Was damals geschah

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CHRISTIAN POV

„Du erinnerst Dich sicher: Unser Abschied am SEA Tec. Nach Deiner Landung haben wir telefoniert. Du warst gerade bei Deiner Mum angekommen. Hattest noch nicht mit ihr gesprochen. Wir verabredeten uns für später wieder."

„Ja, soweit noch alles ok. Aber dann.."

„Als ich am Abend nach meinem Termin versuchte Dich zu erreichen, ging nur die Mailbox ran. Auf dem Festnetz von Bob und Carla ging niemand ran. Ich hab Dir dann eine Nachricht geschrieben und bin zu Bett gegangen. Als ich Mitten in der Nacht aufwachte, da war immer noch keine Nachricht von Dir da. Also rief ich Reynolds an. Er sagte, ihr wäret lange bei Deiner Mum im Krankenhaus gewesen und danach seist Du sofort mit Phoebe ins Bett gegangen, die sehr schlecht gelaunt war. Ich nahm das hin und wollte Dich am Morgen anrufen und wecken."

„Mum lag gar nicht im Krankenhaus." sprach Ana dazwischen.

„Ana, das weiss ich heute auch. Aber damals hatte ich keinen Grund, an dieser Aussage zu zweifeln. Wie gesagt, am nächsten Morgen versuchte ich wieder Dich anzurufen. Wieder bist Du nicht rangegangen. Ich hab wieder eine Nachricht geschrieben. Du kannst Dir vorstellen, ich war schon ziemlich sauer. Sauer wie lange nicht mehr. Aber ich hatte keine Zeit mich mit dieser Sache näher zu beschäftigen. Die Mitarbeiter in Detroit drohten mit Arbeitsniederlegung und ich musste mich um diese wichtige Geschichte kümmern. Am Nachmittag erhielt ich dann eine Mail von Dir. Alles klang sehr niedergeschlagen. Besorgt. Nur sehr ungenau hast Du von der Krankheit Deiner Mutter gesprochen. Ich wurde noch besorgter und fragte Dich, ob ich irgendwas tun kann. Statt mich anzurufen, kam wieder eine Mail. Du sprachst von der Möglichkeit einer besonderen aber sehr teuren Behandlung, die sich Deine Mum und Bob aber nicht leisten konnten. In meiner Antwort bot ich Dir an, das Geld doch einfach von unserem Konto zu nehmen. Du hattest das Scheckheft dabei. In der nächsten Mail hast Du angekündigt, am nächsten Tag zur Bank zu gehen und Bob und Carla das Geld zur Verfügung zu stellen. Du deutetest an, Dich im Spielzimmer entsprechend für meine Großzügigkeit zu bedanken. Tatsächlich hat Reynolds am nächsten Tag 250tausend Dollar von unserem Konto abgehoben. Er hatte eine Vollmacht von Dir. Danach habe ich drei Tage versucht Dich zu erreichen. Aber nichts. Gar nichts. Und dann kam diese Mail, die mir den Boden unter den Füßen wegzog."

Christian zog ein Blatt Papier aus seinem Geldbeutel, den er in der Innentasche seines Mantels hatte und reichte Ana die Seite.

Ana begann zu lesen:

‚Mein geliebter Christian,

Ich weiß, Du bist wahrscheinlich schon am durchdrehen. Vielleicht hast Du auch schon bemerkt, dass das Haus in Savannah lehr ist. Phoebe und ich werden nicht zu Dir zurückkehren. Verzeih mir bitte, aber ich kann einfach nicht länger so tun, als sei alles ok. In den letzten Monaten ist mir immer klarer geworden, dass ich nicht länger bei Dir bleiben sollte. Du brauchst etwas anderes als mich. Ja, Du hast immer wieder gesagt, ich genüge Dir, ich sei alles was Du brauchst, aber jedes Mal, wenn wir im Spielzimmer sind, sehe ich deinen sehnsüchtigen Blick. Manches mal habe ich überlegt, ob ich es noch einmal versuchen soll, aber dann musste ich an damals denken. Ich kann Dir das nicht geben. Ich will nicht geschlagen werden. Aber Du brauchst es und deshalb gehe ich. Gebe Dich frei. Ohne mich kannst Du zu Deinem alten Leben zurückkehren. Tue mir nur bitte einen Gefallen und sei diskret. Ted sollte nichts davon mitbekommen. Es war schon gut, als wir damals entschieden haben, Escala zu behalten und kein Spielzimmer in unserem Haus einzubauen. Das gibt Dir nun die Möglichkeit Deine Bedürfnisse von Deinem Leben mit Ted zu trennen.
Ted zurück zu lassen ist mir schwer gefallen. Aber ich denke, so ist es gerecht. Er kann bei seinem Vater groß werden und Phoebe ist bei mir. Ich werde gut auf Deine Prinzessin aufpassen.

Ich werde Dich immer lieben, aber ich gebe Dich frei, damit Du das Leben führen kannst, das Du brauchst. Ich kann nicht sein, was Du brauchst und ich will nicht abwarten, bis Du mich betrügst, weil ich Dir nicht mehr genüge.

Anrufe mit ungeahnten FolgenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt