„Danke, Euer Ehren. Das Plädoyer wird Mr. Grey halten."„Dann bitte ich sie nach vorne Mr. Grey." sagte der Richter und bat Carrick mit einer Handbewegung nach vorne.
Langsam erhob sich Carrick. Dabei stütze er sich auf der Schulter seines Sohnes ab. Er tat das hier für ihn. Für ihn und seine Familie. Für die ganze Familie. Es würde ihn alle Kraft kosten, aber jetzt aufzugeben war keine Option.
Und während sein Vater nach vorne ging traute sich Christian einen Blick auf Elena zu werfen. Sie war sichtlich nervös. Eine Gefühlsregung, die er selten an ihr gesehen hatte. Sonst war sie immer beherrscht und taff. Nervosität war eigentlich nicht ihr Ding. Gerade im Moment konnte er sich nicht mehr vorstellen, dass es Zeiten gab, in denen er regelrecht Angst vor dieser Frau hatte. Angst die da war, wenn er ein schlechtes Gewissen hatte und genau wusste, er hatte gegen ihre Regeln verstoßen.
Von Elena aus ging Christians Blick rüber in den Bereich der Zuschauer, wo seine Familie saß und die Menschen, die ihm in den letzten Jahren die besten Freunde waren: Gail und Jason Taylor, Luke Sawyer, Andrea Parker, Ross Bailey. Sie alle waren heute gekommen. Mia saß da an der Seite von Ethan. Beiden sah man die anstrengenden Nächte mit den Zwillingen an. Daneben hatte Elliot Platz genommen, der die Hand seiner Mutter hielt. Grace, die Frau die ihn gerettet hatte und die er so oft hintergangen hatte. Jedes mal wenn er sie anlog und statt zu einem Schulfreund zu Elena ging um sich ihr zu unterwerfen. Und dann sah er in die schönsten Augen der Welt: Die Augen seiner Frau. Aufrecht saß sie da. Die linke Hand lag unter der von Grace und die rechte auf ihrem kleinen Bauch. Immer wieder strich sie zärtlich darüber. Sie beide freuten sich so sehr auf dieses Kind. Mit seinen Augen sagte er ihr ‚Ich liebe Dich' und sie sagte es zurück. Sie verstanden sich blind. Einzig seine Kinder fehlten. Sie waren in Bellevue und Ray und Danielle betreuten sie. Ted hätte gerne gegen Elena ausgesagt. Die Aktion in der Limousine hatte er dank Flynn gut verdaut, aber die Bilder, die alle samt seinen Vater als Dom zeigten, die waren immer wieder in seinem Kopf. Er sprach oft mit seinem Vater darüber und Christian versuchte ihm ehrlich auf seine Fragen zu antworten. Das fiel ihm aber nicht immer leicht. Wie erklärt man seinem Sohn, dass es einen anmacht, wenn man Frauen, die aussehen wie die eigene Mutter, unterwirft und ihnen Schmerzen zufügt? Ein Kind wie Ted, der eine liebende und sehr fürsorgliche Mutter hat, wird es wohl nicht verstehen können.Christian versuchte sich zu konzentrieren und blickte auf seinen Vater, der nur wenige Meter von ihm entfernt vor der Jury stand.
„Euer Ehre, verehrte Jury," begann Carrick sein Plädoyer, „zwei Tage haben wir hier in diesem Gericht verbracht. Zwei Tage in denen wir zwei Menschen kennen gelernt haben, die einen nicht unerheblichen Teil ihres Lebens gemeinsam gegangen sind.
Auf der einen Seite haben wir einen jungen Mann, der mittlerweile ein bald vierfacher Vater ist, Ehemann, Sohn, Schwiegersohn, Bruder und Schwager. Ein Mann, der keinen leichten Start ins Leben hatte. Einen Start, den man keinem Kind wünscht. Die leibliche Mutter eine cracksüchtige, junge Frau, die sich ihr Geld als Prostituierte verdiente. Überfordert mit ihrem Leben und ihrem Kind machte sie diesem Leben ein Ende, als ihr Kind gerade einmal vier Jahre alt war. Der kleine Junge musste 3 Tage neben seiner toten Mutter ausharren, aß tiefgekühlte Erbsen, weil es nichts anderes zu Essen gab, deckte seine Mutter mit seiner Kuscheldecke zu, weil sie sich so kalt anfühlte. Der Vater unbekannt. Ein Waisenkind ohne jegliche Familie.
Als die Polizei ihn und seine Mutter fand, da brachte man ihn ins Krankenhaus. Unterernährt und verstört. Meine Frau behandelte ihn damals. Sie sah die schlimmen Wunden auf seiner Haut aber auch die in seiner Seele. Er sprach kein einziges Wort bis zu dem Tag, an dem wir die kleine Mia in unserem Haus aufnahmen. Da war er bereits 6 Jahre. Er duschte und wusch sich die Haare selbstständig, weil er keine Berührungen ertrug. Mir als Vater zerreißt es noch heute das Herz, wenn ich an seine traurigen Augen denke, jedesmal wenn ich mit den beiden anderen Kindern im Pool rumtobte oder auf der Couch kuschelte. Er war kein einfaches Kind. Viele Stunden hat meine Frau mit ihm beim Psychologen verbracht. Aber er blieb auffällig. Als Teenager kamen Schlägereien dazu. Er musste mehrere Schulen verlassen. Er betrank sich. Oft stand am Wochenende die Polizei vor unserem Haus und brachte ihn nach Hause, völlig betrunken.
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Anrufe mit ungeahnten Folgen
Fanfiction16 Jahre ist es fast her, dass Ana Christian eine zweite Chance gab. Sie mussten einiges gemeinsam durchstehen, doch am Ende lebten sie eine Zeit lang glücklich mit ihren beiden Kindern im großen Haus am Sound. Doch dann....