Prolog

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Jeder kennt diese Filme. In denen die Ausgestoßenen Versager in ihrer Wohnung zu Grunde dahin vegetieren. Alkohol oder Drogen wie Wasser konsumieren. Und meist sind das die Arschlöcher, die vom Held besiegt worden oder endlich aus ihrer Notlage heraus gelangen.

Ich kann schwer beurteilen in welche Kategorie dieser Versager ich mich einordne. In der, der Arschlöcher? Schließlich habe ich einen schwerwiegenden Fehler begangen. Dann ist mir nicht das Schicksal des aus der Asche kommenden Helden vorbehalten. Ob das fair ist, ich weiß es nicht. Ich weiß nur, dass so etwas wie Fairness nicht existiert. Ich weiß, dass Fehler existieren. Fehler, die ignoriert werden oder schlimmer bestraft werden, als der Teufel es nach dem Tod tut.

Grummelnd wälze ich mich auf den Bauch und legt die eine verheulte Seite meines Gesichts auf das Kissen, um nun die andere Seite leiden zu lassen. Die grüne Bettwäsche wird leicht von dem schwachen Licht zum Leuchten gebracht, was durch die dreckigen Fenster fällt, die ich dringend mal Putzen müsste. Duschen wäre auch mal wieder eine gute Idee. Ich passe perfekt ins Klischee dieser Nullen aus den Filmen.

Die Luft ist stickig. Wenn ich Glück habe, sterbe ich an Sauerstoffmangel. Die kleine Stimme des Stolzes versucht mir einzureden, dass ich übertreibe und es sicher bald wieder besser wird. Ich werfe diese von Bord direkt in einen Vulkan. Pff, natürlich wird alles wieder gut. Natürlich.

Schließlich findet man als Expolizist schnell wieder eine Stelle, wenn der Richter einen verurteilt hat. So schwer ist das doch nicht. Wäre dies ein Cartoon, könnte man die ganzen schriftlichen Absagen auf meinem Schreibtisch und Laptop lachen hören.

Müde lasse ich meine Augenlieder mir wieder etwas Dunkelheit gewähren. Doch kaum sind sie geschlossen, tauchen diese verdammten Szenen wieder auf, die mir seit fünf Monaten den Schlaf rauben.

____

„Ryon?!"

Völlig perplex von all dem, was passiert, starre ich in das Gesicht meines Chefs. In Schutzweste gepackt umgeben von zehn Spezialsoldaten, die ihre Sturmgewehre auf mich gerichtet haben, blickt mich mein Vorgesetzter mit dem Schnurrbart, der an ein Eichhörnchen erinnert an. Sein kahler Kopf ohne Übergang zur Stirn hat lediglich einen Kontrast durch seine Augenbrauen, die irritiert gehoben sind.

Verzweifelt ziehe ich an den Fesseln und sehe ihn verschreckt an. „Mr... Mr Brown", stottere ich erstarrt und weiß absolut nicht, was ich sagen soll, um diese Situation zu erklären.

Doch schätzt er die Lage schnell ein. Wahrscheinlich ist bekannt, dass Galahad in diesem Raum sein soll. So wendet er sich mir zu. „Wo ist er hin?"

Kreidebleich nickte ich hektisch in Richtung der Wand, in der die Tür im nächsten Moment von der Spezialeinheit gestürmt wird. Die in schwarz gekleideten Soldaten verschwinden in dem dunklen Gang, sodass es schnell wieder still wird.

Mein Körper ist wie paralysiert, als ich langsam wieder zu Mr. Brown blicke, der mich anstarrt. Der Lauf der Waffe ist noch immer auf mich gerichtet.
„Ich... D-Das... Bitte", bringe ich lediglich hervor, was den Funken der Mission aus seinen Augen erlischen lässt und das menschliche übergreift. Sofort ist er bei mir und löst den stramm gebundenen Gürtel um meine Handgelenke. Sie sind blau, da ich wohl zu sehr daran gezogen habe. Zischend reibe ich mir die geschundene Haut und sacke kraftlos ins Kissen.

Mein Chef mustert mich stumm, wobei er sich umblickt und meine Sachen auf dem Boden entdeckt, die er aufhebt und mir reicht. Murmelnd bedanke ich mich und ziehe mich schnell wieder an. Mr Brown wendet sich netterweise ab, verschränkt die Arme nachdenklich hinter dem Rücken.

Unplanned II BoyxBoyWo Geschichten leben. Entdecke jetzt