Kein Verzeihen

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Die nächsten Wochen verbrachte die Familie in relativer Ruhe. Alle richteten sich in ihrem neuen Leben ein. Selbst CJ war glücklich in Seattle zu sein. Phoebe und Ava waren wieder beste Freundinnen und Christian und Ana arbeiteten weiter an ihrem Lieblingsprojekt. Der Hausbau ging voran und Ana graute vor dem Tag, an dem ihre Familie dorthin zurückkehren würde und sie alleine im Escala zurückblieb.

Tagsüber, wenn die Kinder in der Schule waren und Christian im Büro, dann bezog Ana ihr Büro in dem neu gekauften Appartement. Sie liebte es wieder für Grey Publishing zu arbeiten und die neue Lektorin in Cornwall machte ihre Sache gut. Mal wieder einen spannenden Wirtschaftskrimi zu lesen war doch etwas anderes als ihre kleinen erotischen Geschichten. Als May Heathman war sie ein paar Mal nach draußen gegangen. Hatte sich ein bisschen umgesehen in Seattle. War unten am Hafen. Ein wehmütiger Blick auf die Grace, ein Spaziergang durch den Park. Sie besuchte all die Orte, an denen sie einmal glücklich war.

Elena ließ Christian und Ana eine Weile in Ruhe. Etwas was alle mit großer Sorge zur Kenntnis nahmen. Taylor und Welch hatten die Wochen damit verbracht, alle Geldflüsse von Elena Lincoln zu überprüfen. Dabei waren ihnen immer wieder bekannte Summen untergekommen. Offensichtlich hatte sie sich ganz schön bedient bei Christians Konten. Das würde auf jeden Fall reichen, um ihr ans Leder zu gehen. Christian fragte sich nur, wie das passieren konnte. Aber sicher lag das alles daran, dass er zu dieser Zeit nicht Herr seiner Sinne war. Mit Ana's gefälschter Unterschrift hatte sie immer wieder Summen auf ihr Konto überwiesen. Inzwischen ergab sich ein ganz gutes Bild über alle Geldtransaktionen. Vor allem, da Bob offensichtlich in diesen Dingen sehr pedantisch war.

Am Tag vor Ana's Geburtstag, Christian und Taylor machten gerade Mittagspause im Escala, als Taylor einen Anruf bekam. Er ging an sein Handy und Christian merkte sofort, dass etwas nichts stimmte. Taylor kam zurück an den Küchentresen und stellte den Lautsprecher ein.

„Mum, was soll das. Warum fängst Du mich hier vor der Schule ab und zerrst mich in dieses Auto. Was soll das?" hörten sie die Stimme von Ted auf der anderen Seite.

Sie hörten eine zweite Stimme, die allen unbekannt vorkam, aber unecht wirkte. Außerdem: Teds Mum stand hier im Escala. Wer also war das?

Christian begriff als erstes was los war und schickte Sawyer eine Nachricht, Teds Handy zu orten.

„Teddy mein Liebling. Ich wollte Dich sehen. Dein Vater verbietet mir ja den Kontakt."

„Du weißt, das das nicht richtig ist. Du hast fest vereinbarte Termine. Dazwischen darfst Du uns nich sehen. Also was willst Du?"

„Ich muss mit Dir über Deinen Vater reden."

„Was willst Du mir über ihn sagen? Das er ein schlechter Vater ist? Vergiss es. Er hat mich nicht verlassen." Teddy macht seine Sache wirklich gut. Christian ist sichtlich beeindruckt. Er hält Ana ganz fest in seinen Armen, während sie dem Gespräch folgen.

„Teddy, ich weiß, das war ein Fehler, aber ich konnte damals nicht anders."

„Was ist mit Deiner Stimme." fragte Teddy.

„Stimmbandentzündung. Eigentlich sollte ich gar nicht sprechen, aber ich musste zu Dir kommen."

„Mum, nochmal, was willst Du?"

„Dein Vater ist nicht der liebe Mann, den Du in ihm sehen willst. Er...."

„Taylor, wir müssen verhindern, dass sie ihm diese Dinge sagt." Ana war wütend, sie ahnte, was folgen würde. In dem Moment war Sawyer da und deutete an, dass er weiß, wo Ted sich aufhält. Sofort machten sich die drei Männer auf den Weg. Ana musste zurückbleiben, obwohl ihr dies gar nicht gefiel. Sie würde verrückt werden, aber das hier war Christians Sache.

Eine viertel Stunde später standen Christian, Taylor und Sawyer vor der schwarzen Limousine in der sich Ted befand und mit ihm Elena, wie sie vermuteten. Die Männer hatten auf der gesamten Fahrt zugehört, was Elena Ted alles erzählte. Christian schäumte vor Wut. Er hasste sie. Nicht nur, dass sie ihm Dinge erzählte, die einen 15jährigen nichts angingen, nein, sie behauptete auch, Christian hätte für alle drei Kinder geplant, sie auf Schulen, oder ein Collage, weit weg von Seattle zu bringen. Damit er endlich wieder sein altes Leben, leben konnte.

