spürte ich ein angenehmes Kribbeln in meinem Bauch aufkommen, was mich in den Kuss hinein lächeln ließ. Meine Hände wanderten vorsichtig, Stück für Stück, unter sein T-Shirt und hinterließ bei ihm eine Gänsehaut. Dabei fuhren sie seinen Rücken hinauf, nur um ihm so sein Oberteil abstreifen zu können.

Gerade wo ich es ihm über den Kopf zog, kam mein Vater herein und knurrte: „Ich sagte die Tür bleibt auf!"

Augenblicklich unterbrachen wir den Kuss und sahen zu meinem Vater. Dieser hatte die Augenbrauen leicht unglaubwürdig nach oben gezogen und seine Stirn in Falten gelegt. Seine Hand glitt von der Türklinke und machte sich auf den Weg zu seinem offenem Mund. „Oh Gott...", hörte ich ihn flüstern.

Mein Herz, welches eben noch wild wegen Louis' Vorhaben schlug, pumpte absofort Adrenalin durch meinen Adern. Das Letzte, was ich wollte war, dass mein Vater uns in irgendeiner Weise erwischt. Vor allem nicht hierbei.

Nachdem ich die Situation realisiert hab, kletterte ich von Louis Schoß herunter und nahm neben ihm platz. Wie konnte ich auch nur so blöd sein. Es war doch vorhersehbar, dass mein Vater seinen Willen durchsetzen würde. Abwartend sahen wir zu ihm.

Als dieser sich wieder gefangen hatte, änderte sich seine eins noch geschockte Mine in einen wütenden Blick, welcher mich musterte. Dabei betrachtete er mich von oben bis untern, als müsste er sich erst versichern, dass ich wirklich Harry, sein Sohn, bin.

Aus Nervosität strich ich unkontrolliert über den unteren Saum meines T-Shirts und versuchte mich irgendwie damit zu beruhigen. Sofort stellte ich mir die Frage, wie ich wohl gerade aussah. Würde er uns auch so ansehen können, was wir gerade getan haben, wenn er es nicht mit einen Augen gesehen hätte?

Da diese Frage einfach nicht aus meinem Kopf weichen wollte, fuhr ich mir mit der Hand durch meine Haare, da ich das Gefühl hatte, sie würden nicht richtig sitzen. Alles in diesem Moment ließ mich unwohl fühlen.

Louis hingegen saß noch nahezu wie vorher. Allerdings lehnte er sich kurz zur Seite, um sein Oberteil vom Boden aufzuheben und es wieder überzuziehen. Nachdem dies geschehen war, sah er ebenfalls zu meinem Vater.

„WIE KOMMT IHR AUF DIESE IDEE, DAS HIER IN DIESEM HAUS ZU MACHEN?!", waren die Worte, als mein Vater wohl nach unbestimmter Zeit wieder Luft holte. Er schloss die Tür hinter sich und holte noch einmal tief Luft.

Dabei sah er zu dem Bild, welche bei mir auf dem Schreibtisch stand. Auf diesem Bild war ich vielleicht vier Jahre alt und saß bei meiner Mum auf dem Schoß. Es war nicht eins dieser gestellten Kamerafotos, sondern ein echter Augenblick, welchen im Moment festgehalten wurde.

Seine wütende Mine, wurde wieder etwas sanfter. Dabei ging er auf den besagten Gegenstand zu, bis er vor ihm stand und diesen in die Hand nehmen konnte. Langsam sanken seine Schultern nach unten und irgendwie war ich der Meinung Trauer in seinem Gesicht zu erkennen.

Mit seinem Daumen strich er über das Bild und sah dann wieder zu mir. Schwer atmete er aus und schloss die Augen. Seinen Kopf wandte er wieder dem Foto zu und öffnete sie wieder. Dann ließ er sich auf den Stuhl fallen, welcher wenige Zentimeter neben ihm stand.

Wo er wieder zu uns hochsah und seine Augen einen leichten Rotschimmer hatten, kam meine Mutter ins Zimmer gelaufen. Man sah, dass sie gerade etwas erwidern wollte, doch hielt inne, als sie meinen Vater so sah. Sie ging auf ihn zu und strich behutsam über seinen Rücken.

„Es ist ein schönes Bild, nicht?", fing sie an und lächelte. Mit einem nicken antwortete ihr mein Vater. Dann folgte ein leichtes Kopfschütteln und er legte das Bild wieder auf meinen Schreibtisch. „Ich kann es nicht verstehen ...", hauchte er.

Meine Mutter war dabei ihm hoch zu helfen und  ihn aus meinem Zimmer zu begleiten. Wieso sehe ich erst jetzt, dass er Angst hat. Hat er etwa angst mich zu verlieren? So wie er das Bild und mich angesehen hat, wirkte es, als würde er zwei verschiedene Personen betrachten. Aber wieso? Wieso denkt er das?

„Warte ...", hörte ich mich sagen. Ich war selber von mir überrascht, dass es von mir kam, doch als ich weiter sprach, meinte ich, das mein Vater hier bleiben soll. Ich wollte mit ihm reden. Louis warf mir kurz einen Blick zu und nickte. Dann ging er mit meiner Mutter aus dem Raum heraus.

Als ich mit meinem Vater allein war, klopfte ich auf meine Matratze, damit er wusste, dass er sich hinsetzen sollte. Dieses tat er auch und es entstand eine unangenehme Stille. Keiner wollte, so wie es aussah, den ersten Schritt machen, um ein Gespräch zu starten. Zwar wollte ich gern, doch wusste nicht wie.

„Was hab ich falsch gemacht?", unterbrach er bestimmt nach fast zehn Minuten die Stille. Ich zog meine Augenbrauen zusammen und drehte mich in seine Richtung. „Hab ich zu wenig nachgedacht und immer nur falsch gehandelt?" Gab er sich für irgendetwas die Schuld?

„Du hast immer das getan, was ein Vater tun muss.", meinte ich schließlich und versuchte mit meinem Mundwinkel ein leichtes Lächeln anzudeuten, damit die Situation sich etwas entspannte. „Nein...", hauchte er, als würde er keine Kraft haben, „Irgendetwas muss doch falsch gelaufen sein. Warum sonst sitzen wir hier mit dieser Situation?"

Mir fehlen die Worte. Ich hab keine Ahnung, was ich ihm darauf erwidern soll. „Ich bin einfach ich." Sein Blick welcher starr auf seine verschränkten Hände gerichtet war, wanderte zu mir. „Ich will dich nur beschützen. Harry, auf dem Bild warst du noch so unschuldig, ohne Probleme. Du warst einfach nur du."

„Das bin ich immer noch.", erklärte ich sofort. Mein Vater allerdings schloss seine Augen. Er versuchte die Worte auf sich wirken zu lassen. „Macht es für dich wirklich einen so großen Unterschied, ob ich hier mit einem Jungen oder einem Mädchen sitze?"

Sein Blick wanderte wieder durch meinen Raum, so als würde er nach etwas suchen, an dem er sich festhalten kann. Letztendlich starrte er in die Leere. Ich kann nicht genau sagen, ob er sich auf irgendetwas fokussiert hat oder nicht. „Aber du warst früher mal so stark."

„Das bin ich immer noch.", erklärte ich ihm, „Schwach wäre ich doch nur, wenn ich mich nicht getraut hätte, es euch zu sagen, wenn ich eine Lüge leben würde. Würdest du wollen, dass ich dich anlüge?"

Chapters | Larry Stylinson (AU)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt