Anrufe mit ungeahnten Folgen

Die Trennung

„Christian, ich war ja dran mit erzählen." Begann sie und irgendwie hatte sie das Gefühl, ihm dabei nahe sein zu müssen. Deshalb setzte sie sich um und platzierte sich neben ihm auf dem Sofa. Ihre Füße auf seinem Schoß ging ihr Blick raus aufs Meer. Nur nebenbei nahm sie wahr, wie Christian ihr die Schuhe und Socken auszog und begann ihre Füße zu massieren.

„Die Geschichte begann wie gesagt auf dem Flugfeld SEATEC, soweit sind wir uns einig. Auch den Anruf vom Abend, habe ich genau so in Erinnerung. Mum und Bob begrüßten uns und wir bezogen mein Zimmer und mit Reynolds verabredete ich, dass er so lange er es für nötig hält draußen bleiben kann, aber gerne auch in sein Motel gehen. Am nächsten Morgen zu Frühstück würde ich ihn erwarten. Als Phoebe endlich schlief, da bin ich zu Bob und Mum ins Wohnzimmer und wollte endlich eine Antwort, warum ich eigentlich da war. Du musst wissen, Mum sah irgendwie überhaupt nicht krank aus. Was ich dann erfuhr Christian, das hat mir den Boden unter den Füßen weggezogen. Meine Mutter hatte in den Wochen vorher immer mal wieder Schwierigkeiten mit der Koordination. Darauf hin hat Bob sie zum Arzt geschleppt und dieser wusste eine ganze Zeit nicht was sie hat, hat sie dann zu einem Spezialisten geschickt. Dieser hat eine unheilbare Krankheit bei ihr diagnostiziert. Wenn die Krankheit mal ausbricht, so wie bei ihr, dann bleiben den Patienten nur zwischen 5 und 15 Jahren. Jahre in denen sie immer mehr zerfallen. Die Krankheit greift das Gehirn an und im Endstadium alle Organe. Dieser Prozess zieht sich über Jahre hinweg. Ist sehr belastend für alle Angehörige." Ana liefen die Tränen und Christian hätte sie nur zu gerne in seinen Armen gehalten. Aber dann hätte sie vielleicht nicht mehr weiter erzählt.

„Nachdem mir der ganze Umfang dieser Krankheit bewusst wurde und ich mich wieder gefangen hatte, da hab ich versucht Dich anzurufen. Aber Du bist nicht an Dein Handy gegangen. Auch am Festnetz war niemand zu erreichen. Obwohl es Tag war. Ich weiß noch wie sehr mich das aufgeregt hat. Ich hab Dir eine Nachricht geschrieben. Dich gebeten mich umgehend anzurufen. Aber nichts passierte. Dann hab ich im Büro angerufen. Es ging jemand ran und sagte mir, Du seist derzeit nicht im Haus. Auf einem Termin in Detroit. Also hab ich Dir wieder eine Nachricht geschickt. Nichts passierte."

Sie machte wieder eine Pause.

„In der Nacht ist Phoebe krank geworden. Sie hatte hohes Fieber und klagte über Bauschmerzen. Also hab ich Reynolds geholt und bin mit ihr ins Krankenhaus. Die haben uns da behalten. Wieder hab ich versucht Dich zu erreichen und dann bot Bob sich an, das er es weiter versucht, während ich bei Phoebe bin. Er kam dann am Nachmittag und erzählte mir, dass er mit Dir gesprochen hat und das Du gesagt hast, ich soll mich erstmal um Phoebe kümmern. Ich fragte ihn, wie Du auf die Nachricht mit Mums Krankheit reagiert hast und er erzählte mir, dass Du es begrüßen würdest, wenn auch ich einen Test mache, ob ich die Krankheit auch habe. Das klang logisch für mich. Das klang nach Dir. Also hab ich mir Blut abnehmen lassen. Allerdings musste ich weiter vergeblich auf eine Nachricht oder einen Anruf von Dir warten. Das Ergebnis war niederschmetternd und ich bin im Krankenhaus zusammengebrochen. Auch ich habe diese Krankheit. Und auf Dein Geheiß hin hat man dann wohl auch Phoebe getestet. Und sie hat es auch."

Christian hätte zu gerne gewusst um welche Krankheit es sich handelte. Alles was er bisher gehört hatte, war furchtbar und machte ihm unheimliche Angst. Am liebsten wäre er aufgesprungen und davon gerannt. Aber das konnte er Ana nicht antun. Zumal damit die Geschichte ja wohl nicht zu Ende war.

„Nach drei Tagen ging es Phoebe wieder besser und Bob verkündete, Du würdest den Jet schicken, damit wir alle so schnell als möglich nach Seattle kommen und dort würde sich auch jemand um Mum kümmern. Es hörte sich für mich alles danach an, dass mein Mann das Zepter in die Hand genommen hat und nun alles regelt. Obwohl mir klar war, dass die Tatsache, dass ich eines Tages auch so enden werde, Dir mehr als zugesetzt haben muss."