Wutentbrannt öffnete Christian die Türe der Limousine. Taylor und Sawyer taten es ihm gleich. Elena erschrak und Ted nutzte sofort die Gelegenheit aus dem Wagen auszusteigen.

Er flüchtete in Sawyers Arme. Und obwohl er sich die ganze Zeit sehr gut geschlagen hatte, jetzt begann er zu weinen. Die Anspannung löste sich auf in Tränen. Und während Luke sich um Ted kümmerte, setzte Jason sich ans Steuer der Limousine und Christian setzte sich auf den Rücksitz neben Elena. Er riss ihr die Perücke vom Kopf, nahm die Sonnenbrille ab und das Tuch, dass sie sich um den Hals gebunden hatte. Blitzschnell befestigte er ihre Arme damit an der Kopflehne des Fahrersitzes.

„Was..glaubst..Du..was..Du..da..tust? Bist Du von allen guten Geistern verlassen? Wie kannst Du es wagen meinem Sohn diese Scharade vorzuspielen? Und .... Warum erzählst Du ihm diese ganzen Sachen. DAS ELENA, WERDE ICH DIR NIE VERZEIHEN."

Dann stieg er aus und wandte sich einem Sohn zu.

„Dad, stimmt das, was sie sagt? Sie hat mir Bilder gezeigt." In diesem Moment brannten Christian die Sicherungen durch.

„Luke, bring ihn nach Hause." Das war ein Befehl, der keinen Widerspruch duldete.

Er stieg wieder in den Wagen und befahl Jason los zu fahren.

„Wir fahren Mrs. Lincoln nach Hause Taylor."

„Sehr wohl Sir."

Zu Elena gewandt sagte er: „Wenn Dir Deine Freiheit lieb ist, dann wirst Du mir gleich alle Bilder geben, jedes Video oder sonst irgendwas, was mich betrifft oder Ana. Und denke ja nicht, ich scherze. Ich bringe Dich ins Gefängnis. Und glaub mir, Kinderschänder sind auch unter Kriminellen der letzte Abschaum. Du wirst es noch bitter bereuen, mich jemals angefasst zu haben."

„Mach Dich nicht lächerlich Christian. Niemand wird Dir glauben."

„Ach ja, da wäre ich mir nicht so sicher."

Christian bemerkt, dass Taylor telefoniert. Sicher wird er die Verstärkung holen. Es dauert eine halbe Stunde, bis sie an Elenas Villa ankommen. Sie liegt einige Straßen vom Haus seiner Eltern entfernt. Er musste daran denken, wie oft er sich zu ihr geschlichen hatte. Seine Eltern hatte er angelogen. Aber er konnte nicht anders. Das was Elena ihm bot, zog ihn magisch an. Er war süchtig nach ihr. Aber das war lange vorbei. Und jetzt würde er sich ihrer endgültig entledigen. Sie hatte so viel heraus gefunden in den letzten Wochen, dass es genügen würde für mindestens eine Anklage. Aber Christian wollte mehr. Er wollte sie vollends vernichten. Nichts sollte ihr bleiben. Rein gar nichts. Doch, sie brauchten noch die Beweise. Bisher war alles was sie hatten illegal durch einen Hacker, den Welch beauftragt hatte, ans Licht gekommen.

Sie hatte Email Korrespondenz von 14 verschiedenen Email Konten gefunden. Jede einzelne Email. Die erste stammte aus dem Jahr 2011. Dem Jahr in dem Christian und Ana sich kennen gelernt hatten.

Außerdem war es ihnen gelungen außer der Buchhalterin auch Allistor von einer Aussage zu überzeugen. Der Earl war entsetzt, als er begriff, was Elena Ana angetan hatte. Christian sicherte ihm Verschwiegenheit, was sein BDSM Leben angeht zu.

Zusammen mit den Geldflüssen von Anas Konten, Bobs Konten und denen von Elena selbst gaben ein gutes Bild von dem, wie sie es angestellt hat, all ihre Handlanger zu bezahlen. Insgesamt hatte sie fast 5 Millionen Dollar in ihr Unterfangen investiert. Das meiste davon von Christian.

Der Hacker fand auch Bilder. Von Bob und einer Frau. Aber auch von Bob und Elena. Bilder von Miss White und ihren sehr jungen Subs, weiblich wie männlich und ... unzählige Bilder von Ana und den Kindern. Sie hatte sie umfassend überwachen lassen. Bilder mit Kate fanden sich und, wie fast schon zu erwarten, Bilder von Christian. Christian mit 15, Christian als Sub, Christian als Dom mit allem möglichen in der Hand. Grob geschätzt waren es mehrer tausend Bilder von ihm. Sie war regelrecht besessen von ihm.

Um Elena etwas beweisen zu können, mussten sie das Laufwerk finden, auf dem all diese Dinge gespeichert waren. Der Hacker war der Überzeugung, dass es sich um ein älteres Laptop handelt. Das war auch der Grund, warum es so einfach war, das Gerät zu knacken.

Anrufe mit ungeahnten FolgenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